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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Arbeitszimmer.
    »Es gibt gute Nachrichten«, verkündete Paranoid. »Fidel vom Kabinett hat den Verdacht, dass Ukkola Informationen verrät. Ich habe eben ihr Gespräch mitgehört.«
    »Worüber sprechen wir zuerst, über die sechsjährigen Mädchen in der Provinz Veneto oder über Eero Palomaas Unterlagen?«, fragte Kara.
    »Über Vilma«, antwortete Kati Soisalo.
    »In der Provinz Veneto leben 4,6 Millionen Menschen«, erklärte Paranoid. »Ihr habt gesagt, dass wir Vilma in einer Kleinstadt suchen, also habe ich die 735   000 Einwohner von Padua, Venedig und Verona weggelassen. Übrig bleiben ungefähr 3   865   000 Menschen. Eben habe ich Kontakt zu einem italienischen Kollegen aufgenommen, der die Sprache beherrscht und in die italienischen Datenbanken zu Adoptionen einbrechen kann. Wenn Vilma wie in Italien üblich die Vorschule besucht hat, wird die Suche erleichtert. Ich suche dann nur alle Dreijährigen, die vor etwa drei Jahren ins Melderegister aufgenommen worden sind, und …«
    »Das hört sich alles gut an, aber wie lange dauert das? Wir haben es verdammt eilig. Arbuzows Leute wissen, dass ich Vilmasuche, möglicherweise wird man ihr etwas antun, wie sie es angedroht haben. Und Arbuzow hat gesagt, ich wäre nach dieser Aktion Freiwild.«
    »Das dauert halt seine Zeit«, erwiderte Paranoid etwas ratlos und zuckte die Achseln.
    Kara wechselte das Thema. »Was findet sich in Palomaas Unterlagen?«
    »Alles Mögliche. Der Mann hat über Jahrzehnte Quittungen, Kontoauszüge und sonst was für Belege gesammelt wie ein Eichhörnchen. Dank dieser Beweise wird Anita Arho ganz sicher in den Knast müssen.«
    Paranoid reichte sowohl Kara als auch Kati Soisalo ein Blatt. »Und auch über das von Kivijalka verwaltete Vermögen hat er ein exaktes Verzeichnis angelegt. Dutzende Konten in Finnland wie im Ausland.«
    Kara ging die Liste rasch durch, bis er einen Namen entdeckte, der in ihm sofort schlimme Erinnerungen weckte. »Weshalb hat Kivijalka an die Stiftung zur Entwicklung des Industriegeländes im Londoner Park Royal Geld gezahlt?«
    Kati Soisalo schaute Kara an. »Ist das der Ort, wo deine Familie …«
    Kara nickte.
    Paranoid suchte in seinen Unterlagen. »Das ist eine regelmäßige Zahlung, sie wird einmal im Monat vom Konto abgebucht. Eine ziemlich große Summe, eine halbe Million Euro jedes Mal.«
    Kara las die Liste weiter. »Kivijalka besitzt keine einzige Immobilie, nur eine Wohnung in Pajamäki. Wer nutzt die?«
    »Aus diesen Unterlagen geht ja nun auch nicht alles hervor«, murmelte Paranoid, wandte sich seinem Computer zu und ließ die Finger ein paar Minuten auf der Tastatur tanzen. »Dort wohnt anscheinend schon jahrelang niemand.«
    »Vielleicht ist es angebracht, diese Bude einmal in Augenschein zu nehmen«, sagte Kara.

22
    Sonntag, 15. August
    Leo Kara parkte Kati Soisalos Wagen auf der Pajamäentie und ging entschlossen zum Aufgang B des dreigeschossigen Hauses mit der Eigentumswohnung, die Kivijalka gehörte. Die Haustür war nicht abgeschlossen, er stieg die Treppe hinauf in die erste Etage. Kein Namensschild an der Tür, nur ein Aufkleber »Keine Werbung«. Er legte ein Ohr an die Tür, lauschte und hielt den Atem an, seine Herzschläge waren zu hören und das Rauschen des Heizkörpers im Treppenhaus. Vom Innenhof aus würde er vielleicht die Fenster der Wohnung sehen.
    In den fünfziger und sechziger Jahren wurden die Wohnviertel noch nicht so dicht bebaut, hier war viel Platz; zwischen den Häusern lag ein grüner Garten wie ein kleiner Park, mit überdachtem Grillplatz, Sandkasten und Schaukel. Auf den Balkons zeigte sich gerade niemand. Er war sich ziemlich sicher, welche der Fenster in der ersten Etage zur Wohnung von Kivijalka gehörten. Wie viele Minuten hätte er Zeit, auf den Balkon zu klettern, ehe jemand die Polizei rief?
    Kara ging zur Hauswand, sprang nach oben, zog sich am Metallgeländer des untersten Balkons hoch und stellte sich darauf. Er bekam das Geländer im ersten Stock zu fassen, schwang ein Bein über das Metall und hing nun in der Waagerechten; die Arme wurden auf eine harte Probe gestellt, bis es ihm endlich gelang, sich hochzuhieven. Er hatte es geschafft. Auf dem Innenhof und den Balkons des gegenüberliegenden Hauses war nichts zu hören. In der Wohnung von Kivijalka herrschte Dunkelheit. Die Jalousien waren unten und die Balkontür geschlossen, obwohl dieSonneneinstrahlung der letzten Tage auch dieses Haus aufgeheizt hatte. Drinnen war es garantiert

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