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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Tagen nur Umgang mit ihm gehabt und ...“, er zögerte einen verräterischen Moment lang, „mit der Familie von Plessen.“
    „Die Witwe hat eine schöne Tochter, nicht wahr, mein Junge?“
    Seltsamerweise wurde es Franz bei der väterlichen Bemerkung siedend heiß, so wie damals, als sein Vater ihn im zarten Alter von 10 ½ Jahren beim Schmökern in frivolen Geschichten ertappt hatte, die er selbstverständlich nicht zufällig zwischen der väterlichen Lektüre gefunden hatte. Die sorgfältig gestochenen Bilder hatten ihm besonders gut gefallen. Weshalb sein Unterbewusstsein ausgerechnet die längst vergessen geglaubte Episode bei der knappen Anspielung auf Margitta hervorgekramt hatte, wusste er nicht. Vielleicht hatte seine Erinnerung an zaghaft aufkeimende Lust, die er als Knabe beim Betrachten der Bilder empfunden hatte, eine geheimnisvolle Verbindung zu dem Mädchen seiner Träume hergestellt. Jedoch Margitta hatte die Träume weit übertroffen.
    Des Vaters Stimme holte Franz in die Gegenwart zurück. „Trotzdem müssen wir davon ausgehen, dass noch mehr in den Kreis der vermeintlich Wissenden einbezogen worden sind. Ich mache mir Sorgen, Johanna könnte demnächst irgendeine unschöne Geschichte aufschnappen.“
    „Und was willst du dagegen tun, Vater?“
    Der Graf schaute Franz erst unschlüssig an, doch dann hellte sich seine Miene auf. „Ich bin sicher“, sagte er bestimmt, „dein Freund könnte dem Rittmeister entlocken, mit wem der über Johann gesprochen hat, denn dir möchte ich eine solche Aufgabe nicht zumuten. Aber es wäre unserem Anliegen dienlich, wenn du die Spannungen zwischen dir und Trebbow ausräumen könntest.“
    Da war er wieder, der Unterton, der jede Widerrede ersticken sollte, die höflich verpackte Dominanz, die Franz bereits im Knabenalter zur Rebellion gereizt hatte. Er biss sich auf die Unterlippe, während er über die Forderung nachsann, die im Raume stand. Ohne zu fragen, woher die Spannungen rührten, die zumindest bemerkt worden waren, war von ihm verlangt worden, sie des Vorteils willen, den sein Vater sich erhoffte, aus der Welt zu schaffen. Franz wusste, zwischen Trebbow und ihm war nichts mit Worten oder Gesten auszuräumen. Den Kampf um Margitta hatten weder sein Rivale noch er verloren gegeben, sonst hätte der sich nicht aufgeführt wie die Axt im Walde. Nach Franz’ Meinung war ein Mann wie Trebbow, der Lügen erfand, um eigenen Entscheidungen aus dem Wege zu gehen, nicht gut genug für das Mädchen. Er hoffte – ohne auch nur einen Gedanken an die eigenen Schwindeleien zu verschwenden – Margitta komme über kurz oder lang zu derselben Einsicht. Oder sollte er ihr auf die Sprünge helfen, ihr erzählen, Trebbow habe sich seine Verlobte nur ausgedacht?
    Margitta! Abermals Margitta! Dabei sollte er mit all seinen Empfindungen bei den Geschwistern sein, warf er sich vor. Er konnte jedoch dem Wunsch des Vaters nicht entsprechen, nur um einem Kalkül gerecht zu werden.
    „Ich werde Christian um den Gefallen bitten, aber mit Trebbow werde ich nicht schöntun“, sagte er fest.
    „Margitta wird den Mann heiraten, dem Baronin von Plessen zustimmen wird. Vergiss das bitte nicht bei deinen Überlegungen. Und ich bilde mir ein, die Wahl der Dame in eine Richtung lenken zu können, die dir genehm wäre.“
    Franz verschlug es die Sprache. „So etwas bekomme ich ausgerechnet von dir zu hören?“, empörte er sich.
    „Was soll das heißen?“, entgegnete der Graf knapp. Er funkelte Franz herausfordernd an.
    „Das heißt, dass ich nicht zu jung war, um mitzubekommen, wie sehr du gelitten hast, weil Mutter dich nicht so geliebt hat, wie du es dir gewünscht hast.“
    Der Graf riss die Augen auf. Er wollte etwas erwidern, zumindest öffnete er den Mund, doch es kam kein Laut über seine Lippen. Plötzlich war das Fordernde aus seinem Blick verschwunden. Unsicher wendete er sich von Franz ab und war mit einem Male wieder der alte Mann, dem Sorge den Nacken beugte.
    „Es tut mir leid, Vater. Aber ich werde niemals in eine arrangierte Heirat einwilligen, auch wenn ich die Frau ehelichen sollte, die ich über alles liebe. Ich lege Wert darauf, auch geliebt zu werden!“ Franz hatte sich eines militärisch strengen Tons bedient. Der Anblick der zusammengesunkenen Gestalt milderte jedoch seine Empörung.
    „Es wird Zeit für mich“, meinte er. Bei seiner nüchternen Erinnerung hatte er versucht, dem Klang seiner Stimme etwas Weiches zu verleihen. Seinen Vater in

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