Weiss
einen Experten mitgebracht, der sich speziell mit ausländischen kriminellen Gruppierungen beschäftigte. Ein unglaubliches Pech, dass der Polizeirat zufällig gerade an diesem Samstag im Dienst war. Ukkola konnte Markus Virta, den Leiter der Ermittlungen im Fall Ylämaa, nicht daran hindern, seine Informationen an Neulamaa und alle anderen Beratungsteilnehmer weiterzugeben. Und er wagte es auch nicht, das Wort zu ergreifen, da er keine Zeit mehr gehabt hatte, sich von Virta auf den neuesten Stand der Dinge bringen zu lassen.
»Marat
Krysa
Krylow wurde erschossen. Krylow arbeitete für den bekannten Kriminellen Dimitri Arbuzow aus St. Petersburg. Das bringt das Geschehen von Ylämaa in einen Zusammenhang mit der russischen organisierten Kriminalität«, berichtete Kriminalinspektor Virta.
»Was ist dieser Arbuzow für ein Mann, wie nennt sich die Organisation, die er führt?«, fragte Polizeirat Neulamaa.
Virta suchte Arbuzows Personenprofil und die Zusammenstellung seiner elektronischen Daten heraus und reichte sie Neulamaa. »Arbuzows Organisation ist groß, operiert aber außergewöhnlich unauffällig. Von ihr ist anders als sonst bei russischen kriminellen Gruppierungen nicht einmal ein Name bekannt.«
»In dem ausgebrannten Lastzug wurden auch Überreste von sechs verschiedenen Rauschgiftarten gefunden«, fuhr Virta in seiner mündlichen Zusammenfassung fort. »Heroin, Ecstasy, Amphetamin, MDPV, Kratom und Spice.«
»Kratom?«, fragte der Polizeirat.
»Kratom ist eigentlich keine Droge, zumindest noch nicht, es ist ein rezeptpflichtiges Medikament«, antwortete Ukkola. »Es wird aus den Blättern eines südostasiatischen Baumes gewonnen, die einen Stoff enthalten, der auf das zentrale Nervensystem wirkt.«
Virta räusperte sich. »Im Auflieger des verbrannten Lasters wurde ein versteckter Raum gefunden, den man zum illegalen Transport nicht nur von Drogen, sondern auch von Menschen nach Finnland nutzte. In dem Massengrab am Rande des Grundstücks, auf dem die Lagerhalle stand, wurden fünf Leichen exhumiert. Die Spezialisten für die Opferidentifizierung konnten bisher bei keinem der Toten die Identität feststellen, schätzen aber ein, dass alle bei ihrem Tod jung, höchstens zwanzig Jahre alt waren. Die beiden, die noch nicht verwest waren, sahen nicht wie Finnen aus. Auch die Route des Lastzugs wurde ermittelt. Er ist am letzten Mittwochmorgen in Kiew gestartet und in drei Tagen eine Strecke von zweitausend Kilometern über Minsk, Vilnius, Riga, Tallinn und St. Petersburg bis nach Ylämaa gefahren.«
Polizeirat Neulamaa konnte es kaum fassen. »Ein und derselbe Fall hängt sowohl mit dem Drogenhandel und der organisierten Kriminalität als auch mit dem Menschenhandel zusammen.«
»Und der Geldwäsche«, sagte Markus Virta und zögerte einen Augenblick, als er Jukka Ukkolas wütende Miene sah.
»Krylow hat sich in Finnland um eine Firma namens Severnaja gekümmert, die in den letzten beiden Jahren Millionen Euro ins Ausland überwiesen hat. Die Zentralstelle für Ermittlungen zur Geldwäsche untersucht die Angelegenheit.«
Neulamaa wirkte nun noch ernster. »Darüber muss im Operativen Komitee der Taskforce zur Kriminalitätsbekämpfung imOstseeraum und in den Experten-Arbeitsgruppen gesprochen werden.«
Jukka Ukkola lachte trocken. »Wollen wir nicht lieber erst mal versuchen herauszufinden, worum es hier geht? Es verwundert ein wenig, dass die Aufklärungsabteilung keine Ahnung von den Aktivitäten dieses Krylow in Finnland gehabt hat. Sitzt ihr nur rum und bohrt in der Nase?«
Der Leiter der Aufklärungsabteilung, Kriminaloberinspektor Claes Nyman, rückte auf seinem Stuhl nach hinten. »In Finnland sind etwa achtzig organisierte Gruppen von Kriminellen aktiv, die insgesamt etwa tausend Mitglieder haben. Allein im letzten Jahr haben wir über fünfzig von ihnen unter die Lupe genommen, für mehr reichen unsere Ressourcen nicht. Fast alle ausländischen Organisationen, die hier operieren, stammen aus Russland oder den baltischen Ländern und werden vom Ausland aus geführt. Bei uns erwischt man nur kleine Handlanger, die lediglich Befehle ausführen, oder Kuriere und finnische Partner ausländischer Gruppierungen. In der Regel sind beispielsweise für die Verteilung der Drogen Finnen zuständig, natürlich zwingt man die kleinen Täter, die größten Risiken einzugehen.«
»Die KRP ist nicht international genug«, sagte der Experte.
Das brachte Nyman in Harnisch. »Quatsch! Die KRP hat sich im
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