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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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könnten.
     
    Er hielt vor dem lang gestreckten Gebäude in Nyeri,
stürmte hinein und öffnete leise die Tür. Er sah Ndemi regungslos auf einem
Stuhl sitzen, schaute zu Eve, die im Bett lag, einen Verband um den Kopf hatte.
Er schloss leise die Tür, trat näher.
    Ndemi erhob sich, ging auf ihn zu, holte aus und ein
Faustschlag traf ihn und er ging fast zu Boden. Er rieb das Kinn. „Bist du
wazimu?“
    Ein weiterer Schlag folgte.
    „Du hast Sabiha, Ngina und sogar Jane getötet, so wie
meine Brüder.“
    „Ndemi, nicht“, hörte man leise ihre Stimme, dann war nur
noch ihr Weinen zu hören. „Marvin wird sie bestrafen. Sie haben uns alles
genommen, weil sie keine Menschen sind.“
    William stand auf, schaute zu seinem Freund, bemerkte erst
jetzt, dass er über Nacht gealtert war. Er sah anders aus, hatte Falten, wo vor
drei Tagen noch nichts zu sehen gewesen war. Die Augen blickten glanzlos, die
vor wenigen Tagen noch schwarzen Haare nun fast grau. Sicher, er hatte das
Liebste verloren, was er hatte, so wie er seine kleine Jane.
    „Bwana geh. Nur meine watoto halten mich davon ab, dich
und deine Zweitfrau zu töten.“
    „Das denkst du nicht wirklich, oder?“, fragte William
leise, entsetzt.
    „Ndemi, lass es. Sie werden beide dafür bestraft und
eventuell hängen.“
    William wandte sich seiner Frau zu, entsetzt, was sie ihm
zutraute.
    „Malaika, ich habe gewiss nichts damit zu tun und Theresa
ebenfalls nicht. Wir waren in Nyeri, als das Unglück geschah. Ich habe erst
gestern Abend davon erfahren. Das muss jemand anderes gewesen sein. Dass du das
von mir denkst …“ Ihn verschlug es für Sekunden die Sprache. „Was hast du? Wie
geht es dir? Es tut mir so Leid, dass ich nicht bei dir war, als …“ Er konnte
es nicht sagen, weil ihm etwas die Kehle zuschnürte. Vorsichtig nahm er sie in
den Arm, spürte, wie der magere Körper vom Weinen geschüttelt wurde und auch
ihm kamen die Tränen. Er dachte an seine kleine niedliche Tochter, sah Sabiha,
Ngina und Lokop, dazu ständig - Jane. 

*
    D ie Wochen verflogen und er hatte versucht, die
Wogen zu glätten. Das war ihm jedoch nur mit kleinen Erfolgen gelungen. Die
Weißen schnitten ihm, tuschelten, wenn man ihn erblickte. Das Gerücht, dass er
mit Theresa seine Frau und Tochter umbringen wollte, hielt sich hartnäckig.
Selbst im Dorf ging man ihm aus dem Weg. Nur Ndemi hatte er es zu verdanken, dass
nicht die gesamte Arbeit brachlag.
    Marvin und die übrigen Deputy hatten immer noch keine Spur
von demjenigen, der das Massaker angerichtet hatte. Er hatte inzwischen einiges
erfahren, aber das behielt er für sich.
     
    Vor drei Tagen hatte man Eve aus dem hospitali entlassen.
Sie wollte außer Landes und er hinderte sie nicht daran. Er war in gewisser
Weise sogar erleichtert darüber, da sie dann in Sicherheit war. Als sie ihm
vorschlug James mitzunehmen, hatte er erst gezögert, dann zugestimmt. Er durfte
jetzt nicht an sich denken, sondern daran, dass sich derjenige eventuell
nochmals an seiner Familie vergreifen würde. Das Risiko wollte er nicht
eingehen. Morgen früh würde er die beiden nach Nairobi fahren, damit sie nach
Italien fliegen konnten. Sie wohnten zurzeit im Hotel, aber morgen würde er auf
seine Farm zurückkehren.
    „Njiwa peleka salamu kwa yule wangu muhibu. Kannst du dich
noch daran erinnern?“
    „Das Gedicht von der kleinen Taube, nicht wahr?“
    „Kleine Taube bringe meine Grüße an meine Geliebte. Sag
ihr, dass ich sehr leide, krank bin, weil sie mir fehlt. Nachts liege ich
deswegen wach. Wenn sie nicht in mein Leben kommt, wäre das eine Schande für
mich. Meine Liebe für sie ist noch nicht gestorben. Das ist, was mich quält.
Taube, sei nicht müde, flieg und bring mir die Antwort zurück, flieg! Eile zu
meiner Liebe. In ihrer Anwesenheit sprich und sag, sie ist die Einzige, die
mich heilen kann, heißt es in dem Gedicht.“
    „William, ich liebe dich, aber ich muss weg, nur für eine
Weile. Ich habe Angst. Angst, dass James auch noch etwas passiert.“
    „Eve, glaube mir, es waren nicht die Schwarzen, obwohl
einige Idioten etwas anderes behaupten. Selbst Marvin hat heute gesagt, dass er
nicht daran glaubt. Da bin ich mir zu tausend Prozent sicher.“
    „Du denkst, dass es Sanders war, nicht wahr?“
    Für einen Augenblick zögerte er. „Er war es. Warum sollte
irgendjemand das Haus anstecken? Es ergibt keinen Sinn.“
    „Vielleicht wollen sich ehemalige Mau-Mau rächen?“
    „Nein, die haben immer eine Warnung

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