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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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hatte.
    Blüchers soldatische Karriere unter dem preußischen König sollte jedoch ein weiteres Mal einen Knick erleiden, als er sich, inzwischen zum Rittmeister aufgestiegen, bei einer Beförderung zugunsten eines unehelichen Sohnes des Markgrafen von Schwedt übergangen fühlte und eine Protestnote direkt an den König schickte. Darin versäumte er nicht, um seinen Abschied zu bitten. Nur hatte der Brief nicht den von Blücher gewünschten Erfolg. Friedrich II. befahl, den Rittmeister ins Gefängnis zu werfen. Der Vollzug der Strafe verzögerte sich, was Blücher jedoch nicht zum Anlass nahm, seinen Brief zurückzunehmen. So bewilligte der König Blüchers Eingabe mit einer Note schon legendären Inhalts: „Der Rittmeister von Blücher kann sich zum Teufel scheren“, soll darin gestanden haben. Nun, einen solchen Gefallen tat er seinem König nicht. Eine baldige Heirat und der Erwerb eines Gutes in Pommern waren auch viel angenehmer, als im Höllenfeuer zu schmoren, wohin er nach Ansicht seines Königs gehörte. Aber er hatte gegenüber seinem Herrscher einen entscheidenden Vorteil. Er war noch jung, sein König alt. Dennoch musste sich Blücher weitere acht Jahre gedulden, um nach dem Tode Friedrichs im Jahre 1786 wieder in das Regiment einzurücken, vom dem er sich damals – getreu den eigenen Prinzipien – verabschiedet hatte. Freilich vergaß er nicht, Bedingungen zu stellen. Und so wurde seine Ernennung zum Major auf das Jahr 1779 zurückdatiert, just auf das Jahr, in dem ihm die Beförderung zugestanden hätte. Als Franz mit seinen Gedanken beim Majorspatent des Feldmarschalls angelangt war, bemerkte er, die Unterhaltung dümple kläglich vor sich hin. Die Gäste streiften ihn ab und zu mit verstohlenen Blicken. Er räusperte sich kurz und war sofort Mittelpunkt der Tafel.
    „Frau Witte, es gereicht Ihnen zur Ehre, an die Leistungen der braven Schweden erinnert zu haben“, begann Franz, beim Anliegen seiner Vorrednerin anknüpfend. „Und weil es uns die guten Sitten verbieten, bei Tisch einen Hut zu tragen, kann ich ihn leider nicht ziehen, um Ihnen meinen Respekt zu zollen!“ Franz versuchte auf seinem Stuhl eine Verbeugung anzudeuten, die Frau Witte milde lächelnd zur Kenntnis nahm.
    „Die Erwähnung General Bernadottes hat uns vom eigentlichen Thema abgelenkt. Deshalb frage ich die Herrschaften, ob Sie mir gestatteten, dort fortzufahren, wo ich unterbrochen worden bin.“ Franz schaute freundlich hinüber zu Professor Pries, dessen Trinkspruch Anlass zu den Ausschweifungen gegeben hatte. Der Professor nahm sein Glas und hob es abbittend in Franz’ Richtung.
    „Verzeihen Sie mir meinen Patriotismus, sehr verehrter junger Freund. Wir alle sind gerne gewillt, Ihnen unsere Aufmerksamkeit zu schenken“, sagte er lächelnd und prostete Franz aufmunternd zu.
    „Gut, wir waren also bei der Schlacht um Berlin, bei General Bernadotte. Doch die Geschicke der Nordarmee dürfen wir nicht nur mit dem Kronprinzen in Verbindung bringen. Großen Anteil am weiteren Verlauf der Dinge hatten Bernadottes Generäle. Bülow war einer dieser Generäle, dem am besagten 23. August das Glück hold war, denn Bernadottes Unterstützung blieb ihm leider versagt.“ Franz schaute bedauernd zu Frau Witte hinüber, der die Häme des Blücherverehrers auch nicht verborgen geblieben war. „Dem Kronprinzen lag das Schicksal Berlins und der Bewohner der Stadt wenig am Herzen. Er hatte alles für die Räumung und einen eiligen Rückzug hinter die Spree vorbereitet. Offiziere aus Bülows Corps berichteten mir später, den Bürgern der Stadt sei bekannt gewesen, General Oudinot habe von Napoleon den Befehl erhalten, die preußische Hauptstadt mit Granaten in Brand zu setzten und die Stadtmauer durch schwere Feldgeschosse in Trümmer zu legen, falls es Berlin wagen sollte, sich zu verteidigen.
    Deshalb entschloss sich Bülow eigenmächtig, das erste französische Corps bei Großbeeren anzugreifen, bevor es sich mit nachrückenden Verbänden der eigenen Armee vereinigen konnte. Die mutige Entscheidung sicherte ihm den Erfolg über den Feind und trug ihm den Namen ‚ der allzeit glückliche Bülow‘ ein. Nach der Niederlage bei Großbeeren gab General Oudinot die Sache der Besetzung Berlins auf. Er zog sich mit den inzwischen vereinigten Corps seiner Armee nach Wittenberg zurück.“
    „Aber hier in unseren Zeitungen wurde die Sache völlig anders dargestellt. Der Kronprinz ...“
    „Beruhige dich, meine Liebe, du weißt doch,

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