Weisse Haut - Schwarze Haut
auszupfen. Die Viecher sind ja alle
versorgt und sonst hat er ja nichts zu tun. Man darf als Weiße diese Wogs nicht
zu sehr verwöhnen. Du solltest dich etwas ausruhen, da es sehr warm ist.“
„Meinst du?“
„Das ist gesünder für dich, sonst wirst du noch krank.“
Mary überlegte, nickte dann.
Nachmittags machte sie sich über die Kleidung ihres Mannes
her. Hier nähte sie einen Knopf an, dort besserte sie einen Riss aus, stopfte
ein Loch in einem Strumpf. In der Küche hörte sie Theresa hantieren und
nebenbei singen. Der machte es richtigen Spaß, genauso wie ihr. Drei Wochen war
sie nun auf der Farm und seit zwei Tagen eine verheiratete Frau, aber es gefiel
ihr. Sie hatte mit William großes Glück gehabt. Er sah nicht nur gut aus, er
war intelligent, liebenswürdig, charmant und so lieb, zärtlich.
„William, ich war heute im Dorf und …“
„Ja, ich weiß.“
„Ich brauche etwas anderes zum Anziehen. Mindestens zwei
lange Hosen und zwei Shorts.“
„Waaass?“
„Ja, du hast richtig gehört. Überall bleibt man mit dem
Rock hängen. Es ist lästig, auch bei der Gartenarbeit. Ich möchte bitte Hosen!“
Einen Augenblick starrte er sie an, lachte und nahm ihre
Hand. „Du bekommst deine Hosen, Mary und Stiefel dazu. Allerdings können wir
erst am Montag nach Nairobi fahren. Morgen habe ich keine Zeit, da ich mich
erst um die Felder kümmern muss. Mach bitte eine Liste, was du sonst noch
benötigst. Wir könnten eine Nacht dort bleiben, wenn du möchtest oder in Embu
bei den Masters übernachten.“
„Nehmen wir Doug und Jane, aber ich möchte dann schwimmen
gehen.“
Abermals lachte er. „Auch das. Hast du denn einen
Badeanzug oder schwimmst du nackt?“ Er bemerkte die Röte in ihrem Gesicht und
lachte noch lauter, worauf sie ihn in die Seite puffte.
„Was ist passiert?“
„Ach, William ärgert mich. Wir wollen wegen der Hosen nach
Nairobi.“
„Und einem Badeanzug“, stellte er richtig.
„Oh, wollt ihr schwimmen gehen?“
„Ja!“
„Ich komm mit.“
„Gute Idee, da kannst du dich erkundigen, wann du eine
Passage bekommst. Die sind zurzeit sehr begehrt und sonst musst du noch Wochen
in der Kolonie ausharren.“
„Wenn du meinst. Eigentlich wollte ich Mary noch ein wenig
zur Hand gehen, da sie von Haushalt, Kochen und allem keine Ahnung hat.“
„Du schwindelst, Theresa. Warum stellst du mich ständig
als dumm hin?“
„Mary, wir können eine Passage für sie buchen. Ich wollte
ein paar Tage mit dir allein sein, schließlich sind wir frisch verheiratet.“
„Oh ja“, freute sich seine Frau.
„Bring mir Shorts mit. Diese Kleider sind so unbequem und
zu warm. Dann brauchen wir noch eine Raspel und einen Fleischklopfer.“
„Am besten macht Mary eine Liste und vergiss das
Bügeleisen nicht. Mary, du benötigst ein Paar Stiefel.“
„Warum das denn?“
„Du kannst nicht mit Schuhen herumrennen. Es gibt
Schlangen und sonstiges Getier und gerade wenn du Shorts tragen möchtest.“
„Theresa, er will nur, dass ich so weiße Beine wie er
bekomme“, kicherte Mary.
William lachte schallend los, schüttelte den Kopf.
„Frauen und Logik.“
„Stiefel brauche ich ebenfalls. Ich komme mit, sonst
passen sie hinterher nicht.“
„Theresa, für die kurze Zeit lohnt sich das nicht. Ich
fahre mit meiner Frau allein. Hörst du nie zu? Aber vielleicht“, schmunzelte
er, „sollten wir dich gleich in Mombasa absetzen. Da kannst du auf dein Schiff
warten. Geld wirst du ja für die Rückfahrt haben?“
Theresa rannte wortlos davon.
Beim Essen blickte er Lokop an. „Ich hole dich morgen
Vormittag ab, da ich eine Überraschung für dich habe.“
„Wir gehen zu simba?“
„Hapana, wir fahren woanders hin.“
„Wo wollt ihr denn hin?“, Mary neugierig.
„Irrelevant.“
„Nicht lange, da ich den Garten in Ordnung bringen muss.
Alles trocken und Erde hart.“
„Wieso DUUU?“
„Memsaab zu Mary sagen, ich muss machen. Sie soll nicht
arbeiten, weil sie sich ausruhen soll.“
William warf Mary einen wütenden Blick zu. „Hapana, Lokop.
Das ist nicht deine Aufgabe und sie haben dir nichts zu sagen. Theresa sowieso
nicht, da sie nur noch einige Tage zu Besuch ist. Wenn überhaupt jemand etwas
sagt, dann ich, stellen wir das für alle Zeiten klar. Du bist kein Diener, kein
Angestellter und damit ist das Thema beendet.“
Der Samburu verließ den Raum, schüttelte den Kopf.
„Mary, wage nie wieder, eine meiner Anordnungen zu
widerrufen, sonst gibt
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