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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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kirgisischen Kooperationspartner an, Manas versetzte ihn immer wieder in Erstaunen. Der Mann, der von der Kommunistischen Partei der Sowjetunion ausgebildet und vom KGB und FSB einer Gehirnwäsche unterzogen worden war, besaß die Fähigkeit, Gewalt mit chirurgischer Präzision anzuwenden. Und er hatte äußerst interessante Krankheiten, oder vielleicht sollte man besser sagen: Abnormitäten. Der Kirgise litt an Alexithymie, das hieß, sein Gehirn erkannte Reize, die Gefühle auslösten, konnte sie aber nicht interpretieren, und außerdem war sein »himmelblauer Ort« im Gehirn, der Locus caeruleus, beschädigt. Manas fehlte die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden, er kannte weder Angst, Bedrängnis noch Mitleid oder Mitgefühl. Damit war er wie geschaffen für seine Arbeit, begonnen hatte er seine Karriere in der Verwaltung V der Auslandsaufklärung des KGB mit »nassen Sachen«, also Auftragsmorden.
    »Das stimmt. Einige wichtige Teile des Prototyps, der nächste Woche getestet werden soll, sind zerstört worden, das Gerät muss am Abschussort fertiggestellt werden«, antwortete Andrej Rostow auf Russisch. »Aber Rückschläge gibt es über kurz oder lang bei jedem großen Forschungsprojekt, das ist unvermeidlich. Allerdings ist der Zeitpunkt problematisch. Sowohl Interpol als auch das UNODC untersuchen die Fälle im Zusammenhang mit dem Iridium, und du wurdest in Marcoule erkannt. Es war dumm von dir, dort den Mund aufzumachen.«
    Manas antwortete nicht.
    »Nach diesem Rückschlag brauchen wir auf jeden Fall erheblich mehr Material als geplant«, sagte Rostow und reichte ihm eine Liste.
    Manas warf einen Blick auf das Verzeichnis. »Wir sind gezwungen, auf den Sellafield-Plan zurückzugreifen.«
    »Den umzusetzen wird nicht einfach werden«, erwiderte Rostow.
    Manas schien sich absolut sicher zu sein. »Der Sellafield-Plan wurde ja genau für eine solche Situation ausgearbeitet. Wir unternehmen unseren letzten und größten Anschlag und verschwinden danach von der Bildfläche.«
    »Die Entscheidung liegt bei dir, du trägst die Verantwortung für die operativen Aktionen. Vielleicht sollte man dennoch die Zustimmung von Mundus Novus einholen«, sagte Rostow. »Wann kann der Sellafield-Plan ausgeführt werden?«
    »Sehr bald. Vielleicht schon in vierundzwanzig Stunden, nächste Nacht, wenn ich das jetzt sofort in Angriff nehme«, antwortete Manas, stand auf und ging zur Tür.
    »Wurde diese Frau schon gefunden? Pianini?«, fragte Andrej Rostow, als Manas bereits auf der Schwelle stand.
    »Noch nicht, aber man wird sie auf alle Fälle fassen. Wie soll sie es denn schaffen, von hier weg zu kommen, das ganze Land ist doch ein großes Gefängnis. Pianini spricht nicht russisch, sie hat kein Geld und keine Papiere. Ich gebe natürlich sofort Bescheid, wenn sie gefunden wird.«

7
    Donnerstag, 12. August
    Gilbert Birou schaute durch das Fenster seines Büros in der dreizehnten Etage zu, wie die Mitarbeiter des UNODC zur Arbeit eilten. Um diese Zeit am Morgen strömten die Menschen alle in eine Richtung, von oben sah es aus, als wälzten sich Wassermassen durch die Gänge. Birou wartete auf Leo Kara, und zwar mit freudigen Gefühlen. Dass er dieses Wunder noch erleben würde, hätte er nie für möglich gehalten. Ihm war eine Lösung für sein Kara-Problem eingefallen, die auf der Hand lag und so einfach erschien, dass er sich erstaunt fragte, warum er diese Idee erst jetzt hatte. Vermutlich deshalb, weil er es gewöhnt war, im Leben zwei Regeln einzuhalten, um vorwärtszukommen: Unsichtbar bleiben und bei allem Vorsicht walten lassen. Ging man hingegen ein Risiko ein und zeigte Initiative, so hatte das nur zusätzliche Mühe und Schwierigkeiten zur Folge. Aber jetzt würde er endlich die Zügel in die Hand nehmen.
    Er beabsichtigte, sein ständiges Ärgernis, das heißt Leo Kara, weiterzureichen. Genau so wie Betha Gilmartin vor etwa drei Jahren, als sie ihn halb zwang, Kara einzustellen und sich darauf berief, er sei ihr zu Dank verpflichtet. Die Britin hatte ihm ein Jahr zuvor bei einem äußerst peinlichen Zwischenfall im Londoner Viertel Mayfair aus der Patsche geholfen.
    Am Vorabend hatte sich Birou mit dem Generalsekretär von Interpol, einem ehrgeizigen Amerikaner, in Verbindung gesetzt. Der Mann war ein Meister der Vernetzung, der allen hohen Tieren, die sich interessiert zeigten, bereitwillig einen Gefallen tat und dann ebenso selbstverständlich Gegenleistungen erwartete,um mit diesen Manövern auf der

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