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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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die uns nie etwas getan haben, von denen wir kein Vieh
mitnehmen können. Ihr enteignet uns, stehlt unser Land, danach geht ihr hin und
sagt, wir wären arme, dumme Wogs. Ihr nehmt euch die Frechheit heraus, diese
angeblichen dummen Wogs zu schlagen, anzuschreien. Ihr vergewaltigt unsere
Frauen, aber um die daraus entstehenden Babys kümmert sich keiner der Weißen.
Ihr lebt nicht nach eurer Bibel, aber verlangt von uns, wir sollen das tun. Ihr
beachtet die Zehn Gebote eures Jesus nicht. Ihr tötet Wogs, wie ihr uns
bezeichnet, aber dafür zur Rechenschaft gezogen werdet ihr nicht. Töte ich
einen Weißen, erschießt man mich. Warum? Das ist mein Land, aber ihr maßt euch
an, dass ihr etwas Besseres seid, weil ihr eine weiße Hautfarbe habt? Ich finde
Schwarz besser als Weiß. Die Mabwana sind oftmals wazimu, und wenn es ihnen
hier nicht gefällt, sollen sie zurückgehen. Wir benötigen keine die unser Land
stehlen, uns schlagen und ausrauben. Was wären denn all diese faulen, dummen,
nicht denkenden, dekadenten Mabwana ohne uns? Nichts! Parasiten. Die Briten
sind froh, dass sie diese Kerle loswurden.“
    Eine unheimliche Stille trat ein, nur Karega schaute
selbstbewusst alle an. Doug und Richard lachten. „Karega, du hast damit nicht
unrecht.“
    „Kiburi kinachoambatana na mapato“, Ndemi nun.
    „Ja, ich denke, dass es alles eine Frage des Geldes ist“,
warf Michael dazwischen. „Die Mabwana haben das Geld und damit eine gewisse
Macht über Ärmere. So ist es wahrscheinlich überall auf der Welt.“
    „Also Pa, du wirst wohl nicht mit einem Wog reden? Dass
man denen überhaupt erlaubt, in unserer Gegenwart zu sprechen. Die kapieren es
sowieso nicht. Denen muss man …“
    „Halt deine Klappe, als wenn du von irgendetwas Ahnung
hättest. Du bist nur eine dumme, verzogene Göre.“
    „Michael, rede bitte nicht so mit unserer Tochter.“
    „Ich sage nur die Wahrheit“, brummte er.
    William erhob sich. „Ich hole beer und für die Ladys
Wein“, insgeheim wunderte er sich über Michael. Das waren neue Töne. Warum auf
einmal so ein Meinungsumschwung?
    Als er hinauskam, erblickte er Kihiga, der neben seinem
Sohn stand und gerade mit den weißen Männern sprach.
    „Seit wir den Abort weggemacht haben, gibt es weniger
Hautkrankheiten“, dolmetschte Ndemi die Worte seines Vaters und wieder wunderte
er sich, warum Kihiga nicht selber Englisch sprach. Er musste ihn mal fragen.
    „Der Bwana ist ja zeitweise verwirrt, aber er hat gute
Neuerungen gebracht. Unsere wanawake müssen nicht so lange laufen, um Wasser zu
holen. Wir haben jetzt Brunnen. Die mke arbeiten auf Feld und bringen so mehr
pesa in unser kijiji.“
    „Yeye ni jirani yangu na anajali mila yetu.“
    „Asante Mzee, ninafurahi umerudi.“
    „Der Bwana redet scheußlich. Er noch viel lernen muss“,
gab Kihiga trocken von sich. „Ich besser können englisch“, worauf alle lachten.
    Es wurde noch ein langer Abend, bis sich alle nach und
nach verabschiedeten, nur Catherine blieb das erste Mal bei ihm, worauf er
festsetzte, dass er ein größeres Bett benötigte.

*
    D ie Monate verflogen und aus William war ein Mann
geworden. Breitschultrig, fast zwei Meter groß. Muskelbepackte Arme und Beine,
ohne ein Gramm Fett am Körper. Seine Haut dunkelbraun von der Sonne gebräunt,
bis auf die Stelle, wo die Shorts saßen. Er lief meistens, wie seine beiden Freunde,
barfuß. Seine breiten Hände waren inzwischen voller Schwielen. Er arbeitete von
der ersten Morgendämmerung, bis die Sonne abends unterging neben Ndemi und
Karega. Die anderen Männer, Jugendlichen kamen oder kamen nicht. Da hatte sich
nicht viel geändert. Die Schmerzen in seinem Rücken an manchen Tagen ignorierte
er, genauso wie den Staub, die Wärme oder die Moskitos. Er hatte ein Ziel vor
Augen und dem schritt er peu á peu näher. Er hatte auf der Bank in Nairobi eine
ansehnliche Summe Geld, sein Haus war fertig, obwohl noch zahlreiche
Einrichtungsgegenstände fehlten. Sein Vieh vermehrte sich gut und Betty, das
ehemalige Kalb, hatte ihm viele Nachkommen geschenkt, genauso wie die damals
kranke Kuh. In regelmäßigen Abständen verkaufte er an Stanley Rinder, Schafe.
Von den Hühnern aß er hin und wieder eins selbst, ansonsten lieferten sie ihm
Eier. Er hatte drei Milchkühe und zwei Ochsen für die Feldarbeit.
    Er war mit seinem Leben rundum zufrieden, da es besser
lief, als er es erträumt hatte. Einmal in der Woche besuchte er Catherine,
einmal im Monat fuhr er nach Nairobi,

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