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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Erzähle mir etwas, womit ich Mundus Novus zu fassen kriege«, sagte Kara nun deutlich lauter und hielt Palomaas Bericht hoch.
    Arho zögerte immer noch. Sie redete erst, als Kara aufstand. »Du gibst mir also bis morgen Mittag Zeit.«
    Kara nickte.
    »Wir bekommen von Mundus Novus projektbezogene Zielvorgaben. Für jedes Projekt muss eine bestimmte Menge Geld bis zu einem vorher festgelegten Termin beschafft werden. Übermorgen ist der Termin für ein Projekt, das heißt, Mundus Novuswird dann etwas fertigstellen. Die Zahlungen an die Stiftung zur Entwicklung des Park Royal hängen mit diesem Projekt zusammen.«
    »Wie hält Mundus Novus Kontakt zum Kabinett?«, fragte Kara.
    »Keine Ahnung, jedenfalls nicht über mich.«
    Jetzt kam Kara in Fahrt: »Wer ist der Vorsitzende des Kabinetts?«
    »Das kann ich nicht sagen, das ist unmöglich. Du hast schon versprochen, mir Zeit zu geben …« Anita Arho hörte sich erschrocken und angstvoll an.
    »Was für einen Nutzen zieht ihr Kabinettsmitglieder aus alldem?«
    Anita Arho schien die Frage nicht zu verstehen. Sie hob die Hände. »Jeden, den man sich vorstellen kann.«
    Kara machte ein paar Schritte in Richtung Flur, hielt inne und wandte sich noch einmal Anita Arho zu. »Wir haben gestern erfahren, dass Dimitri Arbuzow an der Entführung von Kati Soisalos Tochter beteiligt war. Weißt du, wo Vilma Soisalo ist, hat Arbuzow jemals über das Mädchen gesprochen?«
    Anita Arho räusperte sich abfällig. »Das musst du Jukka Ukkola fragen. Er kennt den Aufenthaltsort seiner Tochter seit der Entführung.«
    Für Kara war das Maß voll, Ukkolas Grausamkeit überschritt alle Grenzen. Als er Anita Arhos Wohnung verließ, hatte er Angst vor sich selbst. Er wollte die Wahrheit aus Jukka Ukkola herausholen, und dieses Treffen würde kein gutes Ende nehmen.
     
    Gilbert Birou saß in seinem Büro im Haus E des UNODC und wollte den Versuch, Leo Kara zu erreichen, schon aufgeben, da meldete sich sein Assistent doch endlich.
    Birou redete nicht lange um den Brei herum: »So, Kara, wir haben jetzt hier wieder genug Leute im Büro, du kannst also nach Wien zurückkehren.«
    »Hier wird in den nächsten Tagen sowieso alles erledigt sein«, erwiderte Kara.
    »Du verlässt Finnland morgen mit der ersten Maschine!« Birous Stimme zitterte vor Wut, obwohl er sich sorgfältig auf das Telefongespräch vorbereitet hatte. »Und du schreibst bis morgen Abend einen äußerst detaillierten Bericht über deine Reise. Darin führst du alles an, was du herausgefunden hast.«
    Kara hatte eine Idee. »Ziehst du meinen Urlaub eine Woche vor, wenn ich verspreche, Finnland morgen zu verlassen? Dann könnte ich von hier direkt nach London fliegen, um Bekannte zu treffen.«
    »Aber natürlich. Mach in aller Ruhe Urlaub«, antwortete Gilbert Birou und beendete das Gespräch. Sein sonst stets gepflegtes Äußeres wirkte jetzt unordentlich und genauso wirr wie seine Gedanken. An jedem normalen Tag hätte er um diese abendliche Zeit in einem der besten Wiener Restaurants gespeist, doch diese Tage dürften, was ihn anging, für immer vorbei sein. Auch seinen Appetit hatte er verloren.
    Vor so eine Entscheidung sollte man niemanden stellen, und ihn schon gar nicht. Schließlich hatte er es in seinem Leben gerade deswegen weit gebracht, weil er schwierige Situationen und Entschlüsse vermieden hatte. Das Leben war ein PR-Projekt, dessen Ziel darin bestand, möglichst viel zu bekommen und möglichst wenig dafür zu leisten; Erfolg hatte mit Intelligenz und Befähigung herzlich wenig zu tun, dafür war er ein lebender Beweis. Gilbert Birou erinnerte sich nur schwach daran, was Freud mit seinem Begriff »Über-Ich« genau meinte, aber er begriff nur allzu gut, dass ein innerer Zwang ihn nun eine Entscheidung treffen ließ, die im Widerspruch zu seiner Weltanschauung stand.
    Er hatte sich nie aus verwerflichen Gründen mit Valeri oder dessen Vorgängern getroffen, er hatte die jungen Männer nur gebraucht, um Mutter und Sohn, Mathilde und Gilbert zusammenzubringen. Die armen Kerle hatten lediglich die Rolle des jungenGilbert spielen müssen, keinen von ihnen hatte er auch nur mit einem Finger angerührt. Jedenfalls nicht so. Er hatte nie einem Kind weh tun wollen, er war der festen Überzeugung, dass der Missbrauch von Kindern die niederträchtigste aller Formen der Kriminalität darstellte. Es schmerzte immer noch, wenn er an die Organisation namens L’Arche de Zoé dachte. Sie hatte vor einiger Zeit versucht, über

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