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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Johann?“
    Franz’ Gegenfrage beschämte Ernst. Er legte den Kopf schief und seufzte. Franz ging auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Ernst griff danach und tätschelte sie abbittend.
    „Entschuldige, ich bin hypernervös“, gestand er.
    „Ich auch. Und ich habe leider allen Grund dazu. Johann hat jemanden gefordert!“, erwiderte Franz.
    Ernst ließ die Hand fahren und fuhr herum.
    „Wen?“
    „Das konnte oder wollte Hans-Georg nicht sagen“, gab Franz zurück. Er machte sich an der Kommode zu schaffen, die er wie Johann zur Bevorratung von Lebensmitteln nutzte. Er hatte einen Laib Brot und die Speckseite unter dem Arm, als er zum Tisch zurückkehrte.
    „Die günstige Gelegenheit hat mich leider auch von Frau Tanners Gulasch ferngehalten. Ich muss etwas essen, sonst fall ich noch um“, erklärte er.
    „Ja, iss nur, Essen hält Leib und Seele zusammen.“
    „Du als Arzt musst es ja wissen“, meinte Franz und biss herzhaft zu. Er schob Ernst das Schneidbrett über den Tisch und gab ihm mit vollem Mund zu verstehen, sich zu bedienen.
    Ernst riss die Hände abwehrend hoch und dankte: „Hans-Georg hat mit seiner Empfehlung nicht übertrieben, das Gulasch ist wirklich hervorragend gewesen, danke, ich bin satt.“
    Franz war es nicht entgangen, dass Ernst genau dort angeknüpft hatte, wo sie sich aus den Augen verloren hatten. Er würgte den trockenen Brocken hinunter und spülte in Ermangelung von Bier mit Wasser nach. Er lehnte sich zurück und sah Ernst nicht an, als er sagte: „Mein Bruder versteht es wirklich, die Sache spannend zu halten. Er bleibt nach einem Duell mit einem Unbekannten verschwunden, seine Sekundanten sterben an der Schwindsucht oder bleiben ebenfalls verschwunden ...“
    Zynismus schien Franz das beste Mittel zu sein, in dieser Situation nicht zu verzweifeln. Außerdem konnte er so wunderbar seine Gefühle verbergen. Er hatte sich daran geklammert, brauchbare Informationen von Frieders Beerdigung mitzunehmen. Die hatte er zwar erhalten, blieben nur denkbar ungeeignet, um sie dem Vater oder gar der Schwester mitzuteilen. Doch das waren Dinge, die Ernst nicht auch noch belasten sollten. Franz teilte ihm lediglich Hans-Georgs Kenntnisstand mit. Solange ein Funken Hoffnung bestand, Alan als Zeugen des mysteriösen Duells ausfindig machen zu können, solange hatte er ein Ziel vor Augen.
    „Ich habe mich bei Frieders Kommilitonen umgehört“, sagte Ernst. „Einer der Burschen erzählte mir, dem Schwerkranken sei eine Verletzung beigebracht worden. Könnte das bei dem Duell passiert sein?“
    Ernsts Frage bohrte sich mit jäher Heftigkeit in Franz’ Herz, so dass er tatsächlich Schmerzen empfand. „Das bedeutete, Frieder habe sich eingemischt“, schlussfolgerte er. „Dann wäre das vermeintliche Duell nur eine rüde Auseinandersetzung, aber kein Kampf zwischen Ehrenmännern gewesen. Sekundanten haben sich herauszuhalten.“
    „Der Geforderte muss doch auch Zeugen mitgebracht haben“, meinte Ernst.
    Franz lächelte säuerlich. „Ja, da hast du unbestritten recht, nur laufen die nicht durch die Stadt und hängen sich Schilder um den Hals, auf denen Tag, Uhrzeit, Ort, Grund und Teilnehmer eines Ehrengerichts vermerkt sind, zu dem sie sich freundlicherweise als Sekundanten zur Verfügung gestellt haben.“
    „Was soll das, meinst du, ich bin blöd?“, fragte Ernst beleidigt.
    „Nein, nur sehr leicht reizbar“, gab Franz abbittend zurück. „Weißt du, wo man sich in Rostock für gewöhnlich duelliert?“ Er erwartete nicht, Ernst könnte ihm seine Frage beantworten, und bereute augenblicklich, sie gestellt zu haben. Er hatte seinem übellaunigen Freund nicht vorführen wollen, über solche Dinge eh nicht Bescheid zu wissen.
    „Auf keinen Fall in der Stadt selbst“, meinte Ernst. „Hier wäre man dem Zugriff der Justiz ausgesetzt.“ Er sann einen Moment nach. „Der Barnstorfer Wald wäre sehr gut geeignet. Der Forst gehört zum Amt Schwaan, liegt in der Nähe von Rostock, aber der zuständige Amtmann sitzt ein gehöriges Stück weg, nämlich in dem langweiligen Flecken Schwaan.“ Als Franz erstaunt die Brauen hochriss, grinste Ernst vielsagend. „Ich werde meine Mutmaßungen noch von Hans-Georg bestätigen lassen. Nach den Äußerungen meines Schwiegervaters soll der Junge sich ja mit solchen Örtlichkeiten auskennen.“
    „Nehmen wir an, es ist wirklich zu einer Art Handgemenge gekommen, bei dem Frieder womöglich eingegriffen und folgerichtig verletzt

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