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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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also“, meinte Christian trocken.
    Der Amtshauptmann ließ den Beschuldigten abführen. Allerdings machte Lapérouse nicht den Eindruck, über die Entwicklung der Dinge besonders bekümmert zu sein. Als die Wachsoldaten ihn in ihre Mitte nahmen, warf er den Kopf hochmütig in den Nacken und setzte seinen Spazierstock schwungvoll in Szene.
    „Was für eine Verschwendung“, bedauerte eine Dame.
    „Da, wo der Herrgott mit Schönheit nicht spart, geizt er oft mit Charakter“, spottete eine Stimme aus der Menge, die sich nun zögerlich verstreute. Die Umstehenden lachten.
    Franz hingegen war ganz und gar nicht amüsiert, sondern stand stocksteif da, die Hände zu Fäusten geballt und die Kiefer fest aufeinandergepresst. Nur seine Kaumuskulatur zuckte nervös.
    „Weißt du, wo sie ihn hinbringen?“, presste er mühsam hervor.
    „Nein, aber Sie gehen außen herum, die Straße entlang“, stellte Christian fest. „Komm, wir nehmen die Abkürzung durch den Rosengarten!“, schlug er vor und zog Franz mit sich.
    Zwischen dem Salongebäude und dem Fürstenpalais stürmten sie ein paar Stufen hinunter, passierten einen mit Rabatten verzierten Park und folgten dann eiligen Schrittes der Klostermauer. Christian steckte sich hastig die Waffe in den Rücken und warf sich den Umhang über. Auch Franz verstaute mit derselben nervösen Hast die Papiere unter seinem Rock.
    „Das Amt liegt im ehemaligen Klosterbreich. Ich nehme stark an, dass sich dort auch eine Arrestzelle befindet“, erklärte Christian leicht außer Atem. „Willst du mir sagen, was du vorhast?“, bat er dann noch mit einem Seitenblick auf seinen Freund.
    „Meinst du wirklich, ich wüsste, was zu tun ist?“, gab Franz bissig und ebenso atemlos zurück. „Ich will nur wissen, wo sie ihn hinbringen! Alles Weitere wird sich später ...“
    Ein Schuss ertönte! Für den Bruchteil einer Sekunde herrschte absolute Stille, dann brach mit einem Male die Hölle los. Sämtliche Vögel der an Bäumen reichen Umgebung flogen mit ohrenbetäubendem Gezwitscher und hektischem Geflatter auf. Aufgeregte Rufe, hysterisch, schrille Schreie und schwere Tritte nagelbeschlagener Stiefelsohlen folgten.
    Franz und Christian zogen reflexartig die Säbel und rannten los. An der nächsten Hausecke prallten sie auf vier Leibgardisten, die mit vorgehaltenem Gewehr die Straße entlang stürmten.
    Franz fiel sofort auf, dass den Soldaten der Gefangene abhanden gekommen war.
    „Wo ist er hin?“, brüllte er die verdatterten Männer an.
    Ein Unteroffizier, dem offenbar die Überstellung des Gefangenen oblag, gab, ohne zu überlegen, ob er dazu befugt sei, Auskunft. Seine Betroffenheit, seiner Aufgabe nicht gerecht worden zu sein, war ihm anzusehen.
    „Richtung Norden, in die Gärten!“, schrie er, ließ sich jedoch von den preußischen Offizieren nicht aufhalten. Er wendete auch nichts dagegen ein, dass Franz und Christian sich der Verfolgungsjagd anschlossen. Im Gegenteil, ihm schien jede kompetente Unterstützung bei der Festsetzung eines gefährlichen Entflohenen recht zu sein.
    Es gab nur noch eine Häuserzeile, dann begannen die Gärten.
    „Warum wurde geschossen?“, fragte Franz barsch, während er mit dem Säbel auf eine Brombeerranke einhieb, bevor das tückische Gewächs sich an seiner Hose festkrallen konnte. Zu seinem Ärger war von Lapérouse weit und breit nichts zu sehen.
    „Das war mehr oder weniger ein Unfall“, jappte der Unteroffizier mit verzerrtem Mund. Ein Bauchansatz und eher geruhsame Dienststunden machten sich bei seiner Kondition bemerkbar. „Der Gefangene ist auf einen meiner Männer losgegangen. Der Trottel fiel hin, dabei muss sich der Schuss gelöst haben.“
    „Wurde er verletzt?“
    „Außer den Dienst mit einem schmutzigen Hosenboden beenden zu müssen, ist ihm nichts zugestoßen“, schnaufte der Unteroffizier und wischte sich über die schweißglänzende Stirn.
    Franz verdrehte entnervt die Augen.
    „Mich interessiert nicht der Hosenboden Ihres Untergebenen, sondern der Gefangene!“, schnauzte er ungehalten, jedoch sein Unmut trug ihm misstrauische Blicke ein.
    „So wie der Fersengeld gegeben hat, erfreut der sich bester Gesundheit“, meinte ein Soldat, der vorneweg rannte.
    Weitere Fragen und Antworten verboten sich von selbst, weil der waffenstarrende Verfolgertrupp eine Steigung zu überwinden hatte. Jeder sparte seinen Atem so gut er konnte auf.
    Christian verfluchte insgeheim, den Umhang angelegt zu haben. Nach Überwindung der

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