Weiss
wichtigsten herauszufinden, wen Ukkola eben getroffen hat«, betonte Kara. »Es hörte sich so an, als wäre die Frau der Chef des Kabinetts. Zumindest muss sie in dessen Hierarchie viel höher stehen als Ukkola.«
»Kannst du die Identität der Frau auf Ukkolas Computer ermitteln, vielleicht halten sie per E-Mail-Kontakt?«, fragte Kati Soisalo Paranoid.
»Ich kann es versuchen.«
»Habt ihr übrigens bemerkt, dass Ukkola ihr gegenüber Drogen mit keinem Wort erwähnt hat?«, sagte Kati Soisalo. »Und das, obwohl die KRP auch Krylows Rauschgiftgeschäfte untersucht. Der Stoff wurde mit denselben Lastkraftwagen wie die Opfer des Menschenhandels nach Finnland gebracht.«
Kara begriff, worauf Kati Soisalo hinauswollte. »Wenn Ukkola und Arbuzow Nebengeschäfte mit Drogen gemacht haben, dannmüssen wir irgendwie dafür sorgen, dass auch das Kabinett davon erfährt. Das wäre dann Ukkolas Ende.«
Auch Paranoid hatte einen Vorschlag. »Wir sollten der Aufklärungsabteilung der KRP mitteilen, dass der Besitzer dieses Feriendorfes in Lohja Ukkola und Arbuzow mit dem Menschenhandel in Verbindung bringen kann und wer weiß, womit sonst noch.«
»Wir haben keine Ahnung, was der Besitzer des Feriendorfes von Ukkolas Rolle weiß und ob er irgendwelche Beweise hat«, gab Kara zu bedenken. »Ukkola ist der stellvertretende Chef der KRP, ich wette, er ist imstande, die Ermittlungen so zu steuern, dass man ihm selbst nichts nachweisen kann. Wenn wir wollen, dass Ukkola geschnappt wird, brauchen wir Beweise.«
Kati Soisalo geriet in Rage. »Hoffentlich habt ihr das Wichtigste nicht vergessen – Vilma. Ich will meine Tochter finden, und das gelingt nur, wenn ich Arbuzow irgendwie zu fassen kriege!« Wütend versetzte sie dem Papierkorb aus Metall einen Tritt, so dass er umkippte.
»Möglicherweise findet sich darin etwas«, sagte Paranoid, als er einen Stapel Blätter aus dem Drucker nahm, die Unterlagen des FSB.
»Vielleicht sollten wir einen Abstecher in dieses Feriendorf in Lohja machen«, schlug Kati Soisalo vor. »Wer weiß, was die von Ukkola erwähnten Aufzeichnungen alles enthalten? Sie könnten doch etwas über Arbuzow ans Licht bringen.«
»Ich fahre gleich morgen früh hin. Kommst du mit?«, fragte Kara.
»Darüber reden wir im Auto. Ich kann dich ins Hotel bringen, es ist gleich Mitternacht.«
Paranoid wollte Kati Soisalo zum Abschied küssen, aber die hielt nur die Wange hin.
Die Tür des Smart war auf dem Innenhof des Häuserblocks Hamppuvarpunen noch gar nicht richtig zu, da eröffnete Karadas Spiel. »Holen wir irgendwo etwas zu essen? Die Grillbuden und Hamburgerstände sind noch geöffnet.«
»Und das Nachtquartier in Herttoniemi auch«, sagte Kati Soisalo und schaute Kara kurz an. »Von der gestrigen Pasta ist noch jede Menge übrig.«
»Das hört sich gut an.«
Kati Soisalos Wohnung sah noch ganz genau so aus wie am Morgen – unaufgeräumt. Kara marschierte geradewegs in die Küche zum Weinregal. Als er das Foto eines kleinen Mädchens auf dem Tisch sah, blieb er stehen.
»Das ist Vilma, wahrscheinlich. Es ist schrecklich, dass man sich nicht einmal sicher sein kann, ob man seine eigene Tochter erkennt.«
»Woher hast du das?«, fragte Kara.
Kati Soisalo schüttete die Pasta vom Vorabend aus einer Plastikschüssel in die Bratpfanne, setzte sich hin und vergrub ihr Gesicht in beiden Händen. »Arbuzow hat mich vor dem Haus von Paranoid für einen Moment in sein Auto gezwungen. Dort hat er mir das Foto gegeben und gedroht, dass er sich an Vilma rächen wird, wenn ich weiter in der Geschichte herumwühle.«
»Verdammt, warum erzählst du das jetzt erst!« Karas Augen funkelten vor Zorn. Er kam ihr mit dem Gesicht ganz nahe, doch diesmal konnte er die Worte, die er schon auf der Zunge hatte, zurückhalten. Im letzten Moment wurde ihm klar, was Kati Soisalo da eben gesagt hatte: »Vilma ist also am Leben?«
»Woher soll ich das mit Sicherheit wissen?«, antwortete sie und schaffte es nur mit viel Mühe, die Tränen zu unterdrücken. »Dieses Foto ist kein vollständiger Beweis, zumindest nach Paranoids Ansicht.«
»Was willst du nun tun? Ich könnte es sehr gut verstehen, wenn du bei dieser … bei alldem nicht mehr mitmachen willst.«
»Ich kann ja wohl nicht zulassen, dass meine Tochter in denHänden wildfremder Leute bleibt, was zum Teufel denkst du dir eigentlich?«
Kara schwieg eine Weile. »Ich habe heute auch Post bekommen. Die war, vorsichtig ausgedrückt, etwas überraschend.« Er
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