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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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genießen Sie das Bad und Ihre Behandlungen in vollen Zügen, Madame. Wir werden den jungen Damen nicht von der Seite weichen.“
    Elvira wuchs auf ihrem Stuhl eine Handbreit in die Höhe. Ihre kerzengerade Wirbelsäule dämpfte augenblicklich die Euphorie der Männer. Sie würde den jungen Leuten ebenso wenig von der Seite weichen und die Engelmann’sche Entschlossenheit beruhigte Baronin von Plessen um vieles mehr.
     

Naturgewalt
     
    Sorgenvoll schaute Hermann Stein nach Westen. Immer häufiger erhellte Wetterleuchten den Horizont und verzauberte die hereinbrechende Dunkelheit mit gespenstisch glühendem Licht.
    Doch niemand konnte die Naturgewalten aufhalten und wenn es dem Allmächtigen gefiel, dem Land Regen zu schicken, so musste sich Stein damit abfinden. Auch wenn er meinte, Gott könne niemals Landwirt gewesen sein, denn dann hätte der Schöpfer wissen müssen, Regen sei in der Getreideernte so willkommen wie der Teufel an der Himmelspforte.
    Noch waren die Vorboten des Gewitters nichts weiter als eine drohende Ankündigung. Stein hegte die Hoffnung, das auf dem Halm stehende Getreide bliebe von Schlagregen oder Hagel verschont.
    Doch wenn er etwas beeinflussen konnte, so wollte er das Schicksal nicht herausfordern und so lenkte er seine Schritte in Richtung Kutscherstube, in der die Knechte des Abends gern beim Kartenspiel beieinandersaßen. Das verstaubte Fenster war erleuchtet. Stein konnte die rauen Stimmen schon auseinanderhalten, als er noch zehn Schritte von der Tür entfernt war.
    Kaum hatte er den Raum betreten, herrschte überraschte Stille. Tabakqualm geschwängerte Luft erregte sofort seinen Unwillen. Wie von Zauberhand waren mit einem Male alle Pfeifen und Zigarren verschwunden. Die Männer starrten Stein aus schreckgeweiteten Augen an.
    „Habe ich nicht verboten, in Stallungen und Scheunen zu rauchen? Meint ihr, der Herr Graf lässt Blitzableiter auf die Dächer setzen, damit ihr die Ställe in aller Gemütlichkeit hier unten mit dem Tabakkram anzündet?“
    Die Männer zogen unbewusst die Köpfe ein. Sie trugen zwar Unschuldsmienen zur Schau, aber die dicke Luft, deren Herkunft für jede noch so unsensible Nase eindeutigen Ursprungs war, strafte sie unverzüglich Lügen. Steins Brustkorb hob sich unter einem tiefen Atemzug, dann donnerte er los. „Das Schnapsdeputat für diesen Monat wird ersatzlos gestrichen, für jeden Einzelnen von euch.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause und nahm sich Zeit, einen nach dem anderen ein paar qualvoll lange Sekunden anzustarren. Die Männer hielten seinem wütenden Blick nicht stand und hefteten ihre Augen lieber auf den rissigen Lehmboden.
    „Ich werde euch lehren, mit dem Feuer zu spielen! Und nun her mit dem Gelumpe!“ Er griff sich einen Eimer und hielt ihn wortlos dem Knecht hin, der auf Armlänge entfernt stand. Als der Mann keine Anstalten machte, sich in Bewegung zu setzten, knurrte Stein ihn an: „Los, mach schon, Adolf, sammle die Pfeifen und Stumpen ein, und bei deiner Schnapsration für den nächsten Monat verbürgst du mir die Vollständigkeit deiner Kollekte!“
    Ein Donnergrollen, glücklicherweise noch aus der Ferne, erinnerte Stein an sein eigentliches Anliegen, doch er wartete mit finsterer Miene und stoischer Ruhe ab, wie sich der Eimer mit diverser Rauchware füllte, die immer noch lustig vor sich hin qualmte. Demonstrativ kippte er Tränkwasser darüber und provozierte damit erschrockenes Gemurmel der Pfeifenbesitzer.
    Stein baute sich drohend vor der Runde auf und wartete, bis niemand mehr wagte, einen Laut von sich zu geben. Erst dann verteilte er seine Anweisungen.
    „Ein Gewitter zieht auf. Ich will nicht riskieren, dass die Stuten aus der Koppel ausbrechen und sich die Beine brechen, wenn sie im Wald die Böschung zum Bach hinunterpurzeln. Zuerst holt ihr die Herde, die unten im Grund steht. Die anderen Tiere in der Nähe der Stallungen mögen bleiben, wo sie sind. Adolf, du sagst Gustav Bescheid, er habe die Torflügel des Kuhstalls zu sichern. Dann bist du mit unten im Grund bei den Pferden. Färsen und Ochsen bleiben draußen, obwohl zu befürchten bleibt, das dumme Hornvieh bekommt bei den ersten groben Donnerschlägen das große Laufen. Will mal hoffen, die neuen Schleetenzäune halten, was ihr mir versprochen habt.“
    Wie zur Demonstration folgte nach einem anfänglich sanfteren Grollen ein schon heftigeres Getöse. Stein blickte entnervt gen Himmel und beschleunigte seine Arbeitseinteilung.
    „Hannes, du holst

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