Weisse Haut - Schwarze Haut
Dir geht es besser?“
„Sicher doch. Wenn du da bist, geht es mir immer gut“,
flötete sie und er bemerkte, wie Lokop die Augen verdrehte, leicht den Kopf
schüttelte.
„Ich nicht?“, Mary nun.
„Nein, warum? In wenigen Tagen bist du fort.“
„Ich möchte aber …“
„Was du willst, interessiert mich nicht. Unanielewa? Du
hast nichts zu wollen. Machst du jetzt zusätzlich Aufstand, schicke ich dich
hoch. Ich möchte abends in Ruhe essen und die anderen auch. Wir haben nämlich
gearbeitet.“
Beleidigt blickte sie zu ihm, aber er aß ungerührt weiter.
„Ich fahre morgen nach Nairobi und bleibe dort eine Nacht.
Benötigst du etwas, Theresa?“
„Ich mache dir einen Zettel, ist aber nicht viel. Kann ich
dich nicht begleiten? Es wäre besser, wenn ich die Dinge selber aussuchen
könnte. Willst du Catherine besuchen?“
„Theresa, das auch und meine Scheidungspapiere abholen.“
„Du hast … das beantragt?“, forschte Mary entsetzt nach.
„Allerdings. Ich habe es dir gesagt. Verstehst du kein
Englisch?“
„Das … das glaube ich nicht.“
„Ich zeig´s dir übermorgen schwarz auf weiß, Miss
Sinclair.“
Eine Weile war Ruhe. Theresa grinste hingegen zufrieden.
„Jetzt heiratest du also die Memsaab Theresa?“, erkundigte
sich Lokop. „Ich werde weggehen.
„Mary, unterlass es. Das ist alles nur billig. Wen ich
heirate, falls überhaupt, überlasse mir. Das geht euch nichts an.“
„Ich weiß, deswegen ich gehen weg.“
„Mary, unterlass es, solche Lügen zu verbreiten“, meckerte
sie Theresa an. „Du benimmst dich wie ein dummes, bockiges Kind.“
„Logisch, nun bist du am Ziel. Hast du mich deswegen
geschubst, damit ich das Kind verliere?“
„Verschwinde, aber schnell. Wenn ich zurück bin, fährt
dich jemand nach Mombasa und damit Ende der Diskussion. Das ist eine Frechheit.
Als wenn ich Theresa wollte. Albern! Sie ist älter und ansonsten gewiss nicht
mein Typ Frau.“
„Bwana, Mary sagt die Wahrheit. Warum du nie wollen hören?
Weil die Memsaab deine neue bibi sein?“
„Lokop, du lügst nur. Was habe ich dir getan, dass du mich
ständig schlecht machst?“
„Du bist falsch, Memsaab. Warum du dem Bwana nicht sagen
Wahrheit? Ngumo waren hier und du lügen, sagen, du ihn nicht gesehen. Er war
auf der shamba vom Bwana. Du ihm geben Geld. Du Mary geschubst, Treppe
hinunter, dann du gehen in Garten und lesen.“
„Also, das ist eine Gemeinheit. Mary, was redest du dem
Mann für Lügen ein?“
„Theresa, reg dich nicht auf, sie ist ja bald weg und dann
haben wir alle unsere Ruhe.“
„Wieso habe ich euch jemals gestört? Ihr geht seit Jahren
zusammen ins Bett. Ekelhaft! Aber das hat Theresa schon so mit John und zig
Schwarzen gemacht. Wie ein Luder benimmst du dich!“ Mary stand auf und knallte
die Tür zu und auch Lokop ging. „Lassen wir den Bwana und seine bibi allein.
Wazimu! Der Bwana besser jetzt bibi, die nur faul und lügen. Passen gut!“ Die
Tür knallte zu.
„Endlich können wir in Ruhe essen“, gab William lakonisch
von sich, bemerkte nicht den sehr zufriedenen Gesichtsausdruck von Theresa.
Diese Frauen überforderten ihn allmählich. Wie sollte man
mit den mke umgehen, fragte er sich, während er in dem Essen herumstocherte. Nur
er konnte sie nicht einfach in Nairobi absetzen, schließlich war er in gewisser
Weise für sie verantwortlich. Am liebsten sollten beide Frauen nur schnell aus
seinem Leben verschwinden. Ich hätte nie heiraten dürfen, dann wäre mir dieser
Ärger erspart geblieben.
*
I n Nairobi besuchte er zuerst Catherine, die sich
etwas gefangen hatte. Die Schwangerschaft brachte sie dazu, sich nicht gehen zu
lassen, sagte sie ihm. Das Baby würde sie immer an ihn erinnern.
Danach erledigte er die Einkäufe, holte noch die
restlichen Dinge für Weihnachten. Er war, sehr zum großen Ärger seiner
Schwägerin allein gefahren, obwohl Theresa gebettelt und allerlei Argumente
hervorgekramt hatte. Aber Lokop war nicht erschienen und deswegen musste
wenigstens sie dort sein.
Nachmittags ging er in einem Restaurant essen und traf
dort Ann. Die junge Frau saß mit einer älteren zusammen. Er setzte sich zu den
beiden Ladys.
„Wie geht es dir?“, fragte er, da sie vor einigen Monaten
ihren Mann verloren hatte, der an irgendeiner Krankheit gestorben war.
„Gut. Bei uns auf der Plantage läuft es gut, auch dank
Roger. Er kommt hin und wieder vorbei, kümmert sich um alles.“
Roger Hansher war der Bruder von Marvin und hatte
Weitere Kostenlose Bücher