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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Kontaktpersonen, die Namen aller Mitglieder kannten somit nur wenige, vielleicht nur der Vorsitzende. Das war eines von vielen Mitteln zum Schutz des Kabinetts.
    Kurz nach der Abfahrt Lohja verließ Ukkola die Autobahn und näherte sich dem Feriendorf Hormajärvi. Er wollte sich dafür, dass er Kati gedemütigt hatte, mit einer anständigen Nummer belohnen.
    Wenn der Prozess wegen der Perlenkette demnächst vor der Tür stand, würde sich herausstellen, ob Kati endlich einsah, dass es in ihrem eigenen Interesse lag, wenn sie einwilligte, sein neues Hästens-Bett mit ihm zu teilen. Er beabsichtigte, noch eine Weile zu warten und ihr erst später zu erzählen, dass er die Zeugen zum Schweigen bringen könnte, falls sie beide sich über die Gegenleistungen einig wurden. Und das Allerbeste war, dass der Prozess auch dafür genutzt werden konnte, Kati durch Erpressung zu zwingen, die Suche nach Arbuzow aufzugeben. Diesmal bewegte sich die Frau auf noch gefährlicherem Terrain als vor einem Jahr; Arbuzow arbeitete schließlich sowohl mit dem Kabinett als auch mit ihm selbst zusammen. Kati Soisalo durfte nicht einmal in die Nähe des Kabinetts gelangen, und genauso wichtig war es, seine und Arbuzows Nebengeschäfte auch weiter sorgfältig geheim zu halten. Die waren doppelt gesetzwidrig – er und Arbuzow hintergingen Kriminelle.
    Der Volvo hielt auf dem Parkplatz des Feriendorfes mit seinen billig gebauten Häusern. Ukkola steuerte das Reihenhaus Nummer 2 an. Ihm war so, als würde er die Wohnung seiner Großmutter betreten: In der Diele stand ein Schaukelstuhl, an der Wand hing eine Rya, und der Vinylteppich knisterte.
    Ukkola griff nach der Türklinke des Zimmers 5 und ärgerte sich – es war abgeschlossen. Er klopfte ein paarmal mit der Faust an die Tür, es klang lauter als beabsichtigt.
    Jelena öffnete, das Mädchen sah so aus, als wäre es gerade aufgewacht, die roten Haare standen zu Berge, und der Pyjama mit dem Prinzessinmuster war zerknittert.
    »Ich habe doch angerufen«, sagte Ukkola auf Englisch und hätte dem Mädchen um ein Haar eine Ohrfeige verpasst, dann entschloss er sich jedoch, die Atmosphäre nicht zu verderben. In diesem Zimmer war es ohnehin schon schwierig, in Stimmung zu kommen – lackierte Kiefermöbel, ein schmutziger Flickenteppich und an der Wand Poster mit Pferden. Hoffentlich war das Mädchen schon volljährig, er hatte vergessen, das zu überprüfen. Fotografieren würde er sich und das Mädchen beim Akt nicht mehr, dieser Fehler wäre ihm vor einem Jahr fast zum Verhängnis geworden. Heutzutage traf er sich nur noch mit Handelsware, sogar für ihn war es zu gefährlich, finnische Mädchen zu benutzen.
    »Zieh dich an. Die Sachen, die ich letztes Mal mitgebracht habe«, befahl Ukkola. Dann setzte er sich auf einen unangenehm harten Stuhl und holte aus einer Tasche seines Sakkos eine Pillendose. MDPV, Methylendioxypyrovaleron oder »ABC«. Der Name der neuen Designerdroge, die er von Arbuzow bekommen hatte, war genauso psychedelisch wie die Wirkung des Stoffes. Diese Sexdroge hatte er Jelena noch nicht gegeben, er war neugierig, in was für einen Rausch sie das Mädchen versetzen würde. Er selbst stopfte sich so einen Scheiß nicht in sein Triebwerk. Arbuzow hatte erzählt, dass er MDPV vor allem deshalb an junge Leute verkaufte, die rasch Karriere machen wollten, weil der Stoffbei normalen Drogentests anders als Koks, Ecstasy und Speed nicht nachgewiesen wurde.
    Jukka Ukkola schaute Jelena brünstig wie ein Zuchtbulle beim Anziehen zu.
    Schnallenschuhe aus Lackleder, lange rote Strümpfe und ein Minirock mit Schottenkaro, der an eine britische Schuluniform erinnerte, und dazu ein enges Top. Die seitlich abstehenden Zöpfe krönten das Ganze.
    Der Menschenhandel war ein gutes Geschäft, fast so gut wie der Drogenhandel.
    ***
    Sabrina Pianini lief mit kurzen Schritten, die zerrissenen Stoffschuhe blieben immer wieder an Sprösslingen und anderen Pflanzen hängen. Seit Beginn ihrer Flucht waren Stunden vergangen. Die ersten Kilometer war sie gerannt, später in zügigem Tempo gegangen, nun schleppte sie sich nur noch dahin. Lange würde sie das nicht mehr durchhalten, jeder einzelne Muskel schmerzte, und ihr war übel, auf andere Weise als je zuvor. Das musste an den Mitteln liegen, die man ihr gespritzt hatte.
    Sie ging am Waldrand entlang und trat jedes Mal in den Schutz der Bäume, wenn auf der Fernverkehrsstraße ein Auto vorbeiraste. Nachdem sie an einer Kreuzung vom Dach des

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