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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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haben, bestimmte Lastzüge nach Finnland durchzulassen, aber sie sind nicht bereit, zu erklären, wie diese Geschichte in der Praxis umgesetzt wurde. Zwei einfache Zollbeamte können so etwas nicht organisieren.«
    Nyman wirkte zufrieden. »Was ist eure Meinung, sollen wir noch weitere Beweise sammeln oder ziehen wir Ukkola aus dem Verkehr? Sicher wird niemand wollen, dass er noch Zeit hat, Beweise zu vernichten oder sich mit seinen Kumpanen abzusprechen.«
    Der Leiter der Internen Kontrolle räusperte sich. »Nehmt es mir nicht übel, das geht nicht gegen die Anwesenden, aber Ukkola wird auf jeden Fall in Kürze über irgendeinen Weg von dieserSache erfahren. Der Mann kennt schließlich fast alle Leute in diesem Haus und ziemlich viele Richter und …«
    »Ist ja gut. Ich rede sofort nach dieser Besprechung mit dem Polizeirat«, sagte Nyman. »Gibt es sonst noch etwas im Zusammenhang mit dem Fall Ukkola?«
    »Ukkolas Exfrau ist heute Morgen mit Sakke Tirkkonen, dem Präsidenten des MC Black Angels, nach Venedig geflogen«, berichtete die einzige Frau der Gruppe, eine junge Hauptmeisterin aus der Ermittlungsabteilung.
    »Was haben die Black Angels damit zu tun?«, fragte Nyman in schroffem Ton.
    Niemand antwortete.
    »Auch das wird sich zu gegebener Zeit herausstellen. Überall in Europa wurde heute eine gewaltige, von Interpol koordinierte Polizeioperation zur Aufdeckung des Menschenhändlerringes, der auch in Finnland aktiv war, durchgeführt.« Nyman klopfte auf den Tisch zum Zeichen dafür, dass die Besprechung beendet war.
    ***
    Sabrina Pianini lag in der Einzimmerwohnung der Minsker Drogensüchtigen auf dem Sofa, unbekleidet, schlaff wie ein Stück Bindfaden, aber alle Sinne hellwach. Sie war alles andere als in bester Verfassung, gelüftet hatte hier den ganzen Tag keiner, und fünf Menschen atmeten die vom Zigarettenrauch geschwängerte Luft pausenlos. Von draußen hörte man das gleichmäßige Rauschen des Straßenverkehrs. Der Tätowierte, Ilja, hatte sich erst nach mehreren Stunden, einem Schuss und Tranquilizern wieder beruhigt und ihre Aktion vergessen. Der Kerl war an die Decke gegangen, weil sie das Handy ohne seine Erlaubnis benutzt und auf seine Rechnung angerufen hatte. Aber fortgehen ließ Ilja sie immer noch nicht, deshalb durfte sie sich nicht anziehen. Sie hatte keine Lust, noch einen Wutanfall des jähzornigen Fixers zu erleben, ihr nächster Versuch musste gelingen.
    Artjom und Polina lagen auf dem Bett und schauten sich im Fernsehen irgendeine synchronisierte amerikanische Seifenoper an, Ilja war im Bad, und der kahlköpfige Taras hatte eben gerade zwei blaue Pillen geschluckt. Die machten ihn schläfrig, die roten hingegen euphorisch. Sie ging im Geiste noch einmal alles durch, Schritt für Schritt, eine Handbewegung nach der anderen.
    Als Taras die Lider zufielen, sprang Sabrina Pianini vom Sofa auf. Die Hände bewegten sich blitzschnell, als sie ihren Slip und ihr Hemd vom Fußboden aufhob und anzog. Sie stürzte zur Tür, entfernte die Kette und bückte sich, um ihre Schuhe und Jeans aufzusammeln, in dem Moment brüllte vom Sofa her jemand. Sabrina Pianini brauchte sich nicht umzudrehen, um zu sehen, was Taras machte, sie hörte jede Bewegung des Mannes, der so groß wie ein Wal war. Sie drückte Schuhe und Hosen an sich, öffnete die Tür und stürmte ins Treppenhaus.
    Das Stakkato ihrer Füße auf den Stufen klang wie das Klopfen eines Spechts, der Boden unter den nackten Fußsohlen war kalt, noch ein paar Etagen, die Schritte kamen näher, es waren mindestens zwei Verfolger, zwei Stockwerke über ihr, zum Glück verstand sie nicht, was sie riefen … Auch Ilja war ihr schon auf den Fersen.
    Die Haustür öffnete sich, und vor ihr lag eine verkehrsreiche Straße mit vier Spuren. Sabrina Pianini schaute sich rasch um, sie entdeckte ein großes M und sprintete in Richtung Metrostation. Das Risiko musste sie eingehen, auf dem Bahnhof patrouillierten möglicherweise Polizisten, aber dort könnte sie im Menschengewimmel untertauchen. Sie rannte, was die Beine hergaben, bemerkte aber doch, dass die Leute sich nach ihr umdrehten. Der heiße Asphalt brannte unter den Fußsohlen. Wenn jemand halbnackt hier entlang hetzte, würde es nicht lange dauern, und die Polizei schnappte ihn sich, ihr musste etwas einfallen. Sie blieb stehen, schaute nach hinten, sah Taras etwa hundert Meter hinter ihr. Sie fuhr hastig in die Jeans, zog die Stoffschuhe an und raste weiter. Taras war bis auf zwanzig Meter

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