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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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von der Geschichte, oder?“ Franz war sofort alarmiert, als Christian verlegen die Augen niederschlug.
    „Ich hoffe es. Jedenfalls hat sie von mir kein Sterbenswörtchen erfahren“, versicherte er hastig, als er Franz’ Blick auffing.
    „Von wem dann? Von der Engelmann?“, argwöhnte Franz besorgt.
    Christian wiegte bedächtig den Kopf hin und her. Er erinnerte sich lebhaft der Ohnmacht, in die Demoiselle Engelmann gefallen war, nur weil sie die Möglichkeit erwogen hatte, ihrem Schützling könne eine Schreckensbotschaft hinterbracht worden sein.
    „Das glaube ich kaum“, meinte er im Brustton der Überzeugung. „Es ist aber vorstellbar, Johanna ahne irgendetwas. Vielleicht war Mademoiselle Margitta unvorsichtig“, schlug er vor.
    „Margitta?“ Franz sprang auf. „Woher sollte das Mädchen etwas wissen, wenn die Engelmann dichtgehalten hat?“
    „Trebbow“, erwiderte Christian tonlos. Er begleitete seine Antwort mit einem resignierten Achselzucken.
    „Auch das noch!“, platzte Franz heraus. Er fuhr sich nervös mit der Hand durch seine dunkelbraunen Locken, die schon längere Zeit ohne die Schere eines Barbiers hatten auskommen müssen. Eine widerspenstige Strähne fiel in seine Stirn zurück und gab ihm, gepaart mit seinem finsteren Blick, ein verwegenes Aussehen.
    Franz hatte nicht vorgehabt, Trebbows Verfehlung eine besondere Bedeutung beizumessen, als es der Vorfall verdiente. Nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte, war er zu dem tröstlichen Schluss gelangt, Trebbows Drohung könne nur ein unerfreulicher Ausrutscher gewesen sein. Schließlich war der Mann betrunken zudem von rasender Eifersucht gepeinigt und somit kaum Herr seiner Sinne gewesen.
    Die Erinnerung an den eigenen ungeschickten Auftritt, insbesondere an seine Schwäche, setzten Franz weit ärger zu. Er hatte, ebenso wie Trebbow, jede Beherrschung verloren, sich zwar nicht zu ehrenrührigen Äußerungen, aber zu Tätlichkeiten gegen einen preußischen Offizier hinreißen lassen. Er hielt sich nicht lange damit auf, abzuwägen, welches beider Vergehen das Schwerwiegendere sei. Franz ging einfach davon aus, Trebbow bringe die Angelegenheit nicht zur Anzeige. Sollte es dennoch dazu kommen, drohte ihm allerhöchste Bestrafung. Aber nach seiner Meinung war der gestrige Vorfall ohnedies keine Angelegenheit des Militärs. Glücklicherweise waren sie nicht im Dienst gewesen, als sie aufeinander losgegangen waren.
    Franz beschwor den Ehrenkodex des preußischen Offizierkorps herauf. Er war sich sicher, auch Trebbow lege den Kodex als Maßstab seines Handelns an. Heute fühlte sich der Mann wahrscheinlich elend, falls er sich überhaupt erinnern konnte, was sich gestern zugetragen hatte. Jedoch die Erkundigungen, die Trebbow eingeholt hatte, sprachen eher für sein Erinnerungsvermögen. Und wie war Trebbows Reaktion zu bewerten? War er erleichtert, weil er um eine Entschuldigung herumgekommen war? Oder rührte seine Befriedigung daher, seines Gegners ledig zu sein. Immerhin konnte er ihn jederzeit fordern. Etwas Abstand – und darunter verstand Franz nicht nur den räumlichen, sondern auch den zeitlichen Abstand – war beiden Kontrahenten gut bekommen.
    „Ich muss Lapérouse dazu bringen, über das Duell zu sprechen“, stellte Franz an seine Überlegungen anknüpfend fest. „Er wird wissen, ob Johann noch am Leben oder verwundet worden ist, oder ob er seinen Gegner verletzt oder gar getötet hat.“ Franz sprach leise, aber eindringlich, sich der Bedeutung jedes einzelnen Wortes bewusst.
    „Weiterhin muss ich herausbekommen, ob er sich tatsächlich in England aufhält. Warum hätte er unserem Vater den Wechsel an die berühmte Oxforder Universität nur einen einzigen Tag verschweigen sollen. So gut kenne ich meinen Bruder dann doch, so etwas hätte er sofort und mit stolzgeschwellter Brust verkündet.“
    „Wie wollen wir vorgehen?“, fragte Christian militärisch knapp. Er ging darüber hinweg, dass Franz klar und verständlich, aber offensichtlich nur zu sich selbst gesprochen hatte.
    Franz sah überrascht auf. Statt einer Antwort lächelte er, klaubte die Aufzeichnungen zusammen und sortierte sie sorgfältig in den Aktendeckel. Als er mit dem Ordnen der Blätter fertig war, präsentierte er die Mappe wie einen Schild für einen bevorstehenden Kampf.
    „Wir locken den Fuchs mit einem verführerisch duftenden Köder aus seinem Bau“, sagte er triumphierend.
    Christian wandte sich wortlos ab und machte sich an einer

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