Weisse Haut - Schwarze Haut
Gutes Tier! Viel gicau, viel karia!“ Er
reichte ihm eine Kalebasse und er trank. Es war heiß und ein langer Fußmarsch
lag noch vor ihnen. Die Sonne brannte unbarmherzig vom Himmel auf sie herab und
Bäume gab es nur wenige. William zog ein wenig von dem Fleisch aus seinem
Beutel, teilte es und reichte es zusammen mit dem inzwischen harten Brot
Karega.
„Was heißt gicau und karia?“
„Kleine Kuh und Milch! Du musst lernen unsere Sprache.
Besser!“
„Du meine. Besser!“ Grinsend blickten sie sich an.
Danach setzten sie ihren Marsch fort, und er freute sich,
wenn einer der Bäume ein wenig Schatten spendete.
„Ngoja! Es ist soweit“, rief Karega, der erneut
zurückgeblieben war. Er drehte sich um, erspähte, wie die Kuh an der Seite ihr
Geschäft verrichtete, dabei ein lautes Muh ausstieß, als wenn sie Schmerzen
dabei hätte.
Karega stand etwas abseits, wartend.
„Sie gleich besser laufen“, strahlte er zu William
hinüber, der langsam näher schritt.
Die anderen Tiere fraßen ebenfalls, während sie warteten,
bis das Rind fertig war und das dauerte.
Weiter ging es und William bemerkte, dass das Rind
tatsächlich nicht so weit zurückblieb, wenn sie noch nicht so schnell wie die
anderen lief.
Er wartete abermals auf Karega. „Sag, woher wusstest du,
dass sie gesund wird?“
„Oft gesehen. Wir geben dawa und alles in Ordnung.“
„Was für Medizin?“
„Frag Kinjija, sie wissen genau.“
„Ist das eure Heilerin?“
„Ndiyo!“
„Wenn ich zurück bin, werde ich mit ihr reden. Was macht
sie so?“
„Sie heilt, Tiere und Menschen. Sie helfen Männern damit
sie ihre Mannespflicht erfüllen können und den Frauen beim Gebären und so
einiges mehr. Was du machen in Nairobi?“
„In einem Hotel arbeiten, damit ich Geld bekomme. Ich
möchte mehr Rinder und ein kleines Haus, eine richtige shamba, später.“
Die letzten sechs Kilometer fielen William schwer, im
Gegensatz zu Karega. Bei dem konnte er keinerlei Erschöpfung feststellen.
Zurück sperrten sie die Tiere ein und Karega verabschiedete sich, eilte über
den Stamm zum Dorf.
Völlig erschöpft legte er sich in das Zelt und war Minuten
später trotz des Hungers eingeschlafen.
*
E r blickte gen Osten. Der Himmel zeigte zwischen
den Bäumen hindurch bereits jenes helle Türkis, was den nahenden Sonnenaufgang
ankündigte. Ihm war kalt und er suchte nach den Streichhölzern, entzündet das
Holz und hielt die Hände über die noch kleine Flamme. In wenigen Minuten würde
es hell sein. Drei große Vögel zogen kreischend über ihn hinweg und er blickte
ihnen nach. Rasch schlüpfte er in die Jacke und schaute nach seinen Rindern.
Alles schien in Ordnung zu sein. Selbst die Kranke sah heute besser aus, fraß
wie die anderen. Friedlich standen sie da, nur dass Kleine lag, blickte ihn an.
Im Nebengatter der Bulle schien in Ordnung zu sein, wie er zufrieden
feststellte. Ein leises Glücksgefühl durchströmte ihn. Meine ersten Tiere
dachte er. Der Beginn der Shrimes Farm war gelegt und dank Karega hatte er eine
gute Kuh für wenig Geld bekommen.
So spazierte er zurück, da das Wasser inzwischen bestimmt
heiß war. Er kippte ein wenig in eine Schüssel zum Waschen, danach putzte er
die Zähne, strich mit einem Kamm über die Haare und brühte Kaffee auf.
Gerade hatte er sich hingesetzt, als er Ndemi kommen sah.
„Sabalkheri, magst du einen kahua?“
„Jambo, la si sasa. Der Mzee will dich sehen. Njoo!“
Er löschte das Feuer und trank schnell aus, folgte Ndemi.
„Shauri gani?“
Der zuckte nur mit der Schulter, erwiderte nichts.
Im Dorf angekommen, erblickte er die Männer um ein Feuer
sitzend. William grüßte und setzte sich dazu. Eine ältere Frau reichte ihm eine
Tonschale und er dankte. Ein gutes Zeichen dachte er, etwas beruhigter. Keiner
sprach, aber er bemerkte, wie sie ihn anstarrten. Entfernt saßen Frauen. Sie
blickten verstohlen zu ihm herüber, genauso wie die zahlreichen Kinder. Überall
rannten Ziege, Schafe und Hühner herum, teilweise gejagt von einem Hund,
verfolgt von Kindern.
Er aß den ungesüßten Maisschleim, ugali, der scheußlich
schmeckte. Tapfer würgte er das Zeug hinunter, lehnte mehr jedoch ab. Danach
brachte ein junges Mädchen chai mit Milch und viel Zucker. Ein monotones
Stampfen erklang. Er vermutete, dass einige Frauen Mehl machten oder so was.
Eine Frau rief etwas und die Kinder verschwanden. Kihiga blickte ihn an,
taxierte ihn, sagte etwas zu seinem Sohn.
„Du sollst von dir erzählen.
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