Weiss
Karriereleiter die nächsten Sprossen zu erklimmen.
Birous Freude nahm noch zu, als er unten im Verbindungsgang eine Frau mit einer Handtasche von Tanner Krolle erblickte, zumindest sah es aus der Ferne so aus. Wenn sein Plan gelang, würde er sich zur Belohnung solch eine exquisite Tasche gönnen und dazu im Restaurant »Korso« dinieren. Und die Krönung des Abends wäre – Mathilde.
Als Leo Karas Stimme im Zimmer der Sekretärin zu hören war, warf Birou schnell einen Blick in den Spiegel, zog seine Weste gerade, strich über die mit C.A.R.-Pomade von Truefitt dunkel getönten Schläfenhaare, die auf der Kopfhaut klebten, und schob die Brille mit Goldrahmen lässig auf halbe Nasenhöhe.
»Morgen, Kara. Bevor wir zu deinem Bericht kommen, habe ich gute Nachrichten für dich. Eigentlich sogar ausgezeichnete Nachrichten.«
»Was für einen Geistesblitz hat dieser Lebemann denn nun wieder gehabt«, dachte Kara und sagte: »Das ist ja sehr angenehm. Lass hören.« Der Lederbezug knarrte, als er auf dem Besuchersessel Platz nahm.
Birou hatte nicht die Ruhe, sich erst noch hinzusetzen, er konnte es nicht mehr erwarten. »Anthony Blake, der Generalsekretär von Interpol, hat sich gestern gemeldet und angefragt, ob ich bei mir einen geeigneten Mann für eine Stelle hätte, die bei Interpol neu geschaffen wird. Es handelt sich um den Posten eines stellvertretenden Direktors, eine Art Verbindungsoffizier, der die Arbeit der Regionalbüros von Interpol und der nationalen Zentralbüros der Mitgliedstaaten koordiniert. Für das Amt ist keine Polizeiausbildung erforderlich, und du könntest deine Sprachkenntnisse nutzen. Die Stelle ist, was die Vergünstigungen angeht, hervorragend ausgestattet.«
»Dankeschön, aber trotzdem: nein danke«, erwiderte Kara postwendend und öffnete eine Mappe auf seinem Schoß. Er wargekommen, um den versprochenen Bericht zu liefern. »Ich habe gestern im Zusammenhang mit den Iridiumfällen das eine oder andere Interessante herausgefunden, es sieht so aus, als …«
Birou riss der Geduldsfaden: »Ich biete dir einen Spitzenposten bei Interpol an und du willst über Iridium reden!«, rief er aufgebracht. »Du sollst nur eine Zusammenfassung der vorliegenden Erkenntnisse zu diesen Fällen schreiben, sobald die Ermittler von der Abteilung für organisierte Kriminalität aus dem Urlaub zurück sind, kümmerst du dich wieder ausschließlich um deine normale Arbeit.«
Kara tat so, als hätte er Birous heftige Reaktion nicht gehört. »Ich habe gestern Beweise gefunden, dass Viktor Hofman vor seinem Tod Millionen Euro aus Finnland erhalten hat, nun möchte ich untersuchen, von wem das Geld stammt. Unsere Abteilung zur Bekämpfung der Geldwäsche kann da nicht helfen. Dank der Ermittlungen zu den Marschflugkörpern vom letzten Jahr weiß ich, dass Hofman illegale Waffengeschäfte betrieben und die Entwicklung von revolutionierenden waffentechnologischen Erfindungen überall in der Welt finanziert hat. Und jetzt weiß ich auch, dass dieses von ihm vertretene Unternehmen an dem Forschungsprojekt beteiligt war, das die vergangenen Montag entführte italienische Wissenschaftlerin geleitet hat.«
»Willst du untersuchen, wer einem Mann Geld gezahlt hat, der vor über einem Jahr gestorben ist? Habe ich da irgendetwas nicht verstanden?«
»Du verstehst immer irgendetwas nicht«, dachte Kara. Sowohl Manas als auch Hofman waren in die Fälle verwickelt, die mit dem Iridium zusammenhingen, und Mundus Novus war der Arbeitgeber von beiden. Wenn er Hofmans Geldgeber fand, könnte ihn das durchaus auf die Spuren von Mundus Novus führen. Doch das wollte er Birou noch nicht sagen.
»Auch der SIS und Betha Gilmartin sind der Ansicht, dass uns die Untersuchung der Geschäfte Hofmans bei den Ermittlungen in den Iridiumfällen weiterhilft«, sagte Kara.
»Du scheinst nicht zu begreifen, in was für Schwierigkeiten ich vor einem Jahr geraten bin, als ihr beide, du und Betha Gilmartin, auch einer Meinung wart«, entgegnete Birou und wirkte verzweifelt. »Ich wäre beinahe gefeuert worden, und das nur deswegen, weil ich dir erlaubt habe, allein und anonym in den Sudan einzureisen.«
»Wahrscheinlich hast du angenommen, dass ich nicht wieder zurückkomme.« Die Atmosphäre war schon angespannt, nun wurde sie noch explosiver.
Birou errötete, er hatte sich eingebildet, Kara loszuwerden, wenn er ihm eine Stelle bei Interpol anbot, stattdessen nahm der ihn einmal mehr in die Zange. Er begriff nicht, wie Kara es
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