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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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bedrohlicher klangen als aus dem eigenen. „Vielleicht, weil ich hinter dem Erbe meines Bruders her bin und ihn diskreditieren will“, fügte er hinzu, um der Sache eine völlig neue Richtung zu geben. Er war Mudder Schultzen äußerst dankbar, weil ihm die Idee ohne ihre Verdächtigungen nicht so prompt gekommen wäre.
    „Oh, trotzdem wäre es bedauerlich, wenn die kleine Schwester so etwas ins Ohr geflüstert bekäme“, stieß Trebbow hervor, sein Atem roch nach Alkohol.
    „Sie Schwein!“, zischte Franz. Er ballte die Fäuste und holte im Affekt seiner Empörung zum Schlag aus. Zu seiner Verblüffung wich Trebbow geschickter aus, als es dessen alkoholisierter Zustand vermuten ließ. Franz fiel vornüber, weil die Wucht des Aufpralls ausgeblieben war. Glücklicherweise kam er nicht zu Fall. Blitzschnell drehte er sich um.
    Sein Gegner geriet nun doch, allerdings ohne sein Zutun, heftig ins Schwanken. Der französische Cognac holte sich seinen Tribut.
    Inzwischen hatte Franz’ Ehrgefühl Oberhand über seine Wut gewonnen. Es verbot ihm, auf den betrunkenen Rittmeister loszugehen. Fassungslos starrte er den Mann an, dem er noch vor wenigen Stunden die eigene Schwester hatte anvertrauen wollen.
    „Sie sind ja völlig betrunken. Schlafen Sie Ihren Rausch aus, der Ihnen unselige Gedanken einhaucht“, sagte er verächtlich.
    „Ich werde sehr gut schlafen, fragt sich bloß, wie Sie in den Schlaf kommen, Klotz?“ Trebbow kicherte wie ein gehässiges Weib, kam dann auf Franz zu und baute sich bedrohlich nahe vor ihm auf. Franz wich keinen Schritt zurück.
    „So oder so! Lassen Sie Ihre Finger von der Plessentochter! Ich rate Ihnen gut, sonst kann ich für nichts garantieren. Der Ruf einer Familie ist schon für weniger ruiniert worden“, bemerkte der Rittmeister vielsagend. Er hatte die linke Hand an seinem Säbel, eine Geste, die vermutlich seine Gelassenheit unterstreichen sollte.
    Trebbow war am Zuge, das musste Franz dem anderen zugestehen. „Sie denken, Baronin von Plessen würde Ihrem Antrag zustimmen? Einem Heiratsantrag von einem Mann, der eine Verlobung mit einem weiteren nichts ahnenden Mädchen arrangieren lässt? Nicht sehr wahrscheinlich, Trebbow!“ Franz hatte den Familiennamen des Rittmeisters herabwürdigend betont, genauso herabwürdigend wie zuvor Trebbow, der die eine Silbe verächtlich ausgespuckt hatte.
    „Pah! Da gibt es noch andere Möglichkeiten. Das Mädchen liebt mich, das ist’s, was wichtig ist. So wichtig wie Ihnen selbst!“, wurde Franz entgegengeschleudert.
    Das Blut wich ihm aus dem Kopf. Seine Phantasie gaukelte ihm Bilder vor, bei deren Anblick ihm übel wurde. Nicht nur der Betrunkene wankte, auch das Palais, das Salongebäude und der Kamp gerieten in eine Schwindel erregende Bewegung. Er hörte Trebbows Stimme nur noch aus der Ferne, was ihn für den Augenblick vor weiterer Häme beschützte. Er richtete all seine Willenskraft darauf, sich nicht zu übergeben. Den Rittmeister einen Moment eigener Schwäche miterleben lassen? Nein! Diese ungeheure Genugtuung wollte er dem anderen nicht auch noch zugestehen. Er riss angestrengt die Augen auf. Das Karussell, in dessen Mittelpunkt er stand, beruhigte sich allmählich und kam tatsächlich zum Stillstand. Er hörte sich keuchen. Ihm perlte Schweiß von der Stirn, aber er sagte sich finster, er werde ihn ums Verrecken willen nicht in Trebbows Beisein fortwischen.
    „Gott steh Ihnen bei, wenn Sie Margitta unglücklich machen“, sagte er mit Nachdruck und aller Ruhe, die er im Moment inneren Aufruhrs aufbieten konnte. Dann ließ er den Rittmeister einfach stehen. Jetzt trösteten ihn seltsamerweise die väterlichen Worte, über die er sich vor Viertelstundenfrist noch erregt hatte.
     

Frieders Vermächtnis
     
    „Du siehst schlecht aus“, sagte Ernst in das Gerumpel der Droschke. Die eisenbeschlagenen Speichenräder des Gefährts machten einen Heidenlärm auf der Pflasterstraße.
    Franz winkte müde ab. „Ich sehe nicht nur schlecht aus, ich fühl mich auch so“, sagte er achselzuckend, sich wieder einmal darüber wundernd, wie bedenkenlos er sich Ernst anvertraute. Vermutlich lag es am Beruf seines Freundes, überlegte er, und sah aus dem Fenster des Wagenschlages.
    Passend zum traurigen Anlass, dem man beiwohnen wollte, hatte sich der Himmel zugezogen und es begann zu tröpfeln.
    Als das Scheppern endlich aufhörte, die Räder nur noch den Straßenstaub zermahlten, was die Verständigung bedeutend leichter machte, fragte

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