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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Pohjala gesagt hat, als ich ihn gedrängt habe, Beweise für die Existenz des Kabinetts zu nennen. Oder?« Sie stellte die Frage Kara, beantworte sie aber selbst. »
Follow the money
. Folgt dem Weg des vom Kabinett verwalteten Geldes, dann erfahrt ihr alles.«
    »Dazu ist von uns dreien nur Paranoid imstande«, meinte Kara.
    Kati Soisalo machte einen nachdenklichen Eindruck. »Wir kennen nur die Identität eines einzigen Mitglieds des Kabinetts, und ich kann versichern, dass Jukka Ukkola nicht sehr kooperativ ist. Es gibt nur ein Mittel, dem Kabinett auf die Spur zu kommen, und das besteht tatsächlich darin, den Geldströmen zu folgen.«
    »Und der ehemalige Chef der SUPO, Jussi Ketonen?«, sagte Kara, und es klang hoffnungsvoll. »Der Mann hat doch letztesJahr behauptet, dass man ihn seinerzeit daran gehindert hat, Ermittlungen zum Kabinett aufzunehmen. Vielleicht ist Ketonen jetzt bereit, zu reden, beim letzten Mal war er mit seinen Informationen sehr knickrig.«
    »Ich kümmere mich um Marat Krylow und Severnaja, Kara übernimmt Kivijalka und Jussi Ketonen und Paranoid folgt den Spuren der Finanzen des Kabinetts und versucht sich etwas auszudenken, wie wir in Ukkolas …« Kati Soisalo brach mitten im Satz ab und schaute Paranoid fragend an.
    Der lachte: »Kara wird mich ja wohl kaum bei der Polizei verpfeifen. Ich habe ein neues Spionageprogramm entwickelt. Mit dem CatchU können wir Ukkolas Gespräche abhören und die Position seines Handys in Erfahrung bringen. Das ist, ohne mich loben zu wollen, ein leistungsfähiges Programm, es kann sogar das Mikrophon eines ausgeschalteten Telefons starten.«
    »Ist es schon in Aktion?«, fragte Kara erfreut.
    »Sobald mir einfällt, wie ich es in Ukkolas Handy installieren kann. Es ist ein verdammtes Pech, dass er damit nicht ins Internet geht.«
    ***
    Assessor Eero Palomaa wusste, wie man unangenehmen Dingen aus dem Wege ging. Schon mit acht Jahren war es ihm gelungen, seine Mutter hinters Licht zu führen. Er hatte eine Mixtur aus Joghurt, Müsli und Essig geschluckt und so erreicht, dass er sich übergeben musste und zu Hause bleiben durfte. Er saß in der warmen Stube und aß Schokolade, während seine Klassenkameraden bei strengem Frost einen Wettkampf im Skilaufen bestreiten mussten. So hatte er auf einen Schlag gelernt, dass ein scharfer Verstand und Betrug sich lohnten. Im Laufe der fünfzig Jahre nach dieser Erleuchtung war Eero Palomaa so gut wie allen Widrigkeiten, die seine Ruhe bedrohten, erfolgreich ausgewichen.
    Für seine besten Leistungen auf diesem Gebiet hielt Palomaa inseiner Jugend die Befreiung vom Sportunterricht am Gymnasium und vom Wehrdienst. Als Erwachsener hatte er diese Fähigkeiten zunächst in der juristischen Fakultät weiterentwickelt und später im Berufsleben vervollkommnet, erst in einer internationalen Kanzlei für Buchprüfung und später in einem britischen Konzern, der sich mit Steuerplanung und Finanzverwaltung beschäftigte und einen etwas zweifelhaften Ruf besaß. Die Mühe hatte sich gelohnt, allerdings war das Geld dann doch zum wichtigsten Motiv geworden. Im abgelaufenen Steuerjahr betrugen seine Einkünfte 414377 Euro, dafür hatte er 24762 Euro und 16 Cent Steuern gezahlt, eine annehmbare Summe.
    Neben Steuern mied Eero Palomaa auch seine Verwandtschaft, zwischenmenschliche Beziehungen, Behörden, öffentliche Verkehrsmittel, Menschenansammlungen, billige alkoholische Erzeugnisse, Fertiggerichte, Besuche auf dem Lande, Tiere, das Händeschütteln und Kleinkinder. Mit gutem Erfolg.
    Die Klingel in Palomaas Kanzlei am Bulevardi klirrte, und der hundertdreißig Kilo schwere, recht kleingewachsene Anwalt öffnete die Tür mit einem Druck auf einen Knopf am Schreibtisch. Auf seinen eigenen Beinen bewegte er sich nur, wenn es sein musste. Der Besucher war Leo Kara, ein Mann, dem er liebend gern aus dem Weg gegangen wäre, doch er war gezwungen, ihn zu empfangen. Auch sein Leben war noch nicht perfekt. Kara hatte ihn erst vor einer knappen Stunde angerufen und dabei Kivijalka und das Kabinett, seine beiden einzigen Honorarzahler, im selben Satz erwähnt. Er musste herausfinden, was der Mann wusste.
    Palomaa übersah Karas ausgestreckte Hand, nahm dessen Visitenkarte entgegen, setzte sich und kam ohne Umschweife zur Sache. »Sie sagten, Sie seien Mitarbeiter des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung. Was führt Sie nach Finnland? Und zu mir?«
    »Viktor Hofman. Sie kennen den Mann doch?«, fragte Kara.
    Palomaa kniff

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