Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
Vom Netzwerk:
tragen“, antwortete Franz sachlich.
    Hans-Georgs Augen wölbten sich aus den Höhlen, der Mund stand ihm offen.
    „Entweder, das Opfer war ein Mitglied Ihrer Verbindung oder jemand hat das Messer angesetzt, um eine falsche Spur zu legen.“
    „O Gott!“, brachte der Junge hervor. Er keuchte und zitterte. Franz griff ihm blitzschnell unter die Arme, weil Hans-Georg die Knie nachgaben.
    Sie wurden von einem Passanten überholt, der eine Handkarre schob. Franz bemerkte den missbilligenden Blick des Mannes. Wahrscheinlich glaubte der, Hans-Georg torkle, weil er am hellerlichten Tage betrunken sei. Als dann auch noch Würgegeräusche laut wurden, wendete sich der Karrenfahrer voller Verachtung ab.
    Franz ließ seinem Begleiter Zeit. Wortlos hielt er ihm ein sauberes Taschentuch hin, doch es wurde mit einem Kopfschütteln zurückgewiesen. Hans-Georg zog ein eigenes Tüchlein hervor und machte sich sauber. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Franz drehte ihm mitfühlend den Rücken zu, damit er sich, ohne prüfenden Blicken ausgesetzt zu sein, in Ordnung bringen konnte.
    Schweigend traten sie den Rückweg an. Franz hörte Hans-Georg schwer atmen. Hin und wieder streifte er den blassen jungen Mann mit einem besorgten Blick.
    „Wie sehen seine Hände aus“, fragte Franz nach einer Weile.
    „Wwas?“, stammelte Hans-Georg erstickt.
    „Alans Hände! Wie sehen sie aus?“
    Hans-Georg blieb stehen. Er zog ungeniert die Nase hoch und starrte Franz aus rotgeränderten Augen an.
    „Er ist groß und schön und er hat schöne, elegante Hände. Er ist es nicht, er ist nicht tot!“, schrie er voller Inbrunst.
    „Dann ist es gut“, meinte Franz nachsichtig lächelnd. „Dann war er es wirklich nicht.“
    Hans-Georg versuchte sein Kinn trotzig vorzurecken, aber bei seiner Physiognomie konnte das nur lächerlich wirken. Als er sich dessen bewusst wurde, warf er Franz einen wütenden Blick zu. Wortlos machte er eine kurze Geste, so als lüfte er einen Hut zum Gruß. Dann verschwand er eiligen Schrittes durch das Stadttor, das sich unmittelbar vor ihnen öffnete.
     
    Franz blieb mit einem merkwürdigen Gefühl zurück. Auch war er felsenfest davon überzeugt, Hans-Georg habe ihm etwas verheimlicht. Weshalb die plötzliche Wut, fragte er sich.
    Ein Klopfen drang in sein Bewusstsein. Verwirrt starrte Franz auf die Tür. Er schüttelte sich, diesmal waren es die Erinnerungen, die er abschütteln wollte, um sich in seiner Wirklichkeit zurechtzufinden. Es klopfte ein weiteres Mal, allerdings eindeutig ungehalten.
    Seufzend ließ er einen Blick durch das Zimmer schweifen.
    „Ich komme gleich!“, rief er dem Ungeduldigen zu, den die Aussicht jedoch nicht davon abhielt, sich abermals bemerkbar zu machen.
    Die feuchte Luft hatte das Holz des alten Hauses aufquellen lassen. Franz konnte nur mit einiger Anstrengung die Tür öffnen und blinzelte in den Flur hinaus.
    „Ernst!“, stellte er erfreut fest. „Komm herein.“
    „Ich habe mir Sorgen gemacht“, erklärte Ernst vorwurfsvoll. Er sah sich kurz um und blieb abwartend stehen. Sein fragender Blick nötigte Franz eine Entschuldigung für die Unordnung ab.
    Er schob Johanns Vorlesungsmitschriften kurzerhand zur Seite, damit sein Gast zumindest Platz nehmen könne. Dabei rutschte ein Aktendeckel vom Stuhl und gab seinen Inhalt preis.
    „Ach, verdammt.“ Franz klaubte die Seiten zusammen und wollte sie achtlos fortlegen, doch dann hielt er inne. „Französisch?“, meinte er erstaunt. Schnell überflog er die ersten Zeilen einer fremden Handschrift. „Offensichtlich ein Reisebericht“, stellte er ernüchtert fest und schob die Blätter in den Aktendeckel zurück. Doch sein Interesse war geweckt. Wer, wenn nicht Alan, sollte den Bericht verfasst haben.
    Unterdessen probierte Ernst vorsichtig die Sitzgelegenheit aus.
    Seine Miene gab Franz Rätsel auf. Er wurde unruhig. „Was ist los?“, fragte er geradeheraus.
    „Das frage ich dich!“, gab Ernst ungehalten zurück. „Bist mit einem Male verschwunden. Kein Wort, keine Geste. Erst erwische ich dich, wie du den Vetter meiner Frau in Angst und Schrecken versetzt. Dann bist du, vermutlich in Begleitung eben dieses Vetters, mir nichts, dir nichts verschwunden!“, grollte er.
    „Es ergab sich eine günstige Gelegenheit, die ich beim Schopfe packen musste“, verteidigte sich Franz.
    „Der Junge hat mir etwas sehr Wichtiges erzählt ...“
    „Geht es ihm gut?“, fragte Ernst hastig.
    „Wem? Hans-Georg oder

Weitere Kostenlose Bücher