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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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in einem Backofen? Das grelle Licht blendete, sie blinzelte und hielt Ausschau nach einem Regler der Klimaanlage oder einem Thermostat. Plötzlich hörte man draußen Geräusche, sie ging zur Tür und legte ein Ohr an das Metall. Die Tür war warm, beinahe heiß. Irgendetwas knisterte und knallte, und dieser Geruch, war das Rauch …
    Im selben Augenblick jagte ihr der Knall einer Explosion einen solchen Schreck ein, dass sie auf die Knie fiel. Alarmsirenen heulten los, die Sprinkleranlage an der Decke sprühte Wassernebel in die Luft und die metallische Schiebetür des Raumes öffnete sich. Hitze schlug Sabrina Pianini ins Gesicht. O Gott, ein großerTeil der Räume in der Halle stand in Flammen. Irgendein großes Gerät brannte, es prasselte und krachte, angsterfüllte Rufe ertönten …
    Sabrina Pianini schob die Füße in die Stoffschuhe, wickelte sich als Schutz für ihr Haar ein Handtuch um den Kopf, nahm Rostows Unterlagen und trat hinaus auf den Gang. Die Menschen rannten aus dem Forschungsinstitut hinaus, die großen Tore zu der abgeholzten Sicherheitszone standen sperrangelweit offen. Draußen war es schon hell. Das Sirenengeheul wurde lauter und kam näher … Feuerwehrautos. Sabrina Pianini stieg die Treppe hinunter in die Halle und beschleunigte ihre Schritte, als die Hitze größer wurde. Die Luft draußen wirkte auf der Haut frisch, obwohl es ein warmer Morgen war. Auf dem Hof standen Dutzende erschrockene Menschen. Ein schnurrbärtiger Mann redete laut in ein Telefon, sein Oberkörper war nackt. Sabrina Pianini faltete die Unterlagen von Doktor Rostow zusammen und stopfte sie in ihre Hosentasche. Sie fühlte sich nun noch wackliger auf den Beinen.
    »Ist die städtische Feuerwehr alarmiert, unsere eigene Ausrüstung reicht nicht, das ist eine Katastrophe, bald steht die ganze Forschungshalle in Flammen …« Der halbnackte Mann sprach französisch und extrem schnell, es klang wie das Rattern eines Maschinengewehrs.
    Die Feuerwehrautos des Forschungsinstituts standen neben dem Gebäude und befeuchteten mit ihren Wasserstrahlen die Wände. Dann rief ein Mann in der Uniform eines Wächters den Hunderten von Menschen, die sich auf dem Hof versammelt hatten, Anweisungen zu: Alle sollten sich an den Rand der Sicherheitszone begeben und dort auf Busse warten, in Kürze würde man sie in ein anderes Gebäude transportieren.
    Sabrina Pianini blieb stehen, jetzt musste sie Zeit gewinnen. Vielleicht bekam sie eine Chance. Die Rufe des Wachmannes hörten auf, als in der Ferne am Ende der Straße ein Blaulicht zusehen war. Es dauerte nicht lange und das erste Feuerwehrauto einer ganzen Kolonne von Löschfahrzeugen kurvte auf den Hof. Sabrina Pianini sah an der Tür der Fahrerkabine kyrillische Buchstaben. Wo zum Teufel befand sie sich eigentlich?
    Ein Fahrzeug mit einer Hebebühne hielt wie auf Bestellung genau zwischen Sabrina Pianini und den Menschen am Rande der Sicherheitszone an, endlich hatte sie einmal Glück. Ihr Plan stand auf sehr schwachen Füßen, es war einfach nur eine Idee, aber ihr fiel nichts Besseres ein. Und so eine Gelegenheit bekam man nicht ein zweites Mal. Aus der Fahrerkabine unter der Hebebühne sprangen zwei Männer heraus, sie winkten in Richtung des Feuerwehrautos, das hinter ihnen stand, und schon bald sah man überall Löschgerät und Feuerwehrleute, deren Sprache sich wie Russisch anhörte.
    Sabrina Pianini ging in aller Ruhe zu dem Fahrzeug mit der Hebebühne, kletterte die Leiter hinauf und versteckte sich auf dem Dach unter Metallstangen.
    ***
    Andrej Rostow verließ den Aufzug in der zweiten Etage des Forschungsinstituts und lief die knapp zweihundert Meter bis zu seinem Büro neben dem Fahrsteig, um seine tägliche Dosis Fitnesssport zu absolvieren. Er goss Kaffee in seinen Porzellanpott, obwohl die Maschine nicht eingeschaltet war, aber ein Kaffee, den er nicht mochte, war noch nicht erfunden worden. Ein Knopfdruck und die zehn Meter breite Aluminiumplatte surrte hoch zur Decke. Nun bot sich ihm freie Sicht auf die Halle, in der es von Menschen wimmelte wie im Abflugterminal eines Flughafens: Feuerwehrleute, Mechaniker, Wissenschaftler … Er betrachtete die zerstörten Apparate und war erleichtert, dass die Flammen sein Lebenswerk wenigstens nicht ganz vernichtet hatten.
    »Ich habe gehört, dass es erhebliche Schäden gibt«, hörte er plötzlich hinter sich jemand sagen und erschrak so heftig, dass erKaffee auf den weißen Kittel schüttete. Verblüfft starrte er seinen

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