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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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explodierten Lkw findet sich nichts Interessantes, aber ihr Arbeitgeber, der Leiter und Besitzer der Firma Nuclear Transport Tony Shea, hat an dem Tag nach der Explosion seine Glücksspielschulden in Höhe von fünfzigtausend Pfund bar bezahlt. Der Mann ist festgenommen und wird verhört.«
    Nun war Betha Gilmartin an der Reihe und berichtete, was der SIS zustande gebracht hatte. »Wir konnten herausfinden, dass es eine Verbindung zwischen dem Ultimatum in Sellafield und dem Raub auf dem Gelände des KKW Marcoule am letzten Dienstag gibt. Es sieht so aus, als würde eine Art mehrteiliger Komplexplan zur Beschaffung von Plutonium und einigen anderen Elementen ausgeführt. Leider sind wir vorläufig noch nicht an die Schuldigen herangekommen, weder durch die elektronische Aufklärung noch durch die Signalaufklärung …«
    »Warum nicht?«, fragte der Innenminister ungehalten. »Jährlich werden Millionen Pfund in die Beschaffung von Geräten für das Staatliche Kommunikationshauptquartier und die Nachrichtendienste gesteckt.«
    Betha Gilmartin warf einen Blick auf ihren Pulsmesser. »In der Welt der Aufklärung hat es in den letzten Jahren einen Rückschlag gegeben. Die elektronische Aufklärung unserer und auch anderer großer Nachrichtendienste ist nun so wirksam, dass die Terroristen auf ihre alten Kommunikationswege zurückgreifen; sie übermitteln ihre geheimsten Informationen von Mund zu Mund oder von Hand zu Hand. Dagegen ist die elektronische Überwachung machtlos. Der Umfang der Personenaufklärung wurde in den letzten Jahren stark erhöht, aber wir brauchen hunderte zusätzliche Mitarbeiter, wenn wir zumindest alle uns bekannten Gefahrenfaktoren beobachten wollen.«
    Der recht junge Premierminister, der noch nicht lange im Amt war, hatte sich alle Zusammenfassungen konzentriert angehört.Durch die hohe Stirn, das schmale, aber volle Gesicht und die leuchtenden Augen wirkte er zumeist jungenhaft, doch diese Besprechung ließ ihn ungewöhnlich düster dreinschauen.
    »Und nun das
Worst case scenario
. Was ist das schlimmste mögliche Endergebnis, wenn die Terroristen ihre Drohung wahr machen?«, fragte er.
    Der Leiter der für die Überwachung der britischen Kernkraftwerke zuständigen Atomic Energy Authority antwortete: »Eine Explosion in Sellafield würde die Küsten Englands, Irlands und Schottlands für Generationen unbewohnbar machen, und der radioaktive Niederschlag würde sich bis nach Skandinavien und Kontinentaleuropa ausbreiten. Viele Großstädte müssten wegen des radioaktiven Niederschlags evakuiert werden – das ergäbe ein unbeschreibliches Chaos. Verglichen damit war das Unglück von Tschernobyl eine Kleinigkeit.«
    »Und was geschieht, wenn wir auf die Forderungen eingehen? Denken wir mal einen Augenblick darüber nach«, sagte der Verteidigungsminister erregt. »Die Terroristen würden genug Plutonium für die Herstellung zahlloser ›schmutziger‹ Bomben oder Kernwaffen bekommen. Schon eine kleine Bombe von zehn Kilotonnen würde in einem Radius von einem Kilometer um den Ort der Explosion alle Gebäude zerstören und die Menschen töten. Außerhalb dieser Zone würde der vom Himmel herabregnende radioaktive Abfall tödliche Gammastrahlen verbreiten. Der Wind würde den radioaktiven Niederschlag in Regionen befördern, die viele Kilometer entfernt sind, und zwar mit solcher Geschwindigkeit, dass eine Flucht nicht möglich wäre. Die Detonation selbst so einer kleinen Bombe könnte beispielsweise in London sofort Millionen Menschen töten, und in den kommenden Jahrzehnten würde sich die Zahl der Todesfälle durch Krebs vervielfachen.«
    Der Außenminister nickte. »Es ist noch nicht lange her, da hat Präsident Barack Obama die Explosion ›schmutziger‹ Bomben als
unmittelbarste und extremste Bedrohung
der globalen Sicherheit bezeichnet.«
    In dem Raum war für eine Weile nur schweres Atmen, das Surren der Klimaanlage und das Rascheln von Stoff zu hören, wenn eines der Komiteemitglieder sich bewegte.
    Der Unterstaatssekretär im Außenministerium brach das Schweigen: »Wir sind gezwungen, mit diesen Terroristen zu verhandeln.«
    »Mit Terroristen wird nicht verhandelt, und auf ihre Forderungen wird nicht eingegangen. Das ist die offizielle britische Position, und wir alle wissen, wohin es führt, wenn man davon abweicht«, sagte der Kanzleichef des Innenministeriums.
    Der Direktor des MI5 schüttelte den Kopf. »Die Regierung hat im Laufe der Jahre sowohl mit irakischen, nordirischen,

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