Weisse Haut - Schwarze Haut
es Ärger. Du solltest das heute erledigen, aber hapana,
du musst dich ja im Dorf herumtreiben, dabei hast du nicht bemerkt, dass du
dort nur unangenehm aufgefallen bist. Hapana heißt übrigens etwa - nein. Morgen
erledigst du die Gartenarbeit. Geht der Zirkus bereits nach wenigen Tagen los?“
Ihm entging, wie zufrieden Theresa schmunzelte.
*
M ary wurde von einem merkwürdig, kratzenden
Geräusch geweckt. Es waren irgendwie schauerliche Töne und sie richtete sich im
Bett auf. Williams regelmäßige Atemzüge verrieten ihr, dass er schlief. Da war
es wieder. Sie schwang die Beine aus dem Bett, stand leise auf, griff nach dem
Morgenmantel und schloss den Gürtel, während sie leise zum Fenster tapste. Ein
Kreischen ertönte von draußen und sie zuckte zusammen, ließ die Hand sinken,
die gerade das Fenster öffnen wollte. Sie spähte durch die Holzlamellen hinaus,
konnte jedoch in der Schwärze der Nacht nichts erkennen. Ihr Herz schlug ihr
bis zum Hals, pochte laut. Alles blieb jetzt ruhig und sie schlich leise zum
Bett zurück, als abermals ein unheimlicher Laut durch die Stille zu ihr drang.
„Was machst du da?“
Erschrocken drehte sie sich ein wenig. „Da war ein
komisches Geräusch, als wenn etwas kratzt und dann das Kreischen eines Affen.“
„Vielleicht war das der Leopard. Seit Tagen streift einer
herum. Komm ins Bett, Mary. Das sind die afrikanischen Nachtgeräusche.“
Im Gold des späten Tageslichtes mischte sich das Graublau
der aufkommenden Nacht. In wenigen Minuten würde es dunkel sein und sie legte
das Gartenwerkzeug in den Holzschuppen, verschloss alles und spazierte langsam
hinein, das letzte Tageslicht genießend.
Nachdem sie sich gewaschen hatte, öffnete sie die langen
Haare und bürstete sie, bis sie glänzen. Erst danach ging sie ins Wohnzimmer,
wo sie das Holz im Kamin anzündete und einige Kerzen. Theresa rief nach ihr.
„Ich komme! Essen wir im Wohnzimmer. Hier ist es schön
gemütlich.“
Wenig später saßen die beiden Schwestern vor dem Kamin auf
dem Fell des Zebras und aßen die Häppchen, die Theresa zubereitet hatte.
„Mann, diese
blöde Gartenarbeit. Meine Fingernägel sind abgebrochen. Morgen hole ich Sela,
die kann den Rest bearbeiten, mir helfen. Du hast es gut, kannst den ganzen Tag
draußen liegen und lesen.“
Mary, mach
das. Am besten noch eine weitere Frau dazu. Wenn William wiederkommt und das
ist immer noch nicht fertig, gibt es Ärger.“
„Ich bin schwanger und sollte nicht schwer arbeiten. Ich
bin immer so schnell müde und alle Knochen tun mir weh. Außerdem hast du selber
gesagt, dass das alles zu viel für eine schwangere Frau ist und ich mich viel
mehr ausruhen soll.“
„Komm, hör auf mit dem dummen Kindergeschwätz. Du tust
nichts, sitzt draußen in der Sonne, schläfst bis in die Puppen. Du setzt deine
Ehe aufs Spiel. Ich wusste immer, dass du die falsche Frau für William bist. Er
benötigt eine richtige Frau. Möchte wissen, wieso du so schnell schwanger
wurdest? Ich hatte gesagt, dass du dich nicht bei William einschleimen und
nicht sofort zu ihm ins Bett hüpfen sollst. Das tut eine Lady nicht.“
„Du bist eifersüchtig! Du bist sogar unverheiratet mit
meinem Verlobten ins Bett gehüpft, hast dich nackt in sein Bett gelegt. Ergo
bist du gewiss keine Lady, Schwesterchen. William ist mein Ehemann und er wird
einsehen, dass ich Hilfe benötige. Ich bin schließlich seine Frau und bekomme
unser Baby.“
Theresa erhob sich, schaltete das Radio ein. Zeitweise
konnte sie das Gerede ihrer Schwester nicht mehr hören. Sie hatte immer
gewusst, dass er die falsche Frau geheiratet hatte. Mary war keine wirkliche
Hausherrin, sondern nur ein dummes Kind. Nur alle Männer waren gleich. Sie
fielen auf eine gut aussehende Larve herein, selbst wenn diese Frauen dumm und
faul waren. So war es schon bei John gewesen. Auch der hatte nicht eingesehen,
dass sie die bessere Partie war. Aber Mary war bald weg, weil William bemerkte,
welch dummes Ding er geheiratet hatte.
Sie musste nur abwarten, dann würde sie ihre Chance
bekommen. Miss Theresa Shrimes, Großgrundbesitzerin und Herrin der
Shrimes-Farm.
„Seit
heute ist der Mount Kenya ein staatlich geschützter Nationalpark, da sowohl
Besucher wie auch Einheimische nicht pfleglich mit dem Schutzraum umgingen.
Wilde Wanderwege, Abfall und illegaler Holzeinschlag hatten das Ökosystem
gestört. Jetzt sieht die Zukunft besser aus. Es wird von schärferen Kontrollen
gesprochen.
In
der Hauptstadt
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