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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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mit Worten durchzuhalten.
    „Ja! Nein! Wie soll ich wissen, ob einer fehlt, wenn sich im Sommer alle in die Ferien verabschieden. Warum fragen Sie mich das überhaupt?“
    „Ich habe den Toten gesehen“, entgegnete Franz und bemühte sich angestrengt, seine Aufregung zu unterdrücken. „Es war wirklich kein schöner Anblick, doch ich musste mich vergewissern. Wie gesagt, Johann war es nicht. Jedoch dem Toten fehlte nicht nur der Kopf, sondern auch das Auge Gottes, genau hier.“
    Franz tippte ohne zu zögern auf Hans-Georgs rechten Oberarm, genau an jene Stelle, wo er die Tätowierung gesehen hatte. Hans-Georg fuhr zurück, in seinem verzerrten Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzen.
    „Was wissen Sie ..., woher wissen Sie das alles?“, presste er hervor. Ein Zittern durchlief ihn, als sei ihm plötzlich kalt geworden.
    „Wenn Sie wollen, weiß ich gar nichts davon“, sagte Franz um Vertrauen werbend. „Johann ist nicht auf Hohen-Lützow eingetroffen! Ich versuche in der Stadt eine Spur von meinem Bruder zu finden und bitte Sie hier und jetzt, mir dabei zu helfen.“
    „Johann ist nicht ...“ Hans-Georg griff haltsuchend nach einem Brüstungsgeländer, das glücklicherweise in seiner Nähe die Stufen eines Hauseingangs flankierte. Ihm schossen Tränen in die Augen. Er schluckte schwer, bevor er etwas erwidern konnte.
    „Johann hat ...“, hub er schluchzend an, schüttelte jedoch heftig den Kopf. „Nein es geht nicht! Ich habe versprochen, zu schweigen!“ Er brach ab und versuchte sein Gesicht vor Franz’ durchdringendem Blick zu verbergen.
    Mit dem Rockärmel wischte er sich verstohlen die Augen.
    Franz presste es das Herz ab. So wie sich der Junge gebärdete, glaubte er, sich auf das Schlimmste gefasst machen zu müssen. Trotzdem fragte er mit erzwungener Ruhe: „Wollen Sie, dass sich meine Familie vor Kummer verzehrt? Ich bitte Sie inständig, mir zu sagen, was Sie wissen.“ Er packte Hans-Georg bei den schmalen Schultern und schüttelte ihn wohlwollend. Schließlich war es sein flehender Blick, der Hans-Georgs Verteidigungslinie durchbrach.
    „Johann wurde beleidigt“, flüsterte der Junge scheu. Er riss sich abermals von Franz’ Blick los und schaute betreten zu Boden.
    Franz konnte nur noch einen blonden Scheitel anstarren. Innerhalb von Sekundenbruchteilen gefror in seinem Magen ein schmerzender Klumpen zu Eis. Die Kälte brannte wie glühende Kohlen.
    „Er hat den Burschen gefordert?“ Franz erhielt keine Antwort, nur ein Kopfnicken bestätigte seine Befürchtung. Fassungslos wendete er dem Häufchen Elend den Rücken zu.
    Womit hatte man Johann beleidigt? Was hatte ihn dazu gebracht, die Wiederherstellung seiner Ehre zu verlangen? einen Kampf, der nach Hans-Georgs Expertenmeinung bereits entschieden war, bevor er überhaupt begann.
    Franz hörte Hans-Georgs dünne Stimme, aber er verstand seine Worte nicht, weil ihn seine Vorstellungskraft mit entsetzlichen Bildern narrte. „Was?“, fragte er und starrte blicklos auf das schmutzig braune Wasser der Grube.
    „Eine Woche lang habe ich jeden Tag mit ihm auf dem Fechtboden zugebracht, damit er im Duell bestehen könnte. Zum Schluss habe ich ihm abgeraten, den Degen zu wählen.
    Aber Pistolen besitzt niemand von uns ...“ Resigniertes Schulterzucken beendete den Satz.
    „Wer war sein Gegner“, stieß Franz gehetzt von der eigenen Angst hervor.
    „Ich weiß es nicht“, kam kläglich zurück.
    Hans-Georgs leidender Ton machte Franz wütend.
    „Verdammt! Warum nicht!“, schnauzte er. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Doch er besann sich, murmelte eine hastige Entschuldigung, bevor er fragte: „Wer waren Johanns Sekundanten?“
    „Frieder Küfer und ...“ Wieder starrte Hans-Georg vor sich hin. Er flüsterte den zweiten Namen nur.
    Franz forderte ihn ungehalten auf, deutlicher zu sprechen.
    „Alan MacPherson de Lapérouse“, wurde beinahe feierlich wiederholt.
    „Ein Ausländer?“ Franz stockte der Atem. Das konnte doch nicht sein! „Was hat es mit diesem Lapérouse auf sich“, fragte er schnell.
    „MacPherson de Lapérouse“, wurde er berichtigt. Franz wollte schon aufbrausen, er könne auf solche Details verzichten, doch Hans-Georg schien da völlig anderer Meinung zu sein.
    „Darauf legt Alan allergrößten Wert“, erklärte Hans-Georg. Er starrte immer noch auf dieselbe Stelle der Straße. „Er ist nämlich sehr stolz auf seine Herkunft. Alans Großvater ist in jungen Jahren aus Schottland geflohen. Nach dem

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