Weiss
nicht gemacht?«, fragte Kara, während er sich hochschraubte.
Manas steckte Patronen in das Pistolenmagazin. Das klappte auch mit einer Hand gut. »Für dich war etwas Besonderes geplant.«
»Wer hatte das geplant? Und warum? Mundus Novus? Wersteckt hinter Mundus, welches Ziel verfolgt Mundus? Stille meine Neugier, bevor du deine Arbeit erledigst.«
Urplötzlich ließ auf dem Hof ein Polizeiauto seine Sirene aufheulen, Manas war so überrascht, dass er eine Patrone auf den Tisch fallen ließ. Er stand auf, wandte sich zum Fenster, sah den Streifenwagen und zog die Gardine zu.
Kara hastete mit langen Schritten los und war bereits im Foyer, als er hörte, wie Manas das Magazin in die Pistole schob.
Polizeiobermeister Ville Parola war schon früher im Feriendorf Hormajärvi gewesen, einmal, um einen Betrunkenen, der mit dem Messer herumfuchtelte, in die Grüne Minna zu verfrachten, ein andermal, um einen Autofahrer, der auf der Honkaharjuntie in den Straßengraben gerast war, ins Röhrchen blasen zu lassen, und mehr als zehnmal hatte er hier ein Mädchen aus Litauen gevögelt und sich nie die Mühe gemacht, sie nach ihrem Namen zu fragen. Jetzt war er in Hormajärvi, weil die Polizeiwache in Lohja früh um sechs einen Anruf von einem Anwohner erhalten hatte, der behauptete, er habe beim Gassigehen mit seinem Jagdhund im Wald am Rande des Feriendorfes ein Auto mit einem seltsam gekleideten Mann darin gesehen und vom Feriendorf her ungewöhnlichen Lärm gehört.
Den am Rand des Waldwegs abgestellten, leeren Mercedes Benz C180 der Autovermietung Avis hatten sie schnell gefunden, aber in den Häusern des Feriendorfes war kein Laut mehr zu hören. Dafür stand auf dem Hof ein Zwergauto, das einem Straußenei ähnelte. Die Zentrale hatte eben mitgeteilt, dass es Kati Helmi Irina Soisalo gehörte, gegen die nichts vorlag. Ihr Name stand auch nicht auf der »VORSICHT!«-Liste der gefährlichen Personen.
»Na, was meinst du, gehen wir hinein, obwohl wir über den Fahrer des Mietwagens nichts wissen?«, fragte Parola seinen jüngeren Kollegen Vuorenmaa.
»Wir können aber auch nicht noch ewig auf eine andere Streife warten«, erwiderte Vuorenmaa, stieg aus und jammerte dabei über seinen Rücken.
Parola schaute aus etwa zwei Metern Entfernung zu, wie Vuorenmaa an der Tür des Hauptgebäudes klingelte. Dann klopfte der junge Polizist, wartete noch einen Augenblick, drückte die Klinke, ging hinein und rief, ob jemand da sei. Die Tür blieb offen.
Gemächlich holte Parola die Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an. Er machte in aller Ruhe ein paar tiefe Züge und trat unmerklich immer näher an die Tür. Das dauerte aber bei Vuorenmaa. Der junge Mann musste noch viel lernen, er ließ die Kunden zu viel erklären und verplauderte sich zuweilen.
»Ist da jemand?«, rief Parola und hörte gleich danach ein gedämpftes Zischen. Bildete er sich das ein? Wer zum Henker sollte hier mit einer Waffe schießen, die einen Schalldämpfer hatte? So eine Nacht ohne Schlaf spielte ihm heutzutage übel mit, kein Wunder, er hatte schon bald dreißig Jahre Nachtschichten auf dem Buckel.
Parola zog seine Dienstwaffe, eine Glock. Auch für diese Situation gab es bestimmt eine objektive Erklärung. In der Gegend von Lohja war es nicht üblich, etwas anderes als Wild zu schießen, das dürfte erst das zweite Mal in seiner Polizistenlaufbahn sein, dass er im Dienst die Waffe ziehen musste. Frauen gegenüber gab er allerdings manchmal mit seiner Pistole an, anders als das etwa zwanzig Zentimeter lange Teil war sein eigenes Ding leider nicht gerade sehr vorzeigbar.
Polizeiobermeister Ville Parola trat durch die offene Tür hinein und sah mit Besorgnis das Chaos, hier hatte es jemand bei seinem Abgang eilig gehabt. Er sagte Vuorenmaas Namen, erst leise, dann mit etwas mehr Sicherheit in der Stimme. Keine Antwort. In der Nähe des Feriendorfes standen zwei Autos, also konnten sich in dem Gebäude mehrere Personen befinden. Er drückte denNotknopf seines Sprechfunkgeräts, jetzt würden alle Streifenwagen im Gebiet von Lohja dasselbe hören wie er, und die Zentrale erhielt einen Notruf.
Im Erdgeschoss war nur eine Tür geschlossen, er öffnete sie vorsichtig mit erhobener Waffe. Ein Schuss war nicht zu hören, nur das Geräusch, als sich Parola übergab und den Inhalt seines Magens auf den Flickenteppich entleerte. Vuorenmaa, der auf dem Bett lag, hatte kein Gesicht mehr, und die Decke war blutdurchtränkt. Parola begriff, dass
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