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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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praktische Unterweisungen als sehr nützlich. Franz hatte keinerlei Schwierigkeiten beim Einfädeln des groben, aber sehr wirkungsvollen Verschlussmechanismus, den er von den Stalltoren Hohen-Lützows her kannte. Wichtig war, dass er nur von innen entriegelt werden konnte. Zum Schluss mussten Forkenstiele zum Verbarrikadieren kleiner Durchgangstüren herhalten, die gerade groß genug waren, um einen Mann mit einer Schubkarre passieren zu lassen.
    So war man einigermaßen sicher vor unliebsamen Überraschungen, die sich außerhalb des Stalls zusammenbrauen sollten.
    Franz und Christian hatten kein Wort miteinander gesprochen, sich nur hin und wieder mit einem Blick verständigt. Nun standen sie auf der Futterdiele beieinander und warteten ab, dass sich ihre Augen an die schummrigen Lichtverhältnisse gewöhnten.
    Christian warf seinen Umhang achtlos über einen eingestaubten Futterkasten und zog die Pistole. Franz lauschte angestrengt und wischte die Zweifel weg, ob man sich für das richtige Gebäude entschieden habe. Seine Erinnerung an die Scheunen von Hohen-Lützow, die vor der Kornernte leer gewesen waren und sich damit sehr übersichtlich präsentiert hatten, gab ihm Recht: Ein gefüllter Heuboden über einem Kuhstall war zum Verstecken weit besser geeignet als der vermutlich sauber gefegte Kornboden der gegenüberliegenden Scheune. Auch Lapérouse dürfte zu diesem Schluss gelangt sein. Vorausgesetzt, er war tatsächlich hier.
    Jedoch es befand sich kein einziges Tier im Stall! Franz stellte sich vor, wie in den nächsten Minuten eine Herde von mindestens 70 Stück empört brüllenden Hornviehs vor den verschlossenen Toren auftauchte. Einer Eingebung folgend suchte er nach der Kammer, in der Melkeimer und Milchkannen gewaschen und aufbewahrt wurden. Er fand den Raum und stellte erleichtert fest, dass er so gut wie leer war. Also wurden die Kühe vom Kammerhof auf der Weide gemolken.
    Er gab Christian ein Zeichen, hinauf auf den Heuboden klettern zu wollen. Die quer zum eigentlichen Stall angeordnete Futterdiele war offen bis zum Dachfirst, damit auch ein hochbeladenes Fuhrwerk einfahren und von dort aus Heu auf den Boden gestakt werden konnte.
    Zu Franz’ Ärger stand keine Leiter bereit. Entweder hatten ordnungsliebende Knechte das Ding aus dem Weg geräumt oder Lapérouse war clever genug und hatte sie zu sich heraufgezogen. Etwas ratlos sahen sich die Männer um. Sollte ihre Verfolgung wirklich an einer Leiter scheitern?
    Sie durchstöberten den gesamten Stall und wurden schließlich doch fündig. Hinter zwei Futterkisten zerrten sie eine Leiter hervor, die zwar reparaturbedürftig, aber für ihre Zwecke brauchbar schien. Lediglich zwei Sprossen fehlten, was Franz mit einer ungeduldigen Handbewegung als unbedeutend abtat. Gleich darauf wurde der wichtige Fund auf Höhe des Firstständers aufgestellt.
    Sie warfen sich einen einvernehmlichen Blick zu. Beide rechneten damit, ein gewiefter Gegner nutze den Moment der Überraschung aus.
    Die Leiter erzitterte und ächzte bedenklich, als Franz als Erster hinaufturnte. Er sog prüfend die Luft ein, ob er Schweiß oder Blut riechen könne, doch der schier atemberaubende Heuduft überdeckte alle anderen Gerüche. Vorsichtig lugte er über das Heu, als er auch schon hinter dem baumstarken Balken des Firstständers in Deckung gehen musste. Neben ihm krachte es, Holz zerbarst und eine Wolke aus Splittern und Staub ging über ihm nieder.
    Er begriff sofort!
    Sein Gegner dürfte sich mit einer morschen Waffe ausgerüstet haben. Doch bevor Lapérouse die Verblüffung über das schmähliche Versagen seines Prügels überwunden hatte, schwang sich Franz im Schutze des Balkens auf den Heuboden. Er rollte sich einige Male um die eigene Achse, prallte dabei auf eine Leiter, sprang aber unverzüglich auf. Ein metallisches Geräusch ließ ihn auf der Hut sein. Er zog den Säbel und versuchte auf dem schwankenden Untergrund der losen Heulagen eine einigermaßen standfeste Kampfposition einzunehmen. Es war beruhigend, festzustellen, sein Gegenüber habe mit den gleichen Schwierigkeiten zu tun, überhaupt auf den Beinen zu bleiben.
    Vor ihm schimmerte eine matt glänzende Klinge. Der so oft erwähnte Spazierstock eines gewissen Alan MacPherson de Lapérouse hatte sich in eine Degenklinge verwandelt. Franz fragte sich grimmig, warum ihn die Tatsache keineswegs überrasche.
    Mit einem direkten Stoß verschaffte sich Lapérouse Respekt, trat jedoch auf dem trügerischen Untergrund

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