Weiss
Lichter ausgingen und die Schwerkraft das ihre tat. Der stellvertretende Leiter der KRP ging zu Boden, zwar nur kurz, aber das genügte Kati Soisalo, um einzusehen, dass sie eine Dummheit begangen hatte. Wenn es irgendjemanden gab, den man besser nicht verärgern sollte, dann war das Jukka Ukkola.
Scheiß drauf, sagte sich Kati Soisalo, es war Zeit, mit der Duckmäuserei Schluss zu machen. Sie zog rasch Ukkolas Schlüssel aus dem Schloss. »Das war das letzte Mal, dass du einfach so, ohne meine Erlaubnis, in die Kanzlei gekommen bist.«
Jukka Ukkola erhob sich flink und geschmeidig, seine Augen glühten. »So ist es, um dir das zu sagen, bin ich gekommen.« Am liebsten hätte er es diesem Weibsstück in gleicher Münze heimgezahlt und noch etwas draufgelegt, aber er wusste, das wäre nicht so einfach. Kati hatte vor Jahren das Krav-Maga-Training begonnen, um sich gegen ihn verteidigen zu können. Jetzt musste er kaltes Blut bewahren, er würde schon Mittel und Wege finden, um die Frau an die Kandare zu nehmen.
Eine Rentnerin war vom Lärm aufmerksam geworden und warf ihnen entrüstete Blicke zu, während sie die Treppe mit ihrem pechschwarzen schottischen Terrier auf dem Arm herunterstieg.
»Du darfst hereinkommen, um zu erklären, warum du dich entschlossen hast, mich in Ruhe zu lassen«, verkündete Kati Soisalo und ging in ihre Kanzlei.
»Ich habe gehört, dass du kurz in Belgrad warst und dich nach den Geschäften von Bogdan Bojanić und Dimitri Arbuzow erkundigt hast. Dass du dumm bist, weiß ich, aber diese Männer zu reizen, grenzt schon an Wahnsinn«, sagte Ukkola und setzte sich auf den Sessel der Sitzgruppe in der Mitte der Kanzlei. »Weshalb bist du nach Belgrad gereist?«
»Weil deine Tochter am Leben ist.«
Ukkolas Augen weiteten sich, er beugte sich ein wenig zu ihr hin und öffnete den Mund, sagte aber nichts.
Kati Soisalo schaute ihm überrascht ins Gesicht. War das Angst oder Hoffnung, was sie da sah, bekam sein Panzer Risse? War Jukka doch nicht völlig gefühlsgestört? Seit sie mit Vilma bei ihm ausgezogen war, hatte der Mann nichts als Hass und Rachgier ausgestrahlt. Nicht einmal nach Vilmas Entführung hatte er Emotionen gezeigt, zumindest nicht in ihrer Anwesenheit.
»Das ist unmöglich«, sagte Ukkola schließlich und lehnte sich zurück.
»Ein finnisches Rentnerehepaar hat Vilma am letzten Montag in Belgrad gesehen. Die serbischen Behörden tun ihr Möglichstes, um Vilma zu finden, und das UNODC hilft ihnen dabei«, erwiderte Kati Soisalo. »Hast du jetzt endlich die Absicht, deinen Leuten den Befehl zu geben, etwas zu unternehmen? Die KRP könnte bei der Suche nach Vilma sicher helfen.«
»Du wolltest hören, warum dies das letzte Mal ist, dass ich dir einen Besuch abstatte«, entgegnete Ukkola, um das Thema zu wechseln. »Was sagt dir der Name Eini Eronen?«
Kati Soisalo war erneut überrascht. Was hatte sich dieser Verrückte jetzt wieder ausgedacht? Eini war seit der Kindheit ihre Freundin gewesen, aber letztes Jahr im Herbst bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Im Laufe der Jahre hatte sie Eini gelegentlich bei juristischen Fragen geholfen und zuletzt ein Nachlassverzeichnis ihres Eigentums aufgestellt.
Ukkola sah so aus, als würde er triumphieren, ohne zu lächeln.»Eini Eronen erhielt vor einigen Jahren von ihrer vermögenden Mutter ein Perlenhalsband im Werte von hundertzwanzigtausend Euro. Dessen echte Perlen hatte Eini Eronens Vater auf seinen Geschäftsreisen in alle Welt über Jahrzehnte einzeln gekauft. Eini hat diesen … Vorausempfang vom Erbe weder dem Finanzamt noch ihrem Ehemann gegenüber angeführt. Anscheinend kriselte es in ihrer Ehe, und eine Gütertrennung gab es nicht. Da ist es durchaus verständlich, wenn sie nicht wollte, dass ihr Mann von den Perlen profitierte, die über hunderttausend wert sind.«
»Wovon redest du Idiot da?«, fuhr Kati Soisalo ihn an. »Eini besaß Pfandbriefe, Aktien im Werte von etwa zwanzigtausend und ihr Eigenheim in Tapanila. Ich habe all ihre Sachen ordnungsgemäß aufgeführt und diese Liste findet sich im Nachlassverzeichnis.« Kati Soisalo befürchtete schon das Schlimmste.
Ukkola ignorierte die Bemerkung, mit der sie ihn unterbrochen hatte, er genoss die Situation. »Matti Eronen erfuhr erst kürzlich von dem Schmuck, als er ihn am Hals seiner Frau auf einem Foto sah, das ein Bekannter der Familie aufgenommen hatte. Der erzählte Matti Eronen natürlich alles, was er von dem Schmuck und den echten Perlen
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