Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
Vom Netzwerk:
aussprechen sollten.
    Johanna teilte Margittas Befürchtung, außerdem lag ihr am Herzen, nicht länger stummer Zuhörer zu bleiben. Die recht neue und breite Allee hatte sie an ein Gespräch mit Johann erinnert.
    „Letztes Jahr hat mir mein Bruder Johann erzählt, beim Bau der Straße sei ein Münzschatz gefunden worden, den wahrscheinlich die Mönche vergraben haben, als abzusehen war, es werde dem Kloster schlecht ergehen. Seine Königliche Hoheit hat ihn der Münzsammlung der Universität gestiftet. Johann, er studiert übrigens in Rostock“, verkündete sie stolz, „hat von einigen Gold- und unzähligen Silbermünzen gesprochen, die in den Vitrinen des Universitätsmuseums liegen.“
    „Dann haben die Geldstücke an die 250 Jahre in ihrem geheimnisvollen Versteck darauf gewartet, wieder ans Tageslicht befördert zu werden. Es ist vorbildlich, dass sie in ein Museum gelangt und nicht für neue Münzen eingeschmolzen worden sind.“ Nostitz unterbrach sich kurz, um einen Bekannten zu grüßen. „Bei der Geldverknappung während der Franzosenzeit und der Kriegsjahre ist die Tatsache besonders löblich. Aber ich bemerke nicht nur bei Regenten, sondern unter Wissenschaftlern und verantwortungsvollen Bürgern ein zunehmendes Interesse an der Historie. Wir sollten uns wirklich darum kümmern, dass auch unseren Kindeskindern überliefert wird, wie ihre Vorfahren gelebt haben.“
    „Dann fangen Sie doch an, Graf Nostitz, schreiben Sie Ihre Memoiren. Das wird bestimmt ein Welterfolg. Ich sehe schon den Titel vor mir: ‚Mein Leben mit Blücher‘, oder so ähnlich könnte er klingen. Man wird Ihnen Ihre literarischen Erinnerungen förmlich aus den Händen reißen“, versicherte Margitta.
    Graf Nostitz lächelte nachsichtig über ihre jugendliche Begeisterung, er sah aber nicht so aus, als wollte er Margittas Rat beherzigen.
    Die Gruppe beschloss im stillschweigenden Einverständnis dem Verlauf eines Baches zu folgen, der einen Friedhof begrenzte.
    „Wissen Sie denn, meine Damen, dass der Wallgraben und die von ihm gespeisten Teiche von den fleißigen Mönchen angelegt worden sind? ORA ET LABORA ist ihr Lebensmotto gewesen – demgemäß zu Gebet und Arbeit aufgerufen. Die Mönche haben hier versumpftes Gelände vorgefunden und haben es mit ihrer Hände Arbeit fruchtbar gemacht.“
    „Graf, Sie verstehen es, uns für die fleißigen Mönche einzunehmen. Ich denke nur, die alten Herren liegen schon zu lange dort drüben.“ Elvira deutete mit einer sparsamen Kopfbewegung in Richtung Friedhof. Sogar die hohe Klostermauer war zur Anbringung von Grabplatten vereinnahmt worden.
    „Wie es den letzten Mönchen ergangen ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis“, gestand der Graf, „aber der Mönchsfriedhof befand sich nicht hier. Die Klosterbrüder wurden hinter dem Münster, auf seiner Nordseite zur Ruhe gebettet. Ihre sterblichen Überreste befreite die Zeit von allem Vergänglichen, ihre Gebeine wurden dann in ein winziges Beinhaus gestapelt. Leider kann man es von hier aus nicht sehen, aber wenn Sie wieder einmal durch den Park promenieren, sollten Sie es nicht auslassen. Es erinnert mich seltsamerweise an eine Bonboniere.“
    „Wenn man bedenkt, was das Häuschen beherbergt, ist Ihr Vergleich in der Tat seltsam“, stellte Stetten fest. „Aber ich muss Ihnen recht geben, die achteckige Kapelle ist einzigartig. Und im Vergleich zu ihrem kolossalen Nachbarn sieht sie wirklich wie Nippes aus, in dem man Süßigkeiten aufbewahrt. Man fühlt sich tatsächlich eingeladen, das Dach anzuheben, um nachzuschauen, was sich darunter befindet, vorausgesetzt man ist ein Riese“, schränkte er ein.
    „Was sind das für Gebäude, die dort drüben hinter den Obstbäumen?“
    „Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Klosters: Kornhaus und Mühle. Heute beherbergt das alte Gemäuer vor dem eingangs erwähnten Wallbach eine Brennerei und eine Brauerei.“
    „Ah, daher der Maischegeruch. Ich habe mich bereits gefragt, was hier in der Luft liegt“, sagte Johanna und hielt die Nase in den lauen Luftzug, der durch den Park strich.
    „Die Kaffeetafel auf dem Kamp wird aufgehoben sein. Was halten Sie davon, wenn ich Sie alle in den Trichter zu einem Bier oder einer kühlen Limonade einlade“, schlug Stetten vor.
    Margitta erinnerte sich an den gestrigen Nachmittag, an dem sie noch an Ludwigs Arm einen Park erkundet hatte, der Doberans eigentliches Zentrum bildete, den sogenannten Kamp. Höhepunkte in der gepflegten Anlage waren

Weitere Kostenlose Bücher