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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Gewichthebers in Jeansjacke und Lederweste zierte ein Tribaltattoo, so groß wie eine Untertasse. Kati Soisalo hatte Tirkkonen vor Jahren in einer Strafsache verteidigt, und der wiederum hatte ihnen im vorigen Jahr bei der Aufdeckung von Verbrechen finnischer Waffenfirmen geholfen. Die beiden Männer begrüßten sich.
    »Wenn du Tirkkonen zur Unterstützung angefordert hast, dann dürftest du Arbuzow gefunden haben,«, meinte Kara und schaute Kati Soisalo an.
    »Gewissermaßen. Die Geschichte ist aber ein wenig komplizierter. Setz dich hin und hör zu, wir wollten gerade anfangen«, befahl Kati Soisalo, dann nahm sie am Küchentisch Platz und gab Tirkkonen ein kariertes Blatt Papier.
    »Halte dich an deinen Rollentext, dann wird alles gut verlaufen. Und wenn Arbuzow etwas Unerwartetes fragt, hörst du dir erst an, was ich sage, und antwortest danach. Denk dir nichts selber aus«, riet ihm Kati Soisalo.
    Tirkkonen drückte die Taste mit dem grünen Hörer und schaltete den Lautsprecher ein. Es dauerte eine Weile, bis sich Arbuzow in mürrischem Ton mit einem russischen Wort meldete.
    »Sakke Tirkkonen aus Finnland. Spreche ich mit Dimitri Arbuzow?«
    »Kennen wir uns? Von wem hast du diese Nummer? Wie war der Name?«, fragte Arbuzow.
    Kati Soisalo nickte, als sie Arbuzows Stimme erkannte. Das war derselbe Mann, der sie bedroht und ihr Vilmas Foto gegeben hatte.
    »Sakke Tirkkonen. Ich rufe an, um ein Angebot zu machen. Ich weiß, dass eure Kooperationspartner hier in Finnland aus dem Spiel sind und eure Aktivitäten auf Eis liegen. Der MC Black Angels kann die Verteilung und Vermittlung eurer Erzeugnisse übernehmen. Wir haben …«
    »MC Black Angels. Der Motorradclub?« Arbuzow klang überrascht.
    »Wir haben Verteilungskanäle, die jederzeit verfügbar sind, und erfahrene Leute. Probier es einmal mit uns, und wenn du zufrieden bist, können wir weitermachen.«
    »Bei einem neuen Zwischenhändler würde der Preis für die erste Fracht mindestens zwei Millionen Euro betragen. In bar.«
    Tirkkonen hielt die Hand über das Telefon und hörte sich an, was Kati Soisalo sagte, bevor er antwortete. »No problem. Die Black Angels sind ein internationaler Club, und unsere Dachorganisation unterstützt eine Expansion gern. Wir bekommen das Geld auf alle Fälle zusammen.«
    Kati Soisalo schrieb etwas in fieberhafter Eile und legte den Zettel vor Tirkkonen hin. »Aber die Übergabe muss in Finnland erfolgen, wir haben nicht so gute Beziehungen zum Zoll wie eure ehemaligen Partner.«
    In der Leitung herrschte einen Moment Schweigen, während Arbuzow nachdachte. »Ich überprüfe ein paar Dinge und komme dann darauf zurück. Aber eins kann ich schon jetzt sagen: Ich will im Voraus Beweise dafür, dass ihr das Geld habt.« Dann war das Gespräch zu Ende.
    Kati Soisalo und Paranoid strahlten vor Zufriedenheit, Tirkkonen holte sich aus dem Kühlschrank ein Bier und verschwand im Wohnzimmer. Kara saß da und schaute sie entgeistert an.
    »Zwei Millionen. Wie zum Teufel wollt ihr so viel Geld beschaffen?«, fragte er schließlich.
    »Das ist ganz einfach«, antwortete Kati Soisalo. »Ich habe dir doch voriges Jahr erzählt, dass Bestechung auch in Finnland ein ganz normaler Teil des Geschäfts der Konzerne ist. Bei vielen Industrieunternehmen kommen alle Kunden aus dem Ausland, und dort muss man sich an die Spielregeln halten, die vor Ort gelten. Bei meinem ehemaligen Arbeitgeber Fennica war es üblich, bei fast jedem Deal irgendeinem Broker oder Berater ein, zwei Prozent vom Kaufpreis zu zahlen. Die Bestechungsgelder wurden von einem extra dafür eingerichteten Konto genommen. Und da es bei den Geschäften nahezu immer um Hunderte Millionen ging, lagen auf dem Konto etliche Millionen.«
    »Du kannst an diese Gelder nicht mehr herankommen.« Karas Feststellung hörte sich wie eine Frage an.
    »Im Gegenteil. Ich komme an dieses Geld, wenn es sein muss, sofort heran. Otto Mettälä, der geschäftsführende Direktor von Fennica, und ich haben damals in Zürich bei der Bank »Julius Bär« ein Konto für Bestechungsgelder eröffnet. Die Gelder auf diesem Konto stammten von Fennica, und zwar völlig legal. In den Geschäftsbüchern des Unternehmens erschienen sie als ganz normale Zahlungen an einige Kooperationspartner in Mitteleuropa. Eines verrieten die Fennica-Konten allerdings nicht: Diese Partner überwiesen die Gelder weiter auf eben das Bestechungskonto, nachdem sie vorher ihren Anteil, ein Honorar von einigen Prozent, abgezogen

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