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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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sowohl die Favoriten als auch die aufgerufenen Seiten und entfernte dann alle Spuren, die er hinterlassen hatte.
    Manas spuckte Blut aus, als Kara sich neben ihn kauerte.
    »Was ist im Oktober 1989 im Industriegelände des Park Royal passiert und warum?«, fragte Kara auf Russisch.
    Manas betrachtete eine ganze Weile prüfend Karas hassverzerrtes Gesicht. »Die Tage damals waren ein schöne Vorstellung. Obwohl nicht alles so geklappt hat, wie es sollte.«
    »Du hast meinen Vater umgebracht.«
    Manas antwortete nicht.
    »Letztes Jahr hast du meinen Freund Ewan Taylor in Khartum hingerichtet!«, zischte Kara so hasserfüllt, dass Speichelspritzer sprühten.
    Manas blieb still, er starrte Kara an, als würde er ein interessantes Schauspiel verfolgen.
    Karas Faust traf Manas am Backenknochen, sein Kopf schnellte nach hinten. »Warum musste meine Familie umgebracht werden?«
    Es dauerte eine Weile, bis Manas den Mund aufbekam. »Du bildest dir doch nicht ernsthaft ein, dass ich rede. Ich bin dafür ausgebildet worden, Schmerzen zu ertragen, die du dir nicht einmal vorstellen kannst.«
    »Nenne mir einen einzigen guten Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle umbringen sollte.«
    »Du bist nicht dumm«, antwortete Manas. »Ich kenne deine Geschichte einigermaßen und glaube deshalb nicht, dass du eine lebenslängliche Strafe absitzen willst. Vorhin in deinem Jähzorn hättest du möglicherweise geschossen, aber jetzt hast du deine Wut schon unter Kontrolle.«
    Kara wurde klar, dass Manas recht hatte. »Ich rufe die Polizei und warte hier, bis man dich holt.«
    »Russland würde meine Auslieferung verlangen, und die Bitte würde man binnen kurzem erfüllen. Du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast«, erwiderte Manas. Allerdings hatte er nicht die geringste Absicht, verhaftet zu werden.
    Kara lachte gezwungen. »Wenn du glaubst, dass ich dich gehen lasse, bist du nicht nur verrückt, sondern auch dumm.«
    »Ich rede nur über die unmittelbare Gegenwart. Und wenn ich dir nun etwas über Mundus Novus erzähle?«, schlug Manas ganz ruhig vor.
    In Karas Kopf herrschte Aufruhr. Er sah sich hier von Angesicht zu Angesicht einem Mann gegenüber, der imstande war, fast alle Fragen zu beantworten, die ihn so brennend interessierten. Wo sollte er anfangen?
    Plötzlich fielen ihm Palomaas Unterlagen ein. »Nach den Angaben des Juristen, der die Angelegenheiten des Kabinetts verwaltet, wird aus Finnland monatlich Geld an die Stiftung zur Entwicklung des Industriegeländes im Park Royal gezahlt. Weshalb?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Manas, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. »Bei Mundus Novus weiß jeder nur so viel, wie erforderlich ist, damit er seine eigene Aufgabe erfüllen kann, und ich habe nichts zu tun mit dem Park …«
    Manas brach mitten im Satz ab, als es an der Tür dreimal laut klopfte.
    Noch ehe Kara irgendwie reagieren konnte, rief Manas schon Anweisungen auf Russisch. Dann krachte der Türrahmen.
    Kara rannte zum Balkon, öffnete die Tür, griff nach dem Geländer und sprang.
    ***
    Die Wände von Jukka Ukkolas Büro schmückte neben der Kopie des Katana-Schwerts, mit dem der legendäre Samurai Uesugi Kenshin gekämpft hatte, auch eine Sammlung der wichtigsten Meilensteine seiner beruflichen Laufbahn: der Ehrentitel ›Polizist des Jahres‹ aus der Zeit als Kriminalkommissar, das mit einer Widmung versehene Silberne Verdienstkreuz der Polizei als Anerkennung für besondere Verdienste in der Polizeiarbeit, ein Zeitungsausschnitt mit der Meldung über das Urteil gegen die Insulinmörderin, die er aufgespürt hatte, und ein Foto von einer Feier bei einem Profiler-Kurs der FBI-Akademie für ausländische Polizisten.
    Ukkola bereute seine Taten nicht, er ärgerte sich über sein Pech. Die unerwarteten Ereignisse der letzten Tage drohten alles zu zerstören, wofür er in den letzten zwanzig Jahren zielstrebig gearbeitet hatte. Aber Risiken gehörten nun mal dazu, wenn man den Willen besaß, auf seine eigene Weise voranzukommen und nicht zu Kreuze kriechen und den Ernennungen und Beförderungen ausgeliefert sein wollte, über die dümmere Vorgesetzte mit allen möglichen Begründungen entschieden. Er hatte nicht die Absicht, untätig dazusitzen und auf seinen Untergang zu warten, er war keiner, der sich von anderen auf irgendein Gleis schieben ließ, sondern einer, der sein Schicksal selbst in die Hand nahm.
    Es gab vier Probleme: die Ermittlungen der KRP zu den von ihm und Arbuzow organisierten

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