Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
Vom Netzwerk:
besuchte die Masters, die Wilders und
Robin. Alle paar Monate war er für einige Tage in Mombasa.
     
    Er gönnte sich einmal in der Woche einige freie Stunden,
um das Löwenrudel zu beobachten, das sich unregelmäßig in der Nähe seines
Grundstücks aufhielt. Er liebte diese Tiere, besonders das Oberhaupt. Das
Männchen war eine imposante Erscheinung, mit einer gewaltigen, buschigen, fast
schwarzen Mähne.
    Karega sagte einmal, als er ihn begleitete: „Er hat
Ähnlichkeit mit dir. Schwarze, lange Haare, sieht wild aus und die Augen haben
deine Farbe, genauso wie sein Fell.“
    William gefiel der Vergleich.
    Als er eines Tages drei Junge entdeckte, konnte er nicht
widerstehen und schlenderte langsam näher. Als eines der neugierigen Kinder
herantapste, hockte er sich hinunter. „Simba, komm her“, flüsterte er, behielt
dabei das Rudel im Auge. In noch sicherer Entfernung blieb der Knirps stehen,
versuchte zu fauchen, das zu niedlich klang und aussah. Dann machte er noch
einige Schritte auf den Menschen zu, hob seine bereits große Tatze und kratzte
über sein Knie, wo sich sofort die Schrammen rot zeigten.
    „Du bist ein frecher Knirps“, lachte William, packte ihn
im Nacken und hob ihn auf seinen Schoß, worauf der sofort ein leises Fauchen
erklingen ließ. Es hörte sich so putzig an und er verkniff sich ein lautes
Lachen. Man konnte die spitzen Zähne erkennen, die Krallen, die sich in sein
Fleisch gruben.
    „Du wirst ein Hübscher“, redete er leise mit der
Raubkatze, streichelte ihn. „Nicht meine Tiere fressen, dann werden wir
Freunde.“
    Es war, als wenn das Löwenkind ihn verstehen würde und er
begann zu schnurren, als ihm die Ohren gekrault wurden. Ein lautes Grollen
erklang und er ließ den simba los, der heruntersprang, ihn noch einmal
anschaute und dann zu dem Rudel zurückrannte. Die Löwin ließ nochmals ihr
lautes Knurren erklingen, warnend und ging einen Schritt auf ihr Junges zu,
schnüffelte eine Weile, bevor sie ihn mit der Schnauze einen Schubs gab, dass
der umpurzelte. Er stand aber sofort wieder und trabte zu seinen beiden
Geschwistern und tollte wenig später mit ihnen herum, bis das langweilig wurde.
Nun wollten sie anscheinend den Papa ärgern, da sie nach dessen Schwanzquaste
schnappten, bis der sich aufsetzte und drohend brüllte. William lehnte sich an
den Wagen, amüsiert schaute er dem Spiel zu, zündete eine Zigarette an und
beobachtete das Rudel, das ihn völlig ignorierte, wie üblich. Anscheinend waren
sie an seine Anwesenheit gewöhnt. Sie wussten, dass er keine Gefahr für sie
bedeutete.
    Er fuhr zurück und bemerkte, wie die Kratzer auf seinem
Oberschenkel brannten, und spazierte zu Kinjija hinüber, damit sie ihm da etwas
darauf schmierte. Ndemi trat ihm entgegen, als er ihn erblickte, musterte ihn.
„Der Bwana hat mit der Memsaab gespielt?“
    „Hapana, du nugu, mit einem mtoto wa simba.“
    „Du bist majununi! Willst du dich zerfleischen lassen?“
    „Er war lieb, nur die Krallen sind bereits scharf. Soll
mir eure Daktari etwas geben.“
    „Wolltest du nicht weg?“
    „Ndiyo, ich fahre danach gleich los. Sag, ist das nicht
dein Bruder dahinten?“
    „Ndiyo, Ngumo ist heute gekommen, aber er bleibt nur eine
Nacht. Er will uns heute Abend etwas Wichtiges erzählen.“
    Irgendwie hatte William auf einmal ein ungutes Gefühl, das
er sich nicht erklären konnte.
    „Was macht er sonst eigentlich?“
    „Arbeitet in Nairobi, aber ihm geht es anscheinend gut.“
    „Ich muss, sonst komme ich zu spät.“ Er warf noch einmal
einen Blick zu dem Mann, der in einem Anzug, glänzenden schwarzen Schuhen an
der Seite bei seinem Abuu und zwei anderen Männern stand. Ihre Blicke trafen
sich für einen Moment und William glaubte, darin Abneigung zu erkennen. Dann
wandte er sich ab und eilte zu Kinjija, die ihm eine Salbe auf die Kratzer
schmierte, die angenehm kühlte.
    Als er das Dorf verließ, stand Ngumo auf einmal vor ihm.
„Mzungu, verschwinde aus unserem kijiji, aus unserem Land. Wir wollen dich
nicht“, dann drehte er sich um und schlenderte langsam zurück, während ihm
William nachschaute, ein wenig über die Antipathie verblüfft. Das hatte er noch
nie bei einem der Dorfbewohner erlebt. Manche waren etwas zurückhaltend, aber
solche Abneigung?
    Nachdenklich eilte er zu seinem Haus, wo er sich schnell
etwas erfrischte, umzog und dann fuhr er los, in Gedanken noch bei Ndemis
Halbbruder.
     
    Der Mount-Kenya-Safari-Club liegt an den Ausläufern des
Mount Kenya, genau

Weitere Kostenlose Bücher