Weiß wie Schnee, rot wie Blut, gruen vor Neid
geschleppt? Na? Eben!
Andererseits hatte er mir vor ein paar Tagen das Leben gerettet.
»Alles bestens«, antwortete ich genauso floskelhaft und grinste betont dämlich, in der Hoffnung, dass es ihm auffiel. Doch weit gefehlt.
»Dann ist ja gut, ich muss nämlich noch mal kurz weg.«
Zunächst dachte ich, Felix würde den Wagen mit den WCs entern, doch weit gefehlt. Er verschwand hinter den Büschen, aber ich konnte dennoch sehen, dass er telefonierte. Schon wieder.
Na toll! Hatten die acht Zwerge nicht vereinbart, mich nicht eine Sekunde aus den Augen zu lassen? Auf Schritt und Tritt in meiner Nähe zu sein, damit mir nichts passieren konnte? Wer Felix zum Bodyguard hatte, brauchte sich über die Folgen der Klimakatastrophe oder den drohenden Weltuntergang im Jahr 2012 keine Sorgen zu machen – er würde sie sowieso nicht erleben.
Ich versuchte, gegen meine aufkommende Wut und meine Enttäuschung anzukämpfen. Immerhin hatte ich auch noch die Info zu verkraften, dass es der Redaktion meines Vaters momentan nicht möglich war, zu seinem Expeditionsschiff Kontakt aufzunehmen. »Wir melden uns, wenn wir von ihm hören, und sagen ihm, dass er Sie anrufen soll«, hatte eine sympathisch wirkende Irmeline Schotthuber mir versichert. Tja, momentan lief irgendwie gar nichts nach Plan…
Teil zwei von Star Trek lief schon wieder fünf Minuten, bis Felix endlich um die Ecke bog. Diesmal entschuldigte er sich gar nicht erst und ich tat, als sei ich völlig von der Handlung des Films gefesselt. Angestrengt starrte ich auf die Szene, in der gerade einer der Trekkies in einer Höhle saß und gegen eine Riesenspinne kämpfte. Nicht schön, das!
Als der Abspann lief, kam endlich Leben in meinen Begleiter. Über uns schossen farbige Raketen in die Luft und tauchten den Hamburger Nachthimmel in ein atemberaubendes Farbenmeer. Silvester war dagegen eine echt lahme Veranstaltung.
»Das ist das Feuerwerk vom Dom!«, klärte Felix mich auf. Befürchtete er etwa, ich würde gleich »Happy new year!« kreischen und ihm um den Hals fallen?
Doch dann sah er mir endlich zum ersten Mal an diesem Abend richtig in die Augen. »Ist das nicht wunderschön?«
Ich hauchte ein Ja, trank noch einen Schluck Sekt und robbte mich möglichst unauffällig an ihn heran. So nah, dass ich den Duft seiner Haut im Nacken erschnuppern konnte. Und siehe da: Felix zog mich an seine Seite, legte den Arm um mich und hielt mich fest umschlungen. Endlich wurde mir warm – von innen und von außen. Ich wollte ihn gerade fragen, ob er noch mit in die Karoline wollte, als eine SMS meine rosarote Seifenblase platzen ließ. Felix wurde augenblicklich hektisch, pfriemelte das Handy umständlich aus der Jeans und sah so schuldbewusst aus, als hätte ich ihn bei wer weiß was ertappt.
»Vielleicht hat er ja eine Freundin«, mutmaßte JamieTim, als ich ihm um ein Uhr morgens mit meinem verunglückten Date in den Ohren lag. Er selbst war auch erst seit einer halben Stunde daheim, die Renovierungsaktion bei Alka hatte Ewigkeiten gedauert und ein Ende war noch lange nicht in Sicht.
Wir saßen in seiner Küche und tranken Rotwein. Ich, um mich aufzuwärmen. JamieTim, um wieder runterzukommen, wie er sagte. Er war dermaßen aufgewühlt von der ungewohnten Nähe zu der Frau seines Herzens, dass er Mühe hatte, meinem Gesprächsfaden zu folgen. Obgleich der ziemlich simpel gestrickt war und einem einzigen Muster beziehungsweise Namen folgte: Felix.
JamieTim und ich hatten eins gemeinsam: Wir waren beide verknallt, dabei nicht wirklich happy, und hatten jede Menge Fragen…
»Vielleicht will sie dich beim Renovieren in Ruhe beschnuppern und dich auf deine maskulinen Fähigkeiten abklopfen«, schwadronierte ich, während meine Zunge ziemlich schwer im Mund lag. Himmel, gleich würde ich beginnen zu lallen.
»Vielleicht wollte Felix testen, ob du der Typ Frau bist, mit der er seine Leidenschaft für Science-Fiction-Filme teilen kann«, murmelte JamieTim. Er lallte definitiv. Und leerte in Windeseile ein weiteres Glas Wein. »SagmaWittchen, findstemicheigendlichattraktiiiieeew?«
Ich schluckte. Was sagte ich denn jetzt am besten? »Ich finde, du bist ein liebenswerter Kerl mit sanften Augen, einem starken Körper, einer tollen Ausstrahlung…« Hm, hatte ich noch was vergessen? Ach ja: »Und du bist ein fantastischer Koch!«
»Dasbeandwordedabernochnichmeinefrage!«
Stimmt…
»Doch, ich finde dich attraktiv! Sehr sogar!« Schönheit war schließlich eine Frage des
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