Weisse Haut - Schwarze Haut
hereingerannt, eilte auf Mary zu und krabbelte
auf ihren Schoß. „Habe Hunger. Mamaye, hast du Kuchen gebacken?“
William schmunzelte, nahm den aufgebrachten Blick seiner
Schwägerin wahr und wie liebevoll Mary den Jungen anschaute. James liebte seine
Mutter, trotz allem. Sie erhob sich, lächelte, streichelte ihm über die Haare.
„Sicher habe ich gebacken. Ruf Mweze und Karanja. Ich
bringe euch etwas hinaus, ihr großen njamas.“ Mary blickte ihrem Sohn nach, der
nackt hinausrannte und von weitem schrie, dass es Kuchen gebe.
„Mary, setzt dich. Ich erledige das. Du hast keine Ahnung
und gibst den Kindern zu viel und danach müssen sie sich wieder übergeben.
Willst du den Kindern schaden, sie töten? Es ist eine Schande, dass du nichts
kannst.“
William hatte Mary beobachtet und bemerkte, wie traurig
sie aussah. Zum ersten Mal tat sie ihm leid. Seit der Sache mit Ann hatte er
sie kaum noch beachtet, sie verflucht und aufgefordert, endlich zu gehen.
Inzwischen hatte er sich an ihre Anwesenheit gewöhnt, zumal sie ihm meistens
aus dem Weg ging. Nur selten saßen sie, so wie heute, zusammen. Trotzdem! Er
musste das Problem auf die eine oder andere Weise lösen.
„Theresa, lass es. Mary schadet James gewiss nicht. Du
bist gehässig und boshaft. Zieh endlich zu Marvin oder fahr zurück nach
Britain. Ich will, dass du von meiner Farm verschwindest. Du hast dich lange
genug hier breit gemacht.“
„Baba, Mamaye lieb.“
„Sicher, mein großer njamas. Sie gibt dir Kuchen. Theresa
hat das nicht so gemeint. Sie redet manchmal Unfug. Mary, ich möchte bitte auch
ein Stück Kuchen.“
„Aber nur eins“, schmunzelte James.
„Ich wollte fünf“, zog er seinen Sohn auf, der ihn mit
großen Augen anschaute. „War nur Spaß. Ist der Kuchen alle, muss Mamaye neuen
backen. Der schmeckt uns eben viel zu gut.“
„Ndiyo!“
Theresa sprang auf, hastete hinaus und William seufzte
verstohlen. Ständig gab es mit den Weibern Zirkus. Hätte er das vorher gewusst,
hätte er die beiden schnurstracks zurückgeschickt.
*
„W illiam heute hat der Gouverneur den
Ausnahmezustand ausgerufen. Baring meint, wir sollen ruhig bleibe, keine
unüberlegten Dinge machen. Sie hätten bald wieder alles im Griff. Sie wollen
damit den Widerständlern energisch entgegentreten“, empfing ihn Theresa am
Abend.
„Der spinnt. Sie haben und werden es nicht in den Griff
bekommen, wenn sie nicht einlenken.“
„Meinst du, wir müssen weg?“ Mary jetzt.
„Hapana, ich werde nicht so ohne Weiteres gehen. Wenn du
aber mit Theresa das Land verlassen willst, dann werde ich euch eine Überfahrt
organisieren. Ich vermute, dass Schlimmste steht uns noch bevor.“
„Hier auch?“
„Mary, ich weiß es nicht. Überall erheben sich die
Schwarzen gegen die Siedler. Dabei sind auch Wogs, die immer gut von den Mabwana
behandelt wurden. Ich kann dir nicht sagen, ob nicht auch drüben in den
mashamba einige sind, die uns an den Kragen wollen.“
„Ndemi, Kihiga, Karega würden uns warnen?“
„Auch um die habe ich Angst. Es wurden genug Wogs
umgebracht, weil sie zu eng mit dem Bwana befreundet waren. Im Augenblick
schlagen sie sich gegenseitig mit der panga auf die Köpfe.“
„Was bedeutet dieser Ausnahmezustand für uns?“
„Es gelten besondere Polizeivorschriften. Das bei uns
nichts zu bedeuten. Das bezieht sich mehr auf die Städte und die bevorzugten
Gebiete der Mau-Mau. Angesichts der vielen Gesetzüberschreitungen, der Gewalt,
blieb ihm keine andere Wahl. Er muss jetzt dafür sorgen, dass man diese Rebellen
verhaftet und wieder Ruhe und Ordnung einkehrt.“
„Er hat was von gewissen Personen gesagt, dass man die
jetzt vernehmen könnte.“
„Polizei und das Militär dürfen Personen verhaften, von
denen sie denken, dass die etwas mit den Mau-Mau zu tun haben oder die im
Allgemeinen eine Gefahr für die Öffentlichkeit sind.“
„Kommen deswegen Bataillone an?“
„Besser ist besser, werden sie sich gesagt haben. Es ist
zu viel in den letzten Monaten passiert und immer mehr Afrikaner schließen sich
der Bewegung an, ob freiwillig sei dahingestellt. Ich habe gerade vorhin
gehört, dass in Nyeri drei Askaris verschwunden sind. Einfach so und in der
Nähe haben sie Rinder gestohlen. In der Nähe von Nakuru haben sie Hütten
angezündet. Derzeitig bekriegen sie sich noch selbst.“ Er zögerte kurz. „Ich
vermute, dass es erst richtig losgehen wird. Barings hat den Zeitpunkt
verpasst, das alles auf friedliche Art und Weise
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