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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Glanz
verloren hatten. Aus der Nase drang zäher Schnodder und sie knirschte mit den
Zähnen. Es schien ein Jerseyrind zu sein.
    „Kauf sie“, flüsterte Karega. „Nur wenige pesa.“
    Michael trat zu ihnen.
    „Wie viel soll sie kosten? Ich würde sie gern kaufen.“
    „Was willst du mit dem kranken Vieh?“
    „Nur so!“ Er war noch etwas verwirrt, dass anscheinend
Karega Englisch konnte, zusätzlich fragte er sich, warum er das Tier kaufen
sollte. Trotzdem vertraute er dem Kikuyu. Warum, würde er sich nie erklären
können.
    Fast eine halbe Stunde feilschte William um die Preise,
schließlich trank er als Besiegelung des Kaufes nun eine Flasche beer mit
Michael. Unauffällig blickte er sich in dem Steinhaus um, das groß war. Das
Wohnzimmer voller Jagdtrophäen, aneinandergereiht dunkle Sitzmöbel aus
schwarzem Leder. Die anderen Möbel, alle aus dunklem Holz. Alles wirkte düster,
nur der große Kamin gefiel ihm.
    „Willst du zum Mittagessen bleiben?“
    „Nein danke, wir müssen los, sonst schaffen wir es nicht
bis zur Dunkelheit.“
    Als sie heraustraten, erblickte er Karega mit der
stehenden Kuh, die torkelte und noch wacklig auf den Beinen stand. Er klopfte
dem Tier den Bauch, redete mit dem Vieh.
    „Die musst du mit dem Wagen abholen, die überlebt den
Marsch nie.“
    „Ich frage Karega.“
    „Man fragt keine Wogs! Glaube mir, die musst du
schlachten, obwohl der die irgendwie hochgebracht hat. Hoffentlich kannst du
das Fleisch kühl aufbewahren?“ William nickte nur.
    Sie liefen zu den Tieren, die ein anderer Schwarzer aus
dem Gatter geführt hatte, und die alle mit einem Strick um den Hals an der
Seite standen, brüllten. Anscheinend hatten sie Angst oder der Strick gefiel
ihnen nicht. William schaute die vier Tiere genau an, nicht dass es andere
waren, als die, die er gekauft hatte.
    „Was machen wir mit ihr?“, fragte er Karega leise.
    „Mitnehmen, Bwana“, grinste er.
    „Das schafft die nicht.“
    „Ndiyo! Schafft sie. Nduiga!“
    Er verabschiedete sich von Michael, der ihm predigte, wie
er sich gegenüber den Schwarzen zu benehmen hatte und dass das kranke Tier
unterwegs zusammenbrechen würde.
    „Versuche ich es, eventuell habe ich Pech gehabt und du
Glück.“
    „William, einen guten Rat“, begann er abermals und William
bemühte sich, nicht unwirsch zu reagieren. „Verbünde dich nicht zu eng mit den
Schwarzen. Denen musst du zeigen, wer der Herr ist, sie ab und zu kräftig in
den Hintern treten, damit sie nicht zu faul und frech werden. Anschreien hilft
meistens nicht, da sie entweder taub sind oder das nicht kapieren.“
    „Danke, werde ich mir merken“, entgegnete er höflich, wenn
innerlich aufgebracht.
    Nun zogen sie los. Er führte die vier Tiere, während
Karega wesentlich langsamer mit der Kuh folgte. Wenn das so weitergeht, kommen
wir erst im Dunkeln an, dachte er und irgendwie war ihm unwohl bei dem
Gedanken. Er hatte nicht die Löwen und Leoparden vergessen.
    Er wartete einige Zeit, da Karega weit zurückgeblieben
war. Er hatte sein Geld für einen blöden Berg Fleisch ausgegeben. Dieses Vieh
konnte man nur schlachten und ein wenig Fleisch mitnehmen, den Rest den Tieren
zurücklassen. Er musste es bewerkstelligen, vor Einbruch der Nacht zurück zu
sein und das schafften sie mit diesem kranken Rind niemals.
    Karega spazierte näher und er sah das Tier an.
    „Lassen wir sie hier. Ich schneide ihr die Kehle durch und
nehme uns ein wenig Fleisch mit. Die ist zu krank. Die schafft das nie.“
    „Schafft sie. Ist stark, kein Fieber, Herz kräftig, Euter
in Ordnung. Sie Probleme mit Kot. Zu wenig Bewegung. Wenn Magen leer, geht
schneller. Gutes Tier, jung und gesund.“ Er führte die Kuh ein wenig an die
Seite, wo man frisches Grün erblickte und ein kleines schmales Wasserrinnsal.
„Bwana, setz dich. Sie können saufen.“
    „Sag nicht Bwana. Das hört sich bescheuert an. Warum hast
du mir nicht gesagt, dass du Englisch kannst?“
    „Nur wenige Wörter. Haben wir in der Missionarsschule
gelernt. Sie haben uns gegeben andere Namen. Ich soll heißen Michael und Ndemi
Thomas.“
    „So ein Blödsinn.“
    „Wazungu alle Blödsinn. Zu viel Sonne auf Kopf. Macht
alles verwirrt.“
    William lachte schallend, dass es weit über die Savanne
hallte.
    „Vermutlich hast du Recht.“
    „Ich habe Recht!“, erwiderte der selbstbewusst.
    Im Verlauf dieses Palavers begann die Kuh zu fressen und
zu saufen, genauso wie die anderen.
    „Meinst du, die wird gesund?“
    „Nie krank.

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