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Weiss

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Titel: Weiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Vorbereitungen.«
    Plötzlich kam einer von Rostows Forschungssekretären im Laufschritt herbeigeeilt. »Sie hatten um eine sofortige Meldunggebeten, wenn auf der Facebook-Seite ›Fluchtgeschwindigkeit‹ eine Nachricht eintrifft.«
    Wenig später hielten die beiden Männer in Rostows Büro eine Botschaft mit folgendem Text in der Hand:
»Ihre Forderungen sind unangemessen. Wir wollen wissen, was Sie aus der Anlage mitnehmen werden.«
    »Sie gehen nicht auf unsere Forderungen ein. Das hast du anscheinend nicht in Betracht gezogen«, sagte Doktor Rostow und goss sich Kaffee in seinen Pott.
    Manas lächelte äußerst selten, aber zuweilen klang seine Stimme freundlicher als sonst. »Im Gegenteil. Es wird sich ja wohl niemand, der bei vollem Verstand ist, einbilden, dass die britische Regierung uns einfach so Tausende Kilo Plutonium überlässt.«
    »Ich verstehe nicht, warum Mundus Novus dir die Vollmacht für einen solchen Plan erteilt hat«, schimpfte Rostow. »Bist du wirklich bereit, ihn auszuführen?«
    »Welchen Sinn hätte es, einen Plan auszuarbeiten und dann nicht bereit zu sein, ihn auszuführen? Du verstündest das alles, wenn du dich in seine Einzelheiten vertiefen würdest.«
    »Mach du deinen Teil, und ich erledige meinen. Du weißt, dass ich es eilig habe. In drei Tagen muss alles fertig sein. Und wie ist es übrigens möglich, dass Sabrina Pianini immer noch nicht gefunden wurde?«
    »Ein Dissident aus Minsk hat ihr geholfen, er wollte die Medien mit Pianinis Geschichte füttern und so die Situation in Weißrussland ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit rücken. Die Pianini scheint geschickter zu sein, als alle geglaubt haben, sie ist aus der Wohnung des Mannes geflohen, bevor die Presse vor Ort eintraf.«
    Rostow schniefte verärgert. »Sind alle sonstigen Gefahren eliminiert?«
    »Alle außer Leo Kara. Er hat mein Gesicht zweimal gesehen,voriges Jahr im sudanesischen El Obeid und als Junge vor etwa zwanzig Jahren. Damals wurden zu viele Fehler begangen, man hätte alle Spuren beseitigen müssen.«
    »Du hast hoffentlich nicht vergessen, wie unser Plan aussah? Es ist nur nicht alles so gelaufen, wie es sollte«, sagte Rostow und setzte sich hin. »Ich jedenfalls habe Karas Mutter umgebracht und seine Schwester erledigt. Die Verantwortung für Leo Kara lag bei dir.«
    »Dieser Plan war dein Werk. Und es ist ein totaler Reinfall gewesen«, erwiderte Manas und bemerkte, wie Rostows Gesichtsausdruck noch angespannter wurde. »Ich verstehe nicht, warum Kara nicht spätestens jetzt getötet werden soll.«
    »Alle polizeilichen Ermittlungen im Zusammenhang mit Mundus Novus sind eine Gefahr. Und Karas Vergangenheit ist zu sehr mit Mundus Novus verbunden. Ich will nicht, dass man darin herumstochert. Das würde jedoch unweigerlich passieren, wenn Kara umgebracht wird. Der Tod von UN-Mitarbeitern wird immer besonders gründlich untersucht«, erklärte Andrej Rostow, seine Stimme wurde dabei immer lauter. »Außerdem wäre es überflüssig, Kara zu töten, solange wir ihn mit Hilfe von Gilbert Birou unter Kontrolle haben. Mundus Novus hat Dimitri Arbuzow befohlen, Birou zu erpressen, der wird Kara schon im Zaum halten.«
    Manas antwortete nicht.
    »Was Kara angeht, bin ich es doch, der am meisten zu befürchten hat, und Mundus«, fuhr Rostow fort und klang jetzt etwas versöhnlicher. »Niemand weiß, an wie viel sich Kara erinnert. Unser ganzes Forschungsprojekt und das Ziel von Mundus Novus würden ernsthaft in Gefahr geraten, wenn meine Identität herauskäme. Der KGB und der FSB konnten sie vierzig Jahre lang geheim halten.«
    Manas betrachtete in aller Ruhe die Fotos an der Wand von Rostows Arbeitszimmer. Auf den meisten posierte der Doktor imweißen Kittel neben irgendeiner zweifellos sehr wichtigen Maschine oder Anlage, aber diese Fotos sagten Manas nichts, so sehr er sie auch anstarrte. In seinen Augen sahen alle Räume gleich aus. Nur eine Schwarzweißaufnahme verriet etwas über Andrej Rostow. Darauf stand der fröhlich grinsende, etwa zwanzigjährige Rostow auf der Treppe eines Hauses und rauchte eine Zigarette. Manas erkannte das Gebäude, weil er selbst an der Schule Nummer 101, der KGB-Hochschule für Aufklärung, studiert hatte. Andrej Rostows Vergangenheit war ein Rätsel, und Manas brannte darauf, die Lösung zu finden.
    Rostows Telefon klingelte. »Es wird Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen«, sagte er und meldete sich.
    Manas trat hinaus auf den langen Flur, verließ das Forschungszentrum

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