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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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umzingelt“, seufzte Margitta. Plötzlich hörte sie sich an wie ihre Mutter.
    Johanna warf ihr einen scheuen Seitenblick zu. Sie fragte sich besorgt, wie die Vertraute sich derart schnell in eine fremde Person habe verwandeln können. Sie hoffte jedoch, die Verwandlung ließe sich ebenso schnell rückgängig machen, wie sie sich vollzogen hatte.
    „Junger Mann, lassen Sie uns dort drüben anlanden.“ Elvira zeigte vor der Kulisse der aufragenden Klosterkirche auf einen ebenso winzigen Steg wie den, von dem man abgelegt hatte.
    „Aber die Herrschaften haben doch für die ganze Strecke bezahlt. Das ist erst die Hälfte, gnädiges Fräulein“, begehrte der Ruderer auf. Er befürchtete wohl, einen Teil des Fahrgeldes wieder herausrücken zu müssen.
    „Ich weiß, behalte Er den Rest als Trinkgeld“, erwiderte Elvira gönnerhaft und sofort hellte sich die besorgte Miene des Jungen auf.
    Johanna war insgeheim froh, die dünnen Planken des Kahns verlassen zu können. Sie quälte keine Angst vor dem bodenlos scheinenden Wasser, vielmehr ließ sie die Vorstellung aufatmen, einem Präsentierteller zu entrinnen. Im Boot hatte sie ständig das Gefühl verfolgt, von allen Seiten angestarrt zu werden, weil unzählige Spaziergänger auf den Kieswegen promenierten, die sich um die Teiche wanden.
    Kaum hatten die Damen festen Boden unter den Füßen, zog Elvira ein Büchlein aus ihrem Pompadour und blätterte interessiert. „Möchtet ihr hier im Park bleiben oder den Buchenberg erkunden“, stellte sie nach kurzer Lektüre zur Auswahl.
    „Was? Ihr wollt heute noch auf Berge steigen“, argwöhnte Margitta, „ich für mein Teil hab die Nase voll vom Umherlaufen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf Johannas Meinung.
    Das Mädchen ließ sich mit seiner Erwiderung sehr lange Zeit, so lange, bis Stetten und sein Begleiter zu den jungen Frauen aufschließen konnten. Als Johanna ihrem Schwarm entgegenlächelte, zuckte Margitta nur resigniert die Achseln. Sie hoffte auf taktvolle Behandlung und darauf, dass der Name Ludwig von Trebbow nicht fallen werde.
    „Meine Damen, es ist mir eine besondere Freude, Ihnen Graf Nostitz vorzustellen.“ Man machte sich bekannt.
    Stetten schien wirklich hoch erfreut über die Begegnung. Andererseits war der Ort viel zu klein, sich einen Nachmittag lang erfolgreich aus dem Weg gehen zu können.
    Graf Nostitz – der Badegesellschaft zuallererst als Blüchers Adjutant bekannt – verneigte sich.
    „Wie steht es heute um das werte Befinden, Demoiselle Engelmann?“, erkundigte er sich zuvorkommend, „Wie ich hörte, erlitten Sie gestern einen Schwächeanfall.“
    „Oh, kein Grund zur Sorge, es war nur eine kurze Ohnmacht“, entgegnete Elvira errötend. Sie schlug verlegen die Augen nieder, doch die unvergleichliche Gelegenheit wollte sie beim Schopfe packen. Wann sollte es ihr je wieder vergönnt sein, Blüchers Adjutanten höchstpersönlich zu sprechen. Deshalb platzte sie geradezu mit ihrer Bitte heraus: „Sie müssen uns unbedingt erzählen, Graf, wie Sie Fürst Blücher vor der ganzen französischen Armee verteidigt haben!“
    Nostitz lachte herzhaft. „Das wird ja immer besser! Wo haben Sie diesen Unsinn aufgeschnappt?“ Seine gute Laune hielt an, als er Elvira herausfordernd anschaute.
    „In Ludwigslust! Alle sagen das!“
    „Nun, eine solche Heldentat, die man mir in Ihrer Residenz nachsagt, meine Damen, wäre mir schwerlich möglich gewesen. Mein einziges Verdienst bestand darin, Marschall Blücher so lange beizustehen, bis Hilfe eintraf. Das Pferd des Fürsten war inmitten des Kampfgetümmels verwundet worden und stürzte. Dabei begrub es ihn so unglücklich, dass wir es nicht einmal zu zweit zuwege brachten, ihn aus der misslichen Lage zu befreien. Ich habe lediglich meinen Umhang über ihn gebreitet, das war dann auch alles.“
    „Dabei verschweigen Sie uns die Tatsache, dass Sie den Marschall mit Ihrem Leben verteidigt hätten, wenn Sie in die Verlegenheit geraten wären.“
    „Ich möchte den Vorfall nicht weiter ausschmücken, meine Damen. Sowohl feindliche als auch unsrige Kavallerie ist zweimal an uns vorbeigeprescht, alle sind viel zu sehr mit den Kampfhandlungen beschäftigt gewesen, als dass sich jemand um uns gekümmert hätte“, stellte Nostitz noch immer lächelnd fest.
    „O Gott, und der Fürst? War er schwer verletzt?“
    „Nein, er saß bereits am nächsten Tage wieder zu Pferd, Mademoiselle. Bei Ligny, wo das Missgeschick passierte,

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