Weiss
nicht.« Kara schwieg eine Weile, um seine zweite Neuigkeit wirken zu lassen, die ebenfalls wie eine Bombe einschlug. Er hielt Palomaas Erklärung in der Hand und spürte förmlich, wie sehr Anita Arho darauf brannte, sie zu lesen.
»Palomaa berichtet detailliert von der Gründung des Kabinetts, von seinen Verbindungen zum KGB und FSB, von den Geldern, die es vom Kreml bekam, vom Transfer des Milliardenvermögens der Sowjetunion in andere Hände nach 1991, von Fidel, also von dir, und von allem möglichen anderem.«
Anita Arho erinnerte sich daran, dass sie eine Magnum 50 Super Robusto von H. Upmann in der Hand hielt, als die glühende Zigarrenspitze schon fast ihren verkrampften Oberschenkel berührte. »Darf ich lesen, was Palomaa genau genommen behauptet?«
»Nein.«
»Es ist immer leicht, haltlose Beschuldigungen vorzubringen. Wenn man in großen Unternehmen führende Posten bekleidet, gewöhnt man sich an die Angriffe von Kunden, die ihren Besitz verloren haben oder aus anderen Gründen verbittert sind, und von ehemaligen Kooperationspartnern.« Anita Arho legte die Zigarre auf den Rand des Aschenbechers und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Dank meiner Position bin ich imstande, meinen Widersachern das Leben sehr schwer zu machen.«
»Ist dir klar, dass Palomaa über Jahre Beweise gegen dich gesammelt hat? Er will, so sagt er in seiner Erklärung, dass du strafrechtlich für deine Taten zur Verantwortung gezogen wirst. Ich wette, dass er als Jurist sehr kompetent ist, schließlich hat auch das Kabinett seine Dienste in Anspruch genommen.«
Anita Arhos Gesichtsausdruck war so angespannt, dass die Falten in den Augenwinkeln verschwanden. Sie überlegte lange. »Beweise«, sagte sie schließlich.
Kara öffnete Palomaas Erklärung und las die Anschuldigungen gegen Arho vor. »Palomaa hat seiner Erklärung allein als Belege für diese Punkte zweiundachtzig Anhänge beigefügt.«
»Oh verdammt«, entfuhr es Arho. Sie stand auf, wandte Kara den Rücken zu und stellte sich ans Fenster. »Was willst du?«
»Ich will Informationen über den Kooperationspartner des Kabinetts, über Mundus Novus. Ich habe es nicht auf das Kabinett oder einzelne seiner Mitglieder abgesehen, auch nicht auf dich, obwohl du seine Vorsitzende bist.« Kara drückte sich so diplomatisch wie möglich aus.
Anita Arho versuchte zu lachen: »Ich bin wahrhaftig nicht die Vorsitzende des Kabinetts, auch wenn Palomaa und Ukkola das annehmen. Es gibt noch Leute über mir.« Sie überlegte eine Weile. »Ich bin für die finanziellen Angelegenheiten unserer … Gruppe verantwortlich. Die ganze Arbeit des Kabinetts beruht darauf, dass nur eine Person alle Mitglieder kennt. Jedes Mitglied hat eine Kontaktperson, über die es Verbindung zu den anderen Mitgliedern hält. Palomaa und Ukkola standen in der Hierarchie nicht sehr weit oben, und daran wird sich auch nie etwas ändern.«
»Was ist Mundus Novus?«, fragte Kara.
Anita Arho zögerte, setzte sich hin, schloss die Augen und zögerte noch mehr. »Das ist sinnlos. Ich kann ganz einfach nicht …«
»Palomaas Erklärung wird so oder so bei der Sicherheitspolizei und der KRP landen. Wenn du redest, gebe ich dir … sagen wir mal, bis morgen Mittag Zeit, deine Angelegenheiten zu regeln,und wenn du nicht redest, übermittle ich sie der Polizei jetzt sofort.«
»Es gibt auch noch andere Alternativen.« Anita Arho witterte die Chance, einen Handel zu machen. »Du kannst mir die Erklärung zu einem hohen Preis verkau …«
Kara unterbrach sie: »Was ist Mundus Novus?« Er rückte auf dem Sessel nach vorn, bereit aufzustehen, sobald Arho eine falsche Antwort gab.
Die Stille hielt lange an, die kleingewachsene Anita Arho sank immer tiefer in ihren Sessel. »Der Zweck des Kabinetts besteht darin, Geld für Mundus Novus zu beschaffen. Das ist alles, was ich über Mundus Novus weiß.«
Kara zog die Brauen hoch. »Und Mundus Novus verwendet das Geld … wofür?«
»Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich das weiß?«
Kara spürte, dass sich bei ihm ein Wutanfall ankündigte, er stützte die Ellbogen auf die Knie und beugte sich vor. War er nicht einmal fähig, die richtigen Fragen zu stellen? »Warum wurde vom Kivijalka-Konto jeden Monat Geld nach London an die Stiftung zur Entwicklung des Industriegeländes im Park Royal überwiesen?«
»Weil Mundus Novus das so befohlen hat. Kein Kabinettsmitglied hat je den Park Royal besucht, jedenfalls soviel ich weiß.«
»Das bringt nichts.
Weitere Kostenlose Bücher