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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Mann schaffte?
    Eine Bemerkung aus der Herrenrunde riss den Grafen aus seinen Betrachtungen.
    „Soviel zu den Einliegern und was ist mit Ihren Bauern?“
    „Die sparen Dienstleute und Aufwendungen für Zugtiere und Unterhalt des Fuhrparks und der Ackergeräte, weil ich deren Dienste nicht mehr beanspruchen werde. Sollte es dennoch einmal unumgänglich sein, so erhalten auch sie ihren Lohn. Dafür verlange ich eine höhere Pacht für das Land und den Hof, sowie ratenweise Bezahlung für lebendes und totes Inventar.“
    „Was wird dann aus den Knechten und Mägden, die der Bauer nicht mehr nötig hat, um seine Dienste abzuleisten?“ Der Frager hatte wohlweislich nicht nach dem Schicksal eigener Leute gefragt, die ihm ein Dorn im Auge sein mochten.
    Maltzahn zuckte die Achseln und blickte hilfesuchend zu Borowsky. Anscheinend wurde ihm die Rolle langsam unheimlich, die man ihm stillschweigend zugedacht hatte.
    „Wenn i oa min Meinung sage darf, gell ...“, begann jemand. Der Mann unterbrach sich erschrocken, weil er wie auf Kommando angestarrt wurde.
    Herr von Flotow kam ihm rasch zu Hilfe. „Herr Stutzenhofer ist auf der Durchreise nach Württemberg unser Gast. Er ist Schwabe.“
    „Ich hoffe, die Leute bei Ihnen stellen sich nicht alle so an wie die Gesellen in der Geschichte mit dem großen Spieß?“, wurde Stutzenhofer gefragt.
    Der Graf lächelte in sich hinein. Irgendwo hatte er von dem Märchen gehört.
    „Eh, des ischt bloß e G’schicht“, wehrte der Schwabe lachend ab. „Hätte nicht gedacht, des die hier jemand kennt.“
    Die Herren honorierten Stutzenhofers Bemühungen, ins annähernd Hochdeutsche zurückzukehren mit Aufmerksamkeit.
    „I wollt bloß sage, des Sie hier gar net wisse, wie gut’s de Leute habe. Bei uns im Württembergischen da wird gehungert. Der Boden ischt mager. Wenn i des viele platte, fast schwarze Land hier seh, werd i direkt neidisch.“ Er machte eine ausladende Geste. Als er weitersprach, senkte er die Stimme. „I hab da was von Auswanderung munkeln höre. Der gute Kaiser soll net abgneigt sei, württembergische Bauern in Russland anzusiedeln.“
    „Kein Wunder bei solch guten Beziehungen. Schließlich ist Ihre Königin die Schwester Zar Alexanders“, wurde brummelnd festgestellt. „Unsere Pavlowna ist leider lange tot, mein Gott, was war das für ein liebliches Prinzesschen.“
    „Ja und? Deshalb sind doch die guten mecklenburgisch-russischen Beziehungen nicht gestorben. Herr Stutzenhofer, wussten Sie schon, dass es unserem Erbprinzen ...“
    „Erbgroßherzog bitte, so viel Zeit muss sein!“ Flotow zog missbilligend die Brauen zusammen.
    „Verzeihung“, verbesserte sich der Wortführer hastig, „es unserem Erbgroßherzog Friedrich Ludwig, in erster Ehe mit Helena Pavlowna verheiratet, zu verdanken ist, dass sich Zar Alexander und Friedrich Wilhelm III. kennen und schätzen gelernt haben?“
    „Noh, des wusst i net.“
    „Und es hätte nicht viel gefehlt, da wäre unser Erbgroßherzog Kronprinz von Schweden geworden und nicht dieser Parvenü Bernadotte!“
    „Tja, hätte, wenn und aber, das sind Vokabeln, die uns auch nicht weiterhelfen“, sagte Maltzahn.
    Der Graf machte sich seinen eigenen Reim auf die politischen Möglichkeiten, die der Erbgroßherzog ausgeschlagen hatte. Ein aufgehobenes Verlöbnis der Schwester Friedrich Ludwigs mit dem schwedischen Königshaus hatte gewiss seine Berechtigung, in diesem Zusammenhang erwähnt zu werden. Doch auch eine Verheiratung einer zweiten Schwester in das dänische Königshaus konnte Mecklenburg in den Kriegsjahren nicht vor einer Feindschaft mit den Dänen retten. Heiratsdiplomatie war nicht immer erfolgreich, das lehrte die Geschichte allzu oft. Sogar Napoleon hatte erfahren müssen, dass sein Schwiegervater ihm die Gefolgschaft verweigerte.
    „Das Stichwort war Auswanderung, wenn ich Sie recht verstanden habe“, versetzte Borowsky und nahm damit den eigentlichen Faden wieder auf. „Das wäre eine Möglichkeit“, meinte er, „aber dahinter verbirgt sich auch eine große Gefahr.“
    „Ich fände es gefährlicher, wenn ein Heer von entlassenen Leibeigenen die Straßen und Wege unsicher machte oder die Arbeitshäuser Seiner Königlichen Hoheit füllte. Was meinen Sie, wer dann die Belastungen der Staatskasse tragen müsste?“
    „Der Steuerpflichtige“, schnappte der Bürger aus Rostock.
    „Richtig! Sie als Ritter, meine Herren, sind da fein raus. Die paar gelegten Bauernhufen, die für Sie steuerpflichtig

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