Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
Vom Netzwerk:
worden ist, dann bestünde theoretisch die Möglichkeit, dass es zu weiteren Verwundungen gekommen ist“, fasste Franz zusammen. Er sah Ernst mit einem lodernden Blick an. Er wusste um die Ungeheuerlichkeit seiner unausgesprochenen Bitte, doch er war so verzweifelt, er wollte nichts unversucht lassen.
    Ernst senkte den Blick. „Du verlangst zu viel. Das kann mich meine Zulassung kosten“, sagte er leise.
    Franz machte eine unwillige Bewegung. „Ich weiß“, entgegnete er ebenso leise. „Was habe ich denn noch für Möglichkeiten, wenn mir deine Hilfe versagt bliebe. Soll ich zu Goltzow gehen? Soll ich ihm sagen, Johann habe ein Duell angezettelt, bei dem ein Todgeweihter eventuell verletzt worden und ein weiterer Zeuge schlichtweg abhanden gekommen ist? Was soll ich machen! Sag du es mir!“ Franz warf ungehalten das Brotmesser auf den Tisch, das er immer noch in der Hand gehalten hatte.
    Ernst starrte auf die blanke Klinge und fasste einen Entschluss: „Wenn ich etwas herausfinden sollte, werde ich es dich wissen lassen. Ich hoffe, du gehst behutsam damit um.“ Er erwiderte Franz’ Blick, stand abrupt auf und verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken. Sein anschließendes Ringen mit der klemmenden Tür verschaffte Franz ausreichend Zeit, um aufspringen und bestürzt auf ihn zuzueilen.
    „Ernst, bitte! Vergiss, was ich gesagt habe. Ich habe kein Recht, so etwas von dir zu verlangen“, stieß er hastig hervor. Trotzdem suchte er in den Augen seines Freundes nach Verständnis. Er war sich nicht sicher, ob Ernst nachvollziehen könne, was ihn zu der Bitte bewogen hatte.
    „Du kannst diese Entscheidung getrost meinem Gewissen überlassen“, entgegnete Ernst, der endlich die Tür aus dem engen Rahmen gezwungen hatte. „Ich habe Möglichkeiten in der Stadt, die dir verschlossen bleiben. Jetzt, wo ich weiß, wonach zu suchen ist, wird es leichter. Wir bleiben in Kontakt?“
    Ernsts Frage beunruhigte Franz. Hatte er etwas anderes erwogen?
    „Ja. Ich bin spätestens morgen Vormittag wieder da. Heute reite ich noch nach Doberan. Ich habe der Mutter einer entzückenden jungen Dame meine Begleitung versprochen“, erklärte er auf Ernsts erstaunten Blick. Franz’ Mundwinkel zuckten.
    Ernst lächelte. „Es freut mich für dich, dass du dem Leben auch angenehme Seiten abgewinnst“, meinte er, zwinkerte Franz wohlwollend zu und verschwand in den dunklen Flur.
    „Ach übrigens“, kam es aus den Tiefen des Treppenhauses, „wenn du schon in westlicher Richtung unterwegs bist, kannst du ja einen Abstecher in den Barnstorfer Wald machen. Das Gehölz liegt fast auf dem Weg.“
    „Das mach ich! Ich melde mich morgen bei dir“, rief Franz der schemenhaften Gestalt zu, die nun das Haus verließ.
    Der Wortwechsel auf dem Flur konnte nicht ohne Folgen bleiben. Franz hatte unwillkürlich darauf gewartet, Mudder Schultzen werde den Schauplatz betreten. Und richtig, ihre Küchentür öffnete sich.
    Aber dort erschien nicht die resolute alte Dame, die hier ansonsten das Regiment führte. Eine zusammengesunkene Gestalt tastete sich langsam vorwärts und schulte verlegen nach oben. Erschrocken fuhr sie zusammen, als sie oben auf der Galerie Franz’ leuchtend weißes Hemd entdeckte.
    „Ach, Franz. Schön Sie zu sehen. Würden Sie mir die Freude machen und eine Tasse Tee mit mir trinken“, bot sie beinahe schüchtern an. Offenbar hatte sie nur auf eine Gelegenheit gewartet, ihre Einladung an den Mann zu bringen.
    Franz zögerte, doch ihrer Küche entströmte der äußerst verlockende Duft eines frisch gebackenen Kuchens und der ließ seinen geplanten Widerstand zerbröseln. Er hatte sich zwar vorgenommen, ihr noch etwas länger böse zu sein, aber er dachte nicht nur an den Kuchen, vielmehr an die neue Spur. Alan hatte auch in einem der Zimmer logiert, deren Türen an den dunklen muffigen Flur grenzten. Mudder Schultzen hatte etwas gutzumachen.
    „Gern“, sagte er deshalb höflich. Er glaubte, ein erleichtertes Seufzen vernommen zu haben oder hatte er sich das nur eingebildet? Schlurfende Schritte übertönten jedes andere Geräusch.
    Er ging zurück ins Zimmer, befühlte seinen Uniformrock und musste ernüchtert feststellen, der durchdringende Nieselregen habe ganze Arbeit geleistet. Er schaute prüfend an sich herunter, ob er vor der Wirtin im Hemdsärmel erscheinen dürfe. Schließlich kam er zu dem Schluss, sein sauberes Hemd sei ihrer schmuddeligen Küchenschürze um Meilen voraus, deshalb schlug er demonstrativ die

Weitere Kostenlose Bücher