Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
Vom Netzwerk:
Anhöhe standen auch ihm Schweißperlen auf der Stirn.
    Die Männer erreichten eine Weggabelung. Der Unteroffizier sah angesichts mehrerer Möglichkeiten, die Verfolgung fortzusetzen, etwas ratlos aus.
    Franz nahm ihm die Entscheidung ab. „Wir gehen rechts, Er und seine Männer bleiben auf dem Weg“, ordnete er knapp und in befehlsgewohntem Ton an. Ihm wurde nicht widersprochen. Die Soldaten setzten sich in die gewiesene Richtung in Bewegung. Auch der verschwitzte Unteroffizier trottete ihnen hinterdrein.
    Franz und Christian kümmerten sich nicht um die Soldaten und liefen weiter, mussten jedoch bald feststellen, auf ein Gehöft geraten zu sein. Eine Schar Gänse schnatterte aufgebracht. Die Tiere watschelten angriffslustig mit gereckten Hälsen auf sie zu und schlugen dabei mit den Flügeln. Der Ganter wagte sich am weitesten vor und zischte provokant. Ein Hahn krähte auf dem Mist, offenbar herausgefordert von dem Lärm.
    Franz und Christian blieben stehen, um sich zu orientieren.
    Mehrere große Scheunen und Ställe mit sperrangelweit offenen Toren boten viele Versteckmöglichkeiten für einen flüchtenden Mann. Richtung Süden grenzten ein Bach und die allgegenwärtige Klostermauer an das Hofgelände. Dorthin dürfte sich Lapérouse nicht gewandt haben. Die hohe Mauer war auch für einen großen, kräftigen Mann nicht ohne Hilfsmittel zu überwinden.
    „Er kann sich nicht in Luft aufgelöst haben, er steckt hier irgendwo“, sagte Christian im Brustton der Überzeugung. „Das ist der Hof des Domänenpächters, die letzten Gebäude Doberans.“ Er wies mit seinem Säbel auf die stattlichen Wirtschaftsgebäude. „Ich vermute, der Flüchtende hat seinen Weg nicht zu Fuß über einsehbares Gelände fortgesetzt, das sich im Norden und Westen anschließt.“
    Franz nickte. Gewiss hatte Lapérouse vor, sich so lange versteckt zu halten, bis sich die erste Aufregung gelegt hatte. Wahrscheinlich würde er sich gegen Abend ein Pferd greifen, um sich im Schutz der Dunkelheit davonzumachen.
    Franz bedauerte einen Augenblick, die Soldaten in die andere Richtung fortgeschickt zu haben. Die Männer wären zur Bewachung der vielen Fluchtmöglichkeiten nützlich gewesen, doch dann verwarf er seinen Gedanken. Er musste, wenn es nur irgend möglich war, Lapérouse unter vier Augen zu fassen bekommen. Christians Beistand mochte noch angehen, doch ein Soldat in großherzoglichen Diensten war als Zeuge eines Gesprächs mit Johanns Sekundanten undenkbar.
    Er fasste den Stall ins Auge. Das Gebäude war aus roten Backsteinen errichtet worden. Besonders das riesige Dach, unter dem Franz die Heu- und Strohlage vermutete, zog ihn geradezu magisch an.
    „Lassen wir die Falle zuschnappen“, schlug er mit Blick auf die riesigen Torflügel vor. Christian schnaubte und folgte dem Freund.
    „He, Sie da! Was machen Sie da?“ Der Ruf kam vom Wohnhaus. Ein alter Mann humpelte herbei und blieb mit schreckgeweiteten Augen stehen, als er nah genug heran war, die Waffen in den Fäusten der beiden schmuck Uniformierten auszumachen. Christian ließ den Säbel in die Scheide gleiten, Franz folgte seinem Beispiel.
    „Ein gefährlicher Gefangener ist entsprungen. Sie sollten sich in Sicherheit bringen“, riet Christian mit gedämpfter Stimme.
    Der Alte sah nicht nur schlecht, auch mit seinem Gehör schien es nicht zum Besten bestellt.
    „Hä“, krächzte er aus gebührendem Abstand und hielt eine Hand an die Ohrmuschel. Höchstwahrscheinlich hatte er den Schreck noch nicht verwunden, bewaffnete Fremde auf dem friedlichen Gehöft entdeckt zu haben, und tatsächlich – er machte kehrt und flüchtete erstaunlich flink in Richtung Wohnhaus.
    „Die Preußen sind da! Zu Hilfe, die Preußen sind da“, schrie er wild gestikulierend.
    Franz warf Christian einen verwunderten Blick zu.
    „Schätze, der hat nicht mitbekommen, dass über den Siebenjährigen Krieg ein halbes Jahrhundert vergangen ist“, mutmaßte er und schaute dem Flüchtenden kopfschüttelnd nach.
    Christian zog die Mundwinkel geringschätzig herunter. „Ach, der ist nicht ganz richtig im Kopf“, meinte er und kratzte sich nachdenklich das Kinn. „Hoffentlich fällt ihm nicht ein, uns den Amtshauptmann nebst Soldaten auf den Hals zu hetzen.“
    „Dann sollten wir keine Zeit mit Geschwätz vertun“, schlug Franz vor. Ohne auf den lamentierenden Alten zu achten, konzentrierte er sich auf die riesigen Torflügel. Sie verschlossen einen nach dem anderen, dabei erwiesen sich Steins

Weitere Kostenlose Bücher