Weiß (German Edition)
nachgedacht, dass er jemanden über seine Entdeckungen aufklären musste, war aber zum dem Schluss gekommen, dass ihm ohnehin niemand glauben würde. Nun aber, da Sami ebenfalls eine tote Katze gefunden hatte, war vielleicht der richtige Augenblick gekommen, um von seinen Vermutungen zu berichten.
Er konnte die Menschen zu Aaron und dem alten Mann in seinem Haus führen und gemeinsam konnte man sich an die entsprechenden Behörden wenden. Vielleicht wäre das der erste vernünftige Schritt in Richtung einer möglichen Rettung.
Lewin wollte sich gerade aufrichten und seine Deckung verlassen, als eine weitere Gestalt auf die Straße trat. Augenblicklich verharrte er in der Bewegung und ließ sich wenige Sekunden später wieder zu Boden sinken. Die fünfte Person, die zu der kleinen Gesellschaft auf der Straße getreten war, war Simon und der begutachtete die tote Katze ebenfalls von allen Seiten.
Hatte Lewin soeben noch das dringende Bedürfnis gehabt, die anderen Menschen vor der drohenden Gefahr zu warnen, so war er sich nun nicht mehr sicher. Was, wenn sie ihm nicht glauben würden? Simon hatte aus unerklärlichen Gründen einen so gewaltigen Hass auf ihn, dass er ihn regelmäßig verprügeln ließ. Warum sollte er ihm da glauben, wenn er ihm diverse Leichen präsentierte und dann eröffnete, dass eine unbekannte Krankheit Schuld an dieser Misere war. Vermutlich würde er den Spieß sofort umdrehen und stattdessen Lewin selbst beschuldigen, etwas mit diesen Todesfällen zu tun zu haben.
Lewin wurde durch einen Schrei aus seinen Gedanken gerissen. Simon hatte das immer hitziger werdende Gespräch unterbrochen. Er hielt eine Hand in die Höhe und ließ seine Handflächen erkennen. Die beruhigende Geste eines Anführers, der seine Untergebenen beruhigt. Die roten Gesichter der Anderen entspannten sich und sie stellten ihr zorniges und lautes, aber für Lewin trotzdem unverständliches Gerede ein. Simon schien nun eine Art Ansprache zu halten, vielleicht so etwas wie einen Plan, den er den Anderen mitteilte. Dann nahm er Sami die Katze aus der Hand und ging auf Lewins Versteck zu.
Noch bevor sein Verstand begriff, was dort vorne vor sich ging, begann Lewins Herz bereits wie verrückt zu pumpen. Sein Atem stockte und ihm wurde eiskalt. Wie um alles in der Welt hatten sie ihn hier entdeckt? Und was zum Teufel wollten sie von ihm? Glaubten sie etwa, dass er etwas mit dieser Sache zu tun hatte?
Während Lewin fieberhaft darüber nachdachte, wie er sich aus der Situation retten konnte, drehte die kleine Gesellschaft plötzlich ab und bewegte sich nach links. Erleichtert atmete Lewin aus. Offenbar hatten sie ihn doch nicht entdeckt.
Sein Körper entspannte sich und gerade als er über sich selbst lächeln wollte, gefror ihm das Blut in den Adern.
Die Gruppe befand sich nun wesentlich dichter an seinem Versteck und wenn sie auch noch nicht vollkommen in seiner Hörweite waren, reichte die Lautstärke ihres Gesprächs aus, um Lewin einen Namen verstehen zu lassen: Galen.
Fünf
Das kühle Rauschen der Bäume empfing ihn mit einer entspannten Sinfonie und schlagartig fühlte Lewin, wie die Anspannung der letzten halben Stunde vom ihm abfiel. Das Zittern in seinen Gliedern wurde schwächer und seine Gedanken hörten auf zu rotieren.
Er lehnte sich an einen Baum und atmete schwer ein und aus. Seit Simon und die Anderen aus seinem Blickfeld verschwunden waren, war er innerlich zerrissen. Seinen ersten Impuls , ihnen zu folgen, um herauszufinden, was vor sich ging, hatte er unterdrückt. Die Gefahr, erwischt zu werden, war zu groß. Wie hätte er erklären sollen, warum er ihnen nachschlich?
Außerdem hätte mindestens einer von ihnen es bestimmt nicht unterlassen können, ihn zu berühren oder ihm die tote Katze unter die Nase zu halten , und das hätte Lewin sicherlich nicht ertragen. Spätestens dann hätte er ihnen alles erzählt. Aber da wäre es schon zu spät gewesen. Er wäre dann ebenfalls definitiv infiziert und müsste zusätzlich einen ganzen Haufen Erklärungen abliefern, die er nicht hatte. Darüber hinaus hatte er keine Lust auf neuerliche Prügel. Auch wenn er sich heute stärker fühlte als sonst, waren die immer noch zu fünft gewesen und er selbst ganz allein.
Lewin war klar, dass an seinem ursprünglichen Plan festzuhalten und in den Wald zu fliehen, die richtige Entsch eidung gewesen war. Und trotzdem konnte er nicht aufhören, darüber nachzudenken, was um alles in der Welt Simon und die Anderen mit
Weitere Kostenlose Bücher