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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Stuartaufstand hat der alte MacPherson Asyl in Frankreich gefunden. Nach der Revolution machte sich die Familie in Hamburg ansässig und als Davout Hamburg einzunehmen drohte, flüchteten sie weiter nach Mecklenburg zu weitläufigen Verwandten. Alan hat sich zu Ostern in Rostock eingeschrieben.“
    „Gut, wo kann ich ihn finden?“, fragte Franz dazwischen, um den Exkurs in die schottisch-französische Familiengeschichte abzukürzen.
    Hans-Georg machte eine hilflose Geste. „Eselföter-Straße 15, Witwe Schultz ist seine Wirtin“, sagte er mit belegter Stimme.
    Franz fuhr zusammen, seine Selbstbeherrschung war restlos aufgebraucht. „Aber ich gehe seit Tagen da ein und aus. Dort ist niemand!“, schrie er aufgebracht. Abermals folgte ein trauriges Nicken als stumme Bestätigung, das alles längst zu wissen.
    „Wie ..., wie ... sah der Tote ... denn aus?“, stotterte Hans-Georg. Er stellte die Frage so zögerlich, als fürchte er sich vor der Antwort. Er war immer noch blass und hielt das nasse Geländer aus kaltem Eisen mit seinen Händen umkrampft.
    Franz begriff, dass der junge Köster sich ebenso quälte wie er selbst. Aber seine eigene Erregung war stärker als aufkommendes Mitgefühl, gerade deshalb mahnte er sich zur Besonnenheit.
    „Ich denke, es würde uns weiterhelfen, wenn Sie mir Ihren Freund beschrieben“, schlug er vor und holte tief Luft, weil er sich der eigenen Stimme sicher sein wollte. Er legte einen Arm kameradschaftlich um Hans-Georgs Schultern. „Vielleicht fiele es Ihnen leichter, wenn wir einen Spaziergang machten.“
    Franz hatte die haltsuchenden Hände vor Augen. Hans-Georg löste sich vom Geländer und folgte willig dem Druck von Franz’ Arm. Beide wussten nicht, wohin sie gingen, doch das war unwichtig.
     

Veränderungen werfen ihre Schatten voraus
     
    Andauernder Regen sprengte die Aufnahmekapazität des Gesellschaftshauses am Heiligen Damm. Saaldiener mussten Einlass fordernde Gäste mit dem Hinweis auf Überfüllung abweisen und konnten nur bedauernd auf den überdachten Arkadengang verweisen. An diesem kühlen Sommertag wurden warme Bäder und Dampfbäder bevorzugt. Kaum einer der Gäste wagte den Gang über regennasse glitschige Stege, um einen der sonst so begehrten Badekarren zu erobern. Die Ochsen am Göpel des Pumpwerks, das Seewasser ins Badehaus beförderte, hatten am heutigen Vormittag gut zu tun. Ebenso die Burschen, die das Feuerholz für den großen Kessel zur Warmwasserbereitung herbeischaffen mussten.
    Unterdessen hatten der Graf und Borowsky Anschluss an eine Herrenrunde gefunden, die sich im linken Gesellschaftszimmer zusammengefunden hatte. Man rauchte gemeinsam.
    Borowskys Geschäftsfreund war nicht früh genug aufgestanden, war nicht mit von der Partie in der obligatorischen Wagenkolonne. Borowsky vertröstete, man könne sich später in einem Hinterzimmer im Hotel „Posthaus“ in Doberan treffen.
    Die Unterhaltung im Gesellschaftszimmer nahm indessen an Intensität und Lautstärke zu. Nachdem ein kundiges Mitglied der Herrenrunde bereitwillig Auskunft gegeben hatte, warum Fürst zu Putbus dieses Jahr nicht unter den Badegästen weile und allen, die es wissen wollten, erklärt hatte, dass der Fürst in dieser Saison ein eigenes Seebad auf der schönen Insel Rügen eröffnet habe, wendete sich die Unterhaltung geschäftlichen Dingen zu.
    „Aber Baron von Maltzahn, das kann unmöglich Ihr Ernst sein“, schmetterte ein Herr, der Borowsky an Stimmkraft in nichts nachstand.
    „Glauben Sie, ich scherze? Zum diesjährigen Erntedankfest entlasse ich meine Leibeigenen!“
    Maltzahns Worte zeigten dieselbe Wirkung, als wenn er aus dem Stand einen Salto mortale gemacht hätte. Schlagartig verstummten alle anderen Gespräche. Baron von Maltzahn blies in aller Ruhe eine Tabakwolke in die Luft und lehnte sich bequem zurück.
    Der Graf vergaß an seiner Zigarre zu ziehen, so schockierte ihn die lapidare Mitteilung. Er setzte sich kerzengerade auf und verfolgte den einsetzenden Disput höchst interessiert.
    „Damit graben Sie sich selbst das Wasser ab. Außerdem fallen Sie der gesamten Ritterschaft in den Rücken“, wurde aufgeregt gerufen.
    „Und Seiner Königlichen Hoheit!“, setzte jemand hinzu.
    „Ach ja! Denken Sie dabei an die paar Taler, die der Großherzog einnimmt, wenn sich der eine oder andere seiner Leibeigenen freikauft?“
    Der Gefragte verstummte empört ob dieser Anspielung.
    „Wenn das Schule machte, sind wir alle ruiniert. So etwas entbehrt

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