Weisse Haut - Schwarze Haut
alle anderen, wenn
nicht noch mehr. Sie pflegt sich eben. Nimmt alle drei Tage ein Bad mit so
einem Öl, was allerdings sehr gut riecht. Dann Creme und so ein Zeug. Ich muss
los, bis später.“
Theresa schaute Mary an, schüttelte den Kopf. „Wie läufst
du denn herum? Frisiere dich gefälligst ordentlich.“
„William wünscht es so“, erwiderte sie schnippisch. „Mein
Mann liebt meine langen Haare.“
„So kannst du nicht herumlaufen. Setz dich hin, ich werde
sie dir ordentlich kämmen.“
Mary setzte sich. „Nicht hochstecken“, rief sie Theresa
nach.
Diese erschien wenige Minuten später, kämmt grob durch die
Haare, dass Mary leise aufschrie. „So, jetzt werde ich die kürzer schneiden, da
sie total verfilzt sind. Du bekommst Viecher rein.“
Mary sprang auf. „Nein, das tust du nicht und meine Haare
sind nicht verfilzt.“
Theresa holte aus und haute ihr voller Wucht ins Gesicht,
das ihr die Tränen in die Augen schossen. „Setz dich sofort hin. Du dummes Ding
denkst, du könntest dich aufspielen? Die Haare kommen ab. Hast du etwa mit
William die Nacht verbracht?“
„Selbstverständlich! Er ist mein Mann.“
„Du bist eine … Person. Schämst du dich nicht? Du wirst
mir alles erzählen. Alles! Los, setz dich, damit ich deine Haare abschnei…“
„Darf ich fragen, was hier los ist? Mary, warum weinst
du?“
„Sie will mir die Haare abschneiden“, heulte sie nun noch
heftiger.
„Mary, du lügst. Ich wollte dir nur die Spitzen etwas
gerade schneiden.“
„Theresa, wenn du noch ein paar Tage bleiben willst, dann
lass meine Frau in Ruhe. Die Haare bleiben so, wie sie sind, und wage nichts
anderes. Zum Zweiten geht es dich nichts an, wie meine Frau und ich uns den
Abend gestalten. Noch so eine Aktion und du verlässt am gleichen Tag die Farm.
Unanielewa? Du bist zwar Marys ältere Schwester, aber hier, auf meinem Land,
bist du nur für kurze Zeit geduldet. Erhebe nie wieder die Hand gegen sie, sonst
bist du weg. Eine Frechheit, die du dir herausnimmst. Bist du immer so boshaft?
Theresa, du kannst Lokops Arbeit in der Küche übernehmen. Meine Frau hat heute
einen freien Tag. Ab morgen kann sie dir die Arbeit zuteilen, falls du nicht
heute abreisen möchtest. Sie ist die Hausherrin und nicht du. Hast du das alles
verstanden?“
„Mach ich
gern“, lächelte sie gekünstelt und er fand, sie sah noch dümmlicher dabei aus.
„Mary, ich wollte dich abholen.“
„Die Kikuyu halten nichts von geraden Wegen, deswegen
immer diese kleinen Kurven. Das schützt sie besser vor Geistern“, erklärte
William, während sie zum Dorf schlenderten. „Der Eingang zum Dorf liegt
deswegen auch verborgen zwischen Sträuchern, Lianen oder einer boma, um die
shamba vor bösen dawa zu schützen.“
„Glaubst du an so was?“
„Eigentlich nicht, aber sie haben damit einen Schutz vor
wilden Tieren erfunden. Was wilde Tiere abhält, hält auch den bösen Zauber ab.“
„Logisch! Böse Tiere können ein böser Zauber sein.“
„Du verstehst es.“
Überall erblickte sie fruchtbares, grünes Farmland. Dann
das Dorf. Kleine, runde Hütten standen verstreut herum. An der Seite erblickte
sie Mais, Kartoffeln und Zuckerrohr. Einige Kinder kamen angerannt, blieben
stehen, als sie die weiße Frau erblickten. William grüßte mit jambo und sie
wiederholte das einfach.
„Die sind aber niedlich.“
„Niedliche, freche Lauser, aber in Ordnung.“
Er redete in ihrer Sprache mit ihnen, zog sie dann mit zu
Kihiga. Er wollte heute der Dorfbevölkerung seine Frau vorstellen. Kihiga
winkte sie heran und sie setzten sich, auch jetzt unterhielten sie sich in
diesem Kauderwelsch.
Bei Einbruch der Dämmerung ging es zurück. Theresa hatte
schon gekocht, den Tisch gedeckt und sie setzten sich alle zum Essen hin.
„Bwana, seit die Memsaab kocht, ich viel lieber esse.“
„Boy, ich ebenfalls“, grinste er Lokop an.
„Schade, dass die Memsaab nicht braun ist. Eine gute
bibi.“
Theresa lachte laut. „Lokop schade, dass du nicht weiß
bist. Ein guter Ehemann.“ Worauf der nun grinste.
„Die Memsaab lernt Sprache schnell. Bald richtig können.“
„So lange bleibt sie nicht. Ab morgen übernimmt Mary deine
Arbeit. Du brauchst dich nur noch um das Vieh kümmern und ihr zeigen, was sie
alles erledigen muss. Ich habe keine Zeit, da in den letzten Wochen schon genug
liegen geblieben ist.“
Er wandte sich an Mary. „Der Garten muss unbedingt geharkt
und neu umgegraben werden, da ich in zwei Wochen
Weitere Kostenlose Bücher