Weiss
wusste, Eini Eronen hatte ja nicht erwähnt, dass es da … Geheimnisse gab.«
Kati Soisalo setzte sich hin und schloss die Augen. Am liebsten hätte sie diesen Verrückten hinausgeworfen, aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als diese Geschichte bis zu Ende anzuhören.
»Ihrer besten Freundin, also dir, hat Eini Eronen sicher von ihren Perlen erzählt, und du hattest Zugriff auf die Sachen von Eini, als du das Nachlassverzeichnis aufgestellt hast, somit hielt Matti Eronen dich natürlich für den wahrscheinlichsten Schmuckdieb. In Finnland gibt es für echte Perlen mit einem Wert von über hunderttausend Euro nur sehr wenige potentielle Käufer. Die Polizei fand also nach dem Eingang von Matti Eronens Strafanzeige ziemlich schnell heraus, dass du die Perlen dem Juwelier Myrow zum Spottpreis von sechzigtausend Euro verkauft hast. Der wiederumhat sie dann für einen bar gezahlten Höchstpreis an einen vorläufig nicht identifizierten Russen verkauft. Das Geschäft kam angeblich schnell und problemlos zustande, weil für jede Perle ein Echtheitszertifikat vorlag.«
»Was willst du mit diesem Märchen eigentlich erreichen?« Kati Soisalo kostete es viel Mühe, ruhig zu bleiben.
»Ich will gar nichts erreichen, ich nenne dir nur Fakten. Polizei und Amtsgericht werden der Sache natürlich auf den Grund gehen. Der Eigentümer des Juweliergeschäfts ist bereit, als Zeuge aufzutreten, und ebenso natürlich Matti Eronen. Das dürfte dann wohl für eine Verurteilung reichen, obwohl Eini Eronens Mutter nicht mehr befragt werden kann, die Frau ist leider im Frühsommer verstorben.« Ukkola erhob sich lächelnd.
»All das ist eine Lüge, und du weißt es!«, schrie Kati Soisalo und ballte die Fäuste so, dass es weh tat.
»Bei schwerer Unterschlagung kommt man nicht mit Bewährung davon, wie du als Juristin sehr wohl weißt. Bald wirst du um Versöhnung betteln und um so manches andere Gute auch. Du kehrst einfach zu mir nach Pitäjänmäki zurück, dann lässt sich alles regeln.« Ukkolas Stimme war lauter geworden, als er die Klimax seiner Geschichte erreichte und sich dabei an den Hosenschlitz fasste. Dann fiel die Tür ins Schloss, und Kati Soisalo blieb bestürzt mitten in ihrer Kanzlei stehen.
Zwei Zeugen. Man würde sie garantiert verurteilen, wenn Matti Eronen und der Juwelier vor Gericht Ukkolas Behauptungen bestätigten. Hatte Ukkola die beiden dazu gebracht, für ihn zu lügen? Matti Eronen zu überreden dürfte kaum Probleme bereitet haben, der Mann war ein ausgesprochener Glücksritter, einer, der gerne auf Kosten anderer lebte. Eini hatte er während ihrer ganzen Ehe geschröpft und sich mit beiden Händen an ihrem Geld bedient.
Es dauerte eine Weile, bis Kati Soisalo begriff, dass es an der Tür klingelte.
»Mir war so, als hätte ich Ukkola eben im Treppenhaus gesehen, aber das muss eine Sinnestäuschung gewesen sein, der Mann hat nämlich gelächelt. Geht es dir gut? Auf dem Flughafen in Belgrad ist hoffentlich nach deinem Anruf nichts mehr passiert?« Jonny Karlsson stand in einem lockeren Trainingsanzug auf der Schwelle und beugte sich zu Kati Soisalo hin, die sich jedoch abwandte, bevor der Kuss sein Ziel erreichte, und mit großen Schritten in ihre Kanzlei ging.
Kati Soisalo öffnete das Fenster, um zu lüften. Sie wollte den muffigen Gestank und den Geruch von Ukkolas Aftershave loswerden. »Ukkola hat einen Fall inszeniert, bei dem es so aussieht, als hätte ich eine schwere Unterschlagung begangen.«
Jonny trat näher an Kati Soisalo heran, um ihr Gesicht zu sehen. Ihre ernste Miene überzeugte ihn. »Und wie?«
»Dieser Wahnsinnige hat seine Mittel«, antwortete sie und erzählte dann, was sie soeben erfahren hatte.
»Für eine schwere Unterschlagung muss man sitzen? Ukkola … die Polizei kann ja wohl nichts beweisen?«
»Doch, behauptet er. Und ich habe keinerlei Zweifel an seinen Worten, wenn es sich darum handelt, anderen Menschen zu schaden. Ukkola weiß, was er tut, wie immer«, sagte Kati Soisalo.
Jonny atmete hörbar aus. »Wie lange willst du dir das von diesem Verrückten noch gefallen lassen? In Finnland wird sich ja wohl irgendeine Instanz finden, die den Mann in die Schranken weisen kann, der Leiter der Hauptabteilung der KRP ist schließlich kein Gott. Sondern ein ganz normaler Beamter.«
»Versucht habe ich es, das weißt du. Ukkola ist übrigens jetzt stellvertretender Chef der KRP«, erwiderte Kati Soisalo schroff. »Kannst du immer noch in Ukkolas Computer
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