Weiss
einbrechen?«
Jonny grinste. »Da brauche ich nirgendwo einzubrechen. Ich habe doch die Festplatten von Ukkolas dienstlichem und seinem privaten Computer im letzten Jahr auf meinem PC gespiegelt. Wenn Ukkola annimmt, dass er sich in seinen Computer einloggt,dann loggt er sich eigentlich in die Kopie seiner Festplatte auf meinem PC ein. Wir können Ukkolas Festplatten nutzen, sobald wir wollen, und sehen dann in Echtzeit, was er treibt. Und wir …«
»Geh seine Dateien durch, vielleicht findet sich etwas, das mir hilft, polizeiliche Ermittlungen gegen mich zu vermeiden.«
Jonny fuhr sich mit ratloser Miene durch seine Locken.
»Das alles kommt zum ungünstigsten Zeitpunkt, denn die Suche nach Vilma darf durch nichts verzögert werden«, schimpfte Kati. »Hast du etwas Neues herausgefunden?«
»So viel, dass ich lieber vorbeikommen wollte«, antwortete Jonny und nahm sich aus der Glasschale eine Pfefferminzpastille. »Dimitri Arbuzow schmuggelt also Menschen durch Russland hindurch nach Europa und nutzt auch Finnland als Transitland. Ich habe die Bestätigung dafür erhalten, dass Arbuzows alter Zellengenosse Marat ›Ratte‹ Krylow dessen Geschäfte in Finnland besorgt, die Telefondaten besagen, dass die beiden fast täglich miteinander in Verbindung stehen. Und Krylow betreibt in Finnland die Firma Severnaja, die hier russische Landmaschinen des Unternehmens Agromasch vertritt und außerdem in Helsinki ein Restaurant besitzt.«
»Warum hast du gesagt, dass Krylow eine Ratte ist?«
»Das ist sein Rufname – Krysa, das heißt ›Ratte‹.«
Kati Soisalo lächelte. »Zum Auftakt rede ich mit Krylow. Vielleicht schaffe ich das vor unserem Treffen mit Kara am Nachmittag.«
»Kara interessiert sich auch für Severnaja, die Firma hat in den letzten Jahren Viktor Hofman viel Geld überwiesen.«
»Und du, durchforstest du weiter das Bit-Universum?«, fragte Kati Soisalo.
»Ich fange mit Ukkola an. Weißt du zufällig, was er für ein Handy benutzt?«
»Nein. Warum fragst du?« Kati Soisalos Neugier war geweckt.
»Wir hätten ihn noch besser im Griff, wenn wir imstande wären, mit meinem neuen Spionageprogramm seine Telefongespräche abzuhören. Es zeigt auch die Position des Telefons an, und mit seiner Hilfe lässt sich das Mikrophon des Telefons aktivieren, selbst wenn das Handy ausgeschaltet ist. Wir müssen nur einen Weg finden, das Programm auf Ukkolas Telefon zu installieren.«
Kati Soisalo schüttelte den Kopf und lächelte. Dann klingelte ihr Telefon, und ein wütender Mandant wollte ihr am liebsten durch die Leitung auf die Pelle rücken, weil er keine Antwort auf seine Bitte um einen Rückruf erhalten hatte.
***
»Ace of Spades« von Motörhead dröhnte mit berauschender Kraft in Jukka Ukkolas schwarzem Volvo, der auf der Autobahn in Richtung Turku rauschte. Aus irgendeinem Grund wirkten die aggressiven Megahits aus seiner Jugendzeit immer noch am intensivsten auf sein Nervensystem. Vielleicht weil sich ihm die besten Titel beim Aufwärmen vor den Eishockeyspielen eingeprägt hatten, wenn im Blut eine Extradosis Testosteron zirkulierte. Der Lärm half ihm außerdem, nicht an die Neuigkeiten zu denken, die Vilma betrafen.
Katis Gesichtsausdruck zu sehen, als sie von der drohenden Anklage erfuhr, hatte ihm enormen Genuss bereitet, der fast dem gleichkam, den er bald bei Jelena erleben würde. Ein stellvertretender Chef der KRP war ein mächtiger Mann, das wusste Jukka Ukkola besser als jeder andere. Doch seine Arbeit gab ihm schon lange nicht mehr so den Kick wie die Teenagerinnen und seine Nebengeschäfte. Zu den letzteren zählte er nicht nur die Angelegenheiten des Kabinetts und die Drogengeschäfte mit den Russen, sondern auch alles, was er unternahm, um Kati Soisalo und seine anderen Feinde zu beherrschen und zu tyrannisieren. Und das Beste war, dass Katis Probleme gerade erst anfingen.
Amüsanterweise musste er Kati gewissermaßen dankbar sein für seine Erfolge im Kabinett. Als sie voriges Jahr in den Geheimnissen finnischer Waffenfirmen herumgestochert hatte, bekam er die Gelegenheit, seine Fähigkeiten zu demonstrieren. Er hatte das Kabinett und seine Mitglieder erfolgreich vor internationalen polizeilichen Ermittlungen bewahrt. Dieses Kunststück hatte ihn in der Rangordnung des Kabinetts einen großen Schritt vorangebracht, er besaß jetzt direkten Sprechkontakt zum Vorsitzenden und kannte schon die Namen vieler anderer Mitglieder. Sie übermittelten einander Informationen über
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