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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Deputy kaum gesehen, da der ständig im Einsatz
war. Besonders für Theresa tat es ihm leid. Das Paar traf sich nur selten und
die Hochzeit hatten sie verschoben.
     
    Erst am Abend, nach dem Essen, rückte Marvin mit der
Sprache heraus.
    „William, ich will dich mitnehmen. Wir brauchen deine
Hilfe.“
    „Was ist?“
    „Das Übliche. Die Mau-Mau machen uns zu schaffen.
Insgesamt wurde in den ersten Tagen des Ausnahmezustands über achttausend Personen
verhaftet. Wir reagierten mit Umsiedlungsaktionen, die den Rückhalt der
Bewegung zerstören sollten, aber zwecklos. Außerdem werden Zehntausende
Verdächtige in Internierungslagern festgehalten. Armeen von
Kikuyu-Freiheitskämpfern gingen daraufhin in die Wälder des Mount Kenya und des
Aberdares. Sie führen eine Art Guerillakrieg gegen die europäischen Siedler,
gegen uns. Dabei erhalten sie Unterstützung aus den Städten und von der
Landbevölkerung. Überall werden Farmen und Polizeistationen angegriffen, Siedler
ebenso wie Kollaborateure getötet.“
    „Nun benötigt ihr Männer, die die in den Wäldern
aufspüren?“
    „Du sagst es. Fast alle Siedler, Jäger, Polizisten sind
dabei, auch einige Schwarze.“
    „Meine Arbeit, meine Ernte, alles geht vor die Hunde. Gut,
ich bin dabei. Ich werde Ndemi und Karega fragen, ob sie mitkommen.“
    „Das habe ich gehofft“, grinste Marvin.
    „Wann soll es losgehen?“
    „Morgen Abend sollen wir bei Roger sein.“
    „Bleibst du über Nacht?“
    „Wenn ich darf. Da sehe ich wenigstens meine zukünftige
Frau noch ein paar Stunden.“
    Nachdenklich schlenderte er ins Dorf und besprach sich mit
seinen Freunden, danach gab er Ndege Anweisungen, was in den nächsten Tagen zu
erledigen war.
    Er suchte den Mondomogo auf. „Jambo Kidogo. Ich muss mit
dir reden.“
    „Setz dich.“ Er winkte einer Frau, die wenig später mit
zwei Töpfen dampfenden Tee erschien.
    „Was führt dich zu mir?“
    „Ich fahre morgen früh mit deinem mwana und Ndemi in die
Berge. Ich habe nun eine Bitte.“
    Er trank den Tee, ließ ihn dabei allerdings nicht aus den
Augen.
    „Kidogo, pass bitte auf die watoto auf. Ich habe gehört,
dass sie für ihre Eide jetzt Kinder nehmen und besonders gern Kinder von
Männern, die mit den Mabwana befreundet sind. Aus dem kijiji sind auch zwei
Männer bei den Mau-Mau und ich möchte nicht, dass einem mtoto etwas passiert.
Egal was es kostet, du bekommst es von mir.“ William trank.
    „Es sind vier Männer und wir werden aufpassen. Es wird
keinem etwas geschehen, das verspreche ich dir. Es kostet dich auch nichts, da
wir großes Interesse daran haben, dass unsere Kinder leben, auch dein mwana.“
Er lehnte sich zurück. „Es sind schlimme Zeiten und es wird noch viel Blut
fließen, bevor es ein Ende hat und die wazungu unser nchi verlassen. Nur danach
wird sich nichts ändern, da es immer Weiße in unserem Land geben wird. William,
mach dir keine Gedanken. Dir, dem Bwana James, deiner shamba wird nichts
passieren, da ich euch geschützt habe. Solange ich lebe, seid ihr in
Sicherheit.“
    „Asante sana, Kidogo. Warum kann man nicht reden?“
    „Weil reden keine shilingi bringen.“
    Zurück sprach er mit Lokop, gab ihm Anweisungen. Er ging
hoch, packte einige Sachen zusammen, klopfte danach an der Tür zu Evelyns
Zimmer. „Darf ich kurz stören?“
    „Ja.“ Sie legte das Buch an die Seite. „Setz dich.“
    Er betrat den Raum, schloss die Tür und kam näher. Sie
trug anscheinend schon ein Nachthemd, wie er aus den dünnen weißen Trägern, die
mit kleinen Rüschen besetzt waren, folgerte.
    „Ich werde für eine Weile unterwegs sein. Wenn etwas sein
sollte, sage es Lokop.“ Er setzte sich auf die Bettkante, schaute sie an. Die
langen Haare fielen ihr weit über den Rücken, bedeckten auf der linken Seite
ein Stück des Dekolletés.
    „Geht ihr in die Berge?“
    „Ndiyo, in die Aberdare. Dort sollen sich Mau-Mau
aufhalten. Ich weiß nicht, wie lange es dauert.“ Er reichte ihr die Pistole.
„Eve, trage sie bitte immer bei dir. Du kennst inzwischen die Schwarzen, die
hier verkehren. Kommt ein Fremder, feuere in die Luft. Es kommen die Männer
sofort herüber. Kommt dir oder James einer zu nahe, erschieß ihn. Zwei von
Ndogos Brüdern sind Mau-Mau. Sie sehen allerdings nicht wie er aus. Sind
kleiner, dicker. Man erkennt sie sofort an ihren Klamotten. Sie haben hier
nichts zu suchen. Gehen sie nicht freiwillig, zögere nicht und schieße. Sie
kennen auch kein Mitleid, wenn sie Frauen und Kinder

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