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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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die Holzbauten des Sprungturms plötzlich knarrten. Versuchte der Killer zu ihnen hinaufzuklettern?
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu warten, die Stützkonstruktion des Turmes lag außerhalb ihres Blickfeldes, selbst wenn sie über den Rand hinwegschauen würde. Sie musste lauschen und versuchen zu schlussfolgern, an welcher Stelle der Killer auftauchte. Und als Erste schießen.
    Die Sirenen waren zunächst nur ganz schwach zu hören und im fernen Rauschen des Verkehrs kaum auszumachen, wurden aber schnell lauter. Kara stieß Soisalo an die Schulter, zeigte erst auf ihre Waffe, dann auf den Plastikboden der Schanze und bedeutete ihr, ohne einen Ton von sich zu geben, sie solle schießen.
    Kati Soisalo zögerte. Sie kannte die Position des Killers nur ungefähr, aber wenn sie schoss, verriet sie ihm, wo sie sich befand. Also war sie gezwungen, zu treffen. Die Sirenen heulten jetzt schon sehr laut, doch Hilfe würde frühestens in ein oder zwei Minuten eintreffen.
    Sie legte ihre Waffe auf den Plastikbelag der Anlaufspur, zog ihren Gürtel so straff wie möglich und erklärte Kara mit Gesten, dass sie über den Bretterrand schauen wollte und er sie an den Fußgelenken festhalten sollte.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Kara einwilligte. Sie bewegten sich möglichst leise bis an den Rand, schauten sich an und zählten lautlos bis drei. Kara packte Kati an den Fußgelenken und stieß sie nach oben, während sie sich gleichzeitig abdrückte. Kati Soisalo schwang sich über den Rand, hing mit dem Kopf nach unten und der Waffe in der Hand und sah unter dem Schanzenturm nur die dicken Balken der Stützkonstruktion.
    ***
    Die Außentemperatur lag bei etwa zwanzig Grad, aber die Atmosphäre in Jukka Ukkolas Volvo war aufgeheizt. Anita Arho war so außer sich, dass sie nicht gewartet hatte, bis Ukkola in ihr Auto stieg, wie es sonst üblich war. Diesmal trafen sie sich auf dem Parkplatz der Metrostation Kulosaari.
    »Du wusstest, dass Arbuzow und Krylow mit ihren Ladungen auch Drogen nach Finnland brachten. Du warst ihr Kontaktmann und hast in Finnland alles organisiert. Ich habe heute einen anonymen Hinweis und Beweise dafür erhalten.«
    »Die Ladungen dieser Laster habe ich doch nicht überprüft, ich bin nicht mal in den Aufliegern drin gewesen, kein einziges Mal.« Diese unerwartete Wendung war Ukkola mächtig in die Glieder gefahren, deshalb hörte er sich glaubwürdig an, obwohl er log, dass sich die Balken bogen.
    Anita Arho ließ sich nicht überzeugen. »Und als ob das mit den Drogengeschäften nicht schon genug wäre, plauderst du nun auch noch Insiderwissen aus.«
    Jetzt sah Ukkola echt verdutzt aus.
    »Dimitri Arbuzow hat von den Informationen berichtet, die der Generaldirektor des UNODC erhalten hat. Leo Kara unddeine Ex haben von dir die Unterlagen, die der FSB an die KRP geschickt hat, und auch noch andere Informationen.«
    »Warum sollte ich denen helfen, verdammt noch mal, ich habe doch versucht, die loszuwer…«
    Seine Erklärungen interessierten Arho nicht. »Jemand weiß auch, wie wir über Twitter unsere Treffen vereinbaren, und ich habe das nun ganz bestimmt nicht verraten.«
    Ukkola ahnte schon das Allerschlimmste. »Was meinst du damit?«
    »Jemand hat mich über Twitter in deinem Namen zu einem Treffen gebeten. Wenn du es nicht warst, dann ist jemand in deinen PC eingebrochen.«
    Ukkola antwortete nicht, ihm fielen ein paar Alternativen ein, die so widerwärtig waren, dass sie ihm die Sprache verschlugen.
    »Du bist nicht fähig, die Ermittlungen der KRP unter Kontrolle zu halten, du hast hinter dem Rücken des Kabinetts und auf Kosten seiner Sicherheit Drogengeschäfte gemacht, du hast es nicht geschafft, deine Exfrau auszuschalten, und du verrätst Informationen!«, rief Anita Arho und stieg aus. »Arbuzow wurde übrigens vor einer Stunde in Ost-Helsinki umgebracht. Von euch Drogenhändlern bist nur du noch übrig«, fügte sie hinzu und warf die Tür zu.
    Jukka Ukkola hatte das Gefühl, unter eine Dampfwalze geraten zu sein. Fidel bedrohte sein Leben, der kirgisische Killer war höchstwahrscheinlich immer noch in Finnland, und er wusste ganz genau, wer in seine Computer eingebrochen war.
    ***
    Der Chef der Aufklärungsabteilung, Kriminaloberinspektor Claes »Klasu« Nyman, saß im Beratungsraum »Heftmaschine« der KRP und spürte, wie ihm die Galle hochkam. Schon seit seiner Kindheit wurde er leicht wütend und hatte deshalb im Laufe der Jahre etliche Methoden – eine sonderbarer als die

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