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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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drängte sich Franz unwillkürlich auf, kaum dass er den Mann im Schilf entdeckt hatte – der hockte da verbissen mit seiner Stippe und war aus naheliegendem Grund nicht bei bester Laune. Wie auch, wenn sich sein Mittagessen über ihn lustig machte.
    Damit ihr Gespräch unbelauscht bliebe, achteten Franz und Hans-Georg darauf, den Angler weit genug hinter sich zu lassen. Sie folgten einfach dem Verlauf der Straße.
    Franz schaute sich prüfend um, bevor er seine Vermutung wiederholte: „Ist eine Frau der Grund für das Duell gewesen?“
    Hans-Georg zog abwehrend die schmalen Schultern hoch. Es war ihm deutlich anzusehen, dass ihm die Frage Unbehagen bereite.
    „Antworten Sie!“, verlangte Franz. Er blieb stehen und hielt den jungen Mann am Arm fest, wollte ihn so zu einer Erwiderung zwingen. „Sehen Sie mich an und geben Sie mir eine ehrliche Antwort“, beharrte er.
    Hans-Georg wand sich wie der Wurm am Haken des Anglers. Er wagte nicht, Franz in die Augen zu sehen, sondern wich dem fordernden Blick aus. Es kam jedoch kein Wort über seine Lippen.
    „Sie brauchen sich nicht vor mir zu fürchten. Alles, was Sie sagen, verwende ich nur für meine privaten Erkundigungen.“ Franz’ Stimme warb um Vertrauen, doch auch dieser Versuch schlug fehl. Hans-Georg antwortete nicht. Er presste die Lippen so angestrengt aufeinander, dass nur ein schmaler Strich von ihnen übrig blieb.
    Franz wusste, wenn er jetzt die Geduld verlöre, machte der Bursche auf dem Absatz kehrt und stünde unter Umständen nie wieder für ein vertrauliches Gespräch zur Verfügung. Und so probierte er einen anderen Weg aus: „Vermissen Sie Ihre Freunde?“
    Der blonde Schopf nickte.
    „Und besonders Alan?“
    Hans-Georg riss erschrocken den Kopf hoch. Es bedurfte keiner weiteren Erklärung. Die Reaktion des Jungen war Franz Antwort genug.
    „Beschreiben Sie ihn mir“, bat er in unverfänglichem Ton. Er unterließ es, den Jungen direkt anzusehen, vielmehr setzte er den Fußmarsch in die einmal gewählte Richtung fort.
    Hans-Georg folgte ihm, holte ihn mit ein paar schnellen Schritten sogar ein.
    „Er ist ...“, er zögerte wiederum, doch er hatte offenbar das Bedürfnis, über Alan zu sprechen, denn er leckte sich die Lippen und hub erneut an: „Er ist groß“, platzte er zunächst heraus. Demnach schien Alans Körpergröße ihn besonders zu imponieren. In Anbetracht der Statur des Jungen war dies nachvollziehbar.
    Franz schluckte und strich gedanklich eine Übereinstimmung von seiner makabren Liste. Es blieben aber noch die anderen Merkmale.
    „Er ist galant und gebildet.“
    Mach weiter, dachte Franz, der mit dieser Beschreibung verständlicherweise wenig anfangen konnte.
    „Er schreibt wunderbare Gedichte.“ Hans-Georg geriet über Alans poetische Fähigkeiten derart ins Schwärmen, so dass Franz mit der Frage: „War er auch tätowiert?“, dem Einhalt gebieten musste.
    „Was?“ Franz wurde verständnislos angestarrt. Die Rückkehr in die unliebsame Wirklichkeit fiel dem Jungen offenbar schwer. Franz tippte ihm ohne weitere Erklärung auf den Oberarm.
    „Oh! Das! Nein. Ich glaube nicht.“ Hans-Georg hielt schützend seine Hand über die betreffende Stelle, als befürchte er, das Zeichen könnte sich durch seinen Ärmel brennen.
    „Nicht?“, fragte Franz ehrlich überrascht. „Gehört er nicht dazu?“
    „Doch, doch“, erhielt er zur Antwort. Franz zog irritiert die Brauen hoch und wartete.
    „Er war nicht da“, bemerkte Hans-Georg achselzuckend.
    „Wer? Alan?“
    „Nein! Nicht doch! Der Seemann!“
    Franz verdrehte entnervt die Augen. „Mein lieber Freund, möchten Sie nicht etwas deutlicher werden“, fragte er dennoch höflich.
    „Der Seemann, der uns das Zeichen gestochen hat, ist auf großer Fahrt gewesen, als Alan aufgenommen worden ist“, sagte Hans-Georg leise. Er sah wieder besorgt aus.
    „Ah! Und Johann hat auch ...?“
    Hans-Georg nickte, holte tief Luft, bevor er selbst fragte: „Die Leiche – Sie meinten vorhin, ihr fehle das Zeichen – glaubten Sie deshalb, es sei Alan?“
    „Ja, das dachte ich zunächst“, gab Franz zu. „Aber er kann es nicht sein.“
    Franz’ Feststellung sorgte für eine Verwandlung seines Gegenübers. Hans-Georg richtete sich auf. „Warum nicht?“, presste er hervor. Hoffnung und Zweifel schwangen in seiner Stimme.
    „Weil dem Toten am rechten Arm ein Hautlappen entfernt worden ist, der in Form und Größe mit der Tätowierung übereinstimmt, die Sie an derselben Stelle

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